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österreichische zeitschrift für ... - Universität Wien

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Stone hatte klar gemacht, daß er vor der nächsten Sitzung des Board of Trustees<br />

der Ford Foundation Ende Jänner 1960 einen Vorschlag aus <strong>Wien</strong> erhalten<br />

wollte; Anfang Februar entschuldigte sich Verosta in einem privaten Brief bei<br />

Stone und erklärte, daß vor dem Sommer nicht mit einer Einigung zu rechnen<br />

sei, und ohne jede Spur von Ironie fügte er hinzu, daß eben eine Kommission<br />

eingesetzt worden sei, die die Konstruktion eines neuen Rates <strong>für</strong> die kulturellen<br />

Beziehungen zum Ausland besprechen solle. ” In diesem Rahmen dürfte<br />

auch der Herr Unterrichtsminister nicht abgeneigt sein, sich mit der Unterrrichtsverwaltung<br />

an dem Institut <strong>für</strong> Sozialwissenschaften und Zeitgeschichte<br />

zu beteiligen. Leider wird das noch einige Zeit brauchen.“ 34 Einige Tage später<br />

schrieb Lazarsfeld an Stone: ” I have a copy of Verosta’s letter (...) to you. By<br />

now I feel guilt of association for even having been born in Austria. It is really<br />

an impossible situation.“ 35<br />

In der ersten Jahreshälfte 1961 ergreift Stone die Initiative und schlägt<br />

dem Board of Trustees seiner Stiftung ohne weitere Konsultationen mit <strong>österreichische</strong>n<br />

Stellen die Gründung eines ” Institute for Advanced Studies in Vienna“<br />

vor. Für eine fünfjährige Gründungsphase solle eine Million Dollar zur<br />

Verfügung gestellt werden. Das dreiseitige Dokument unterscheidet sich nur in<br />

wenigen Details von Lazarsfelds früherem Report on Austria und den dort<br />

gemachten Empfehlungen. Es betont die Rolle <strong>Wien</strong>s zwischen den beiden<br />

Blöcken und die sich daraus ergebenden politischen Möglichkeiten – ganz im<br />

Sinn dessen, was in den siebziger Jahren Kreisky zu realisieren versuchte:<br />

Expertentreffpunkt, Studienmöglichkeiten, internationale Agenturen. Über die<br />

<strong>Universität</strong> <strong>Wien</strong> ist Stone keineswegs zurückhaltender als es Lazarsfeld in seinem<br />

Report und in seinen Briefen war: Dort herrsche Mittelmaß, und eben<br />

deshalb scheue man die Rückberufung jener Köpfe, die nun zur Stärke der<br />

amerikanischen, britischen und europäischen <strong>Universität</strong>en beitragen würden.<br />

so möchte ich feststellen, daß ich um 1957/58 eine Politik mit dem Einsatz von ’ Privatarmeen‘<br />

längst hinter mir hatte. Das aber ändert nichts an meiner Wertschätzung <strong>für</strong> Engelbert Dolfuß,<br />

der als einziger Regierungschef im Kampf gegen Hitler gefallen ist.“) und der Reinhard<br />

Kamitz, ” dessen vom Wirtschaftsliberalismus getragenen Ansichten gewissen Erwartungen<br />

weit besser entgegenkamen als die meinigen.“ Heinrich Drimmel an den Direktor des IHS,<br />

8. April 1973, Lazarsfeld papers.<br />

34 Stephan Verosta an Stone, 6. Februar 1960, Ford Foundation.<br />

35 Lazarsfeld an Stone, 15. Februar 1960, Ford Foundation. In seinem Rückblick auf die<br />

<strong>Wien</strong>er Institutsgründung meint Lazarsfeld, sie beide seien Anfang 1960 übereingekommen,<br />

daß weitere Verhandlungen sinnlos seien. Man werde abwarten und zugleich versuchen, die<br />

Schwierigkeiten, die niemand ausdrücklich benannt hat, besser zu verstehen. Der abschließende<br />

Satz gibt die Stimmung des Jahres 1960 wohl besser wieder: ” The year 1960 thus was<br />

devoted to the paradoxical situation that an officer and a consultant of the richest American<br />

foundation in the world looked for some way to have the authorities of a small country to<br />

accept a million dollar grant in support of its professional development.“ Lazarsfeld, Prehistory,<br />

wie Anm. 9, 14.<br />

144 ÖZG 11.2000.1

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