österreichische zeitschrift für ... - Universität Wien
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lesen. Nach Ablauf des halbjährigen Sonderzuschusses wendet er sich energisch<br />
der Pilotstudie zu, worüber er gemeinsam mit Knoll im April 1954 Lane gesprächsweise<br />
berichtet. Lane notiert in seinem Tagebuch, dies sei jene Studie<br />
” for which Rockefeller Foundation made a grant-in-aid, with high hopes (...)<br />
All the work this coming year will focus on home life; attitudes towards work<br />
will be left for future study.“ Über die Studie selbst weiß Lane nicht viel mehr<br />
zu berichten. Andere Fragen nehmen hingegen breiten Raum ein: Rosenmayrs<br />
ungesicherte Stellung an der <strong>Universität</strong>, die Möglichkeiten, weiter Geld von<br />
der Rockefeller Foundation zu bekommen, die Nennung der Namen potentieller<br />
Stipendienbezieher, und abschließend der Hinweis Rosenmayrs, daß er zwar<br />
” strongly attached to Vienna“ sei, aber sollte es disheartening“ werden, wol-<br />
”<br />
le er sich in den USA um einen Job umsehen. 77 Ein Viertel Jahr später wird<br />
Rosenmayr Lanes Vorgesetztem De Vinney gegenüber deutlicher:<br />
After I have been able to build up the Research Laboratory with the help of some<br />
excellent collaborators against prejudice I now feel free to ask you to write a few lines<br />
to Prof. Knoll which will be instrumental in his hands in keeping up the decision of<br />
the Law Faculty to have me appointed by Jan. 1 t , 1954 ( , vermutlich 1955).<br />
Dr. Heinz Drimmel who is responsible for University affairs in the Ministry of<br />
Education has promised to support Prof. Knoll from the budgetary angle.<br />
My habilitation thesis has been delayed by the complicated negotiations and<br />
organizational work that had to be done a long time before the official start of the<br />
project.“ 78<br />
Rosenmayr war offenbar der Meinung, daß die Gründung eines Vereins als Nachweis<br />
wissenschaftlicher Tätigkeit genüge und die von der Rockefeller Foundation<br />
<strong>für</strong> die Fertigstellung der Habilitationsschrift genehmigte Summe da<strong>für</strong><br />
auch gut angelegt sei. Sein Versuch, die amerikanische Stiftung dazu bringen,<br />
ihn bei seinem Bemühen, sich eine fixe Anstellung an der <strong>Universität</strong> zu sichern,<br />
zu protegieren, wurde in einem höflichen aber unzweideutigen Antwort-<br />
77 Lane, Tagebuch, 1. u. 2 April 1954, 29.<br />
78 Rosenmayr an DeVinney o. D. [Juli 1954]. Drimmel war damals als Ministerialrat <strong>für</strong> die<br />
Hochschulen zuständiger Beamter. Als Beilagen sandte Rosenmayr einen Artikel aus ’ Die<br />
Presse‘ vom 7. Juli 1954 mit, der berichtet, daß mit stadtsoziologischen Untersuchungen<br />
begonnen worden sei. ” Die Soziologen der <strong>Wien</strong>er <strong>Universität</strong> haben Psychologen, Ärzte,<br />
Volkskundler, Statistiker und Juristen als ständige Mitarbeiter herangezogen. Sie sind mit<br />
den neuesten erpobten sozialwissenschaftlichen Methoden, wie sie im Ausland angewendet<br />
werden, vertraut, gehen aber von den <strong>Wien</strong>er Verhältnissen aus.“ Rockefeller Foundation,<br />
R. G. 1.2 series 705, box 9, folder 80, RAC. Der ebenfalls mitgesandte Fragebogen der schriftlichen<br />
Befragung mußte einem Soziologen wie DeVinney, der tatsächlich mit den neuesten<br />
sozialwissenschaftlichen Methoden vertraut war, die Haare aufstellen: Mehrdeutige Frageformulierungen<br />
und dichotome Klassifikationen über Wohnverhältnisse und -wünsche, wie z. B.<br />
die Frage nach dem Grund, warum jemand einen Beruf ausübt ( ” aus finanziellen Gründen,<br />
aus Freude am Beruf oder warum “).<br />
ÖZG 11.2000.1 159