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österreichische zeitschrift für ... - Universität Wien

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nach seiner Rückkehr und nach Abschluß der halbjährigen Arbeit an der Habilitation<br />

zuerst eine einjährige Pilot-Studie und danach ein Projekt mit zweibis<br />

dreijähriger Laufzeit durchzuführen. Lane äußerte in seiner be<strong>für</strong>wortenden<br />

Stellungnahme Kritik an der Breite des Projekts und bezweifelte, ob Rosenmayr<br />

methodologisch ausreichend ausgebildet sei, um diese Untersuchung<br />

durchführen zu können. Er gab zu bedenken, ob man nicht einen amerikanischen<br />

Experten zu seiner Hilfe nach <strong>Wien</strong> senden sollte, wie man das auch<br />

schon bei vergleichbaren Studien in Deutschland gemacht habe. 74 Ohne Rosenmayrs<br />

weitreichende Vorhaben als Ganzes zu genehmigen, sollte man die<br />

Pilotstudie fördern, sei Rosenmayr doch derzeit der einzige in <strong>Wien</strong>, der derartige<br />

Methoden ausprobiere. Außerdem habe er die Unterstützung des Rektors<br />

und August M. Knolls, was beide schriftlich und mündlich zum Ausdruck gebracht<br />

hätten. 75 Diese offizielle Unterstützung war von entscheidender Bedeutung,<br />

weil die Rockefeller Foundation Förderungen nur an Institutionen, und<br />

nicht an Personen vergab.<br />

Im Mai 1953 genehmigte der Direktor der Social Science Division fünfhundert<br />

US-Dollar, damit Rosenmayr nach seiner Rückkehr, ohne sich materielle<br />

Sorgen machen zu müssen, seine Habilitationsschrift, wie angekündigt,<br />

bis Jahresende fertig stellen könne. 76 Etwa ein Monat später wurde auch die<br />

Pilotstudie genehmigt. Rosenmayrs Zukunft war damit bis ins Frühjahr 1955<br />

hinein gesichert. Sein Projektleiterhonorar betrug 1.560 US-Dollar – oder nach<br />

dem Umrechnungsschlüssel, den er in einem seiner Schreiben erläuterte, das<br />

Doppelte eines <strong>Wien</strong>er Assistentengehalts. Am 28. August 1953 beendete Rosenmayr<br />

seinen zweijährigen Aufenthalt in den USA und kehrte an Bord der<br />

SS Liberte nach Europa zurück, wie die Fellowship Card der Rockefeller Foundation<br />

penibel festhält.<br />

In den nächsten Monaten ist im Schriftverkehr Rosenmayrs mit Funktionären<br />

der Rockefeller Foundation von den Habilitationsplänen nichts mehr zu<br />

74 Lane erwähnt ausdrücklich die sog. Darmstadtstudie, wo Nels Anderson von der ’ Rockefeller<br />

Foundation‘ als Konsultant nach Deutschland entsandt wurde. Raffaele Rauty, Introduction,<br />

in: Nels Anderson, On Hobos and Homelessness, Chicago 1998.<br />

75 Lane, Recommendation, 22. April 1953, Rockefeller Foundation, R. G. 1.2, series 705,<br />

box 9, folder 80, RAC; dort befindet sich auch das Schreiben von Rektor Alfred Verdross und<br />

August M. Knoll an den Direktor der ’ Social Science Division‘ der ’ Rockefeller Foundation‘<br />

Joseph H. Willits vom 17. Juni 1953, worin es einleitend heißt: ” im Sinne des traditionellen<br />

Interesses der <strong>Universität</strong> <strong>Wien</strong> am Ausbau der Sozialwissenschaften“ und später wird<br />

Rosenmayrs Forschungsvorhaben so charakterisiert: ” Diese Forschung setzt sich zum Ziel<br />

die Analyse der wichtigsten öffentlichen und privaten Gruppen, mit denen sich die <strong>Wien</strong>er<br />

Bevölkerung identifiziert, und strebt darnach, die Prozesse solcher Identifizierung und die<br />

Auswirkungen derselben auf die breitere <strong>österreichische</strong> Bevölkerung zu ermitteln.“<br />

76 Rockefeller Foundation, R. G. 1.2, series 705, Box 9, folder 80, RAC. Nach Rosenmayrs<br />

eigenen Berechnungen verfügte er damit über ein Monatseinkommen in vier- bis sechsfacher<br />

Höhe der Bezüge einer Wissenschaftlichen Hilfskraft bzw. um über die Hälfte mehr als ein<br />

<strong>Universität</strong>sassistent in diesen Jahren verdiente.<br />

158 ÖZG 11.2000.1

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