österreichische zeitschrift für ... - Universität Wien
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der ” absolutely incompetent to administer such an institute“ sei, abverlangt<br />
worden, ein Buch zu schreiben. Deren Themen stünden manchmal mit vergangenen<br />
Tätigkeiten oder Interessen der Assistenten in Verbindung, in keinem<br />
Fall jedoch mit dem, was die Gastprofessoren vortragen würden.<br />
As a consequence, the guest lecturers found themselves lecturing to people who had<br />
no intellectual reason to be there, and quickly found themselves wondering what in<br />
the world they were doing there. (...) In short one could say that the Institute operates<br />
in a vacuum, and is held together only by the fact that for the assistants it provides<br />
more income than they will ever make again, and for the guest professors a pleasant<br />
stay in Vienna.<br />
Coleman, der an der Columbia University bei Merton und Lazarsfeld studiert<br />
hatte, sparte nicht mit Kritik an den ursprünglichen Plänen, durch die Institutsgründung<br />
die vergangene kulturelle Blüte <strong>Wien</strong>s wiederherzustellen. Mit einer<br />
” outspokenness“, die der Kozliks nicht nachstand, zertrümmerte er die Grün-<br />
dungsidee seines Lehrers Lazarsfelds: ” An ’ Institute for Advanced Study ’ covering<br />
only Austria is wholly inappropriate; that is like an Institute for Advanced<br />
Study for the state of Tennessee.“ 116 Seine Kritik brachte Coleman<br />
einen neuen Job ein. 117 Wenige Tage nach Einlangen des Briefes lud Stone<br />
Lazarsfeld, Morgenstern, Burkhardt und Coleman zu sich nach Hause ein und<br />
nach Diskussion des Briefes schlug Stone vor, daß Coleman als Konsulent der<br />
Ford Foundation nach <strong>Wien</strong> fahren solle, um Sagoroff zu helfen, ” firm curriculum<br />
and administrative plans for the future“ auszuarbeiten. Im Oktober<br />
1964 verbrachte Coleman eine Woche in <strong>Wien</strong>, worüber er akribisch berichtet.<br />
Am ersten Tag stand eine Besichtigung des Gebäudes auf dem Programm.<br />
Die 29 Studenten hätten, obwohl genug Platz vorhanden sei, weder eigene Arbeitsräume<br />
noch Schreibtische. Die ungefähr 29 Assistenten, die Zahl lasse sich<br />
wegen Halb- und Viertelbeschäftigten nicht genau angeben, hätten Arbeitszimmer,<br />
benützten sie aber nicht. Während seines gesamten Aufenthalts sei das<br />
Gebäude leer gewesen. Ein Treffen Colemans mit den Assistenten konnte erst<br />
nach fünf Uhr nachmittags anberaumt werden, weil einige Assistenten anderen<br />
Vollzeitbeschäftigungen nachgingen. Einer sei in Afrika, zwei andere schon in<br />
Deutschland Professoren – alle aber bezögen weiter ihr <strong>für</strong>stliches Gehalt. Direktor<br />
Sagoroff sei ein netter Mensch, der zu allem, was Coleman vorschlage,<br />
ja sage, aber funktionieren würde immer noch nichts. Die Bibliothek habe fast<br />
keine Bücher, und das Gebäude werde um acht Uhr abends zugesperrt. Am Wo-<br />
116 Coleman an Ford Foundation, 10. September 1964, Ford Foundation, reel 2845.<br />
117 Coleman leitete zu dieser Zeit die Erhebung, die als ’ Coleman Report‘ in die Geschichte<br />
der Soziologie und der amerikanischen Debatte über organisatorische Maßnahmen zur Reduktion<br />
der Ungleichheit zwischen Schwarzen und Weißen im Bildungswesen einging, vgl.<br />
Morton Hunt, Profiles of Social Sesearch. The Scientific Study of Human Interactions, New<br />
York 1985.<br />
172 ÖZG 11.2000.1