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österreichische zeitschrift für ... - Universität Wien

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during the first few months.“ 61 Wohl deshalb kam nicht nur er, sondern auch<br />

Frederick Burkhardt noch vor der offiziellen Eröffnung des Institut <strong>für</strong> Höhere<br />

Studien nach <strong>Wien</strong>, um nach dem Rechten zu sehen. Burkhardt, der seit längerem<br />

mit der <strong>Wien</strong>er Gründung nichts mehr zu tun gehabt hatte, nun aber als<br />

Vertreter der Ford Foundation in das Kuratorium entsandt worden war, hielt<br />

sich im Juni 1963 elf Tage in <strong>Wien</strong> auf und verfaßte darüber ein Protokoll. Die<br />

meiste Zeit verbrachte er mit den beiden neuen Direktoren Sagoroff und Kozlik,<br />

die, obwohl sie sehr gut entlohnt wurden, 62 ihre früheren Stellen behielten.<br />

Sagoroff erledigte seine Aufgaben als Professor <strong>für</strong> Statistik an der <strong>Universität</strong><br />

<strong>Wien</strong> nach eigener Aussage in vier Stunden pro Woche. Der Umgang beider<br />

Direktoren miteinander war von Anfang an nicht friktionsfrei, was angesichts<br />

der Bestellungsprozedur auch nicht verwundern kann. In solchen Situationen<br />

entwickelt sich kooperatives Handeln höchst selten, weil die Zukunft der Institution<br />

und ihrer Funktionsträger nicht von persönlicher Leistung, sondern von<br />

politischen Kräften abhängt, die sie nicht beeinflussen können. Gemeinsames<br />

Handeln der beiden Direktoren hätte die politischen Parteien, die sie entsandt<br />

hatten, wahrscheinlich sogar argwöhnisch werden lassen. Dies alles zementierte<br />

die Abhängigkeit der Direktoren von ihren Protektoren. So betrachtet, war<br />

es aus ihrer Sicht auch nicht unvernünftig, ihre früheren Stellen zu behalten.<br />

Keiner der beiden konnte wissen, ob sich das politische Tauschgeschäft nicht<br />

unversehens gegen ihn wenden würde.<br />

In nur zehn Tagen gewann Burkhardt – unabhängig von Lazarsfeld – ein<br />

annähernd vollständiges Bild: Die Politiker hatten <strong>für</strong> ihn kaum Zeit – Österreich<br />

erlebte gerade die sogenannte Habsburg-Krise –, waren schlecht informiert<br />

und verließen sich jeweils auf ihren Vertrauensmann im Kuratorium. Die bislang<br />

engagierten Mitarbeiter – neben den beiden Direktoren eine Generalsekretärin<br />

und einige Assistenten – wußten nicht so recht, wo<strong>für</strong> sie engagiert worden<br />

waren. Zu einer gemeinsamen Planung der Instituts-Tätigkeit konnten sie sich<br />

nicht aufraffen. Außerhalb des ” Ford-Instituts“, wie das Institut anfangs meist<br />

genannt wurde, warteten einige darauf, an die Futtertröge der finanzierenden<br />

Foundation heranzukommen; andere langten bereits kräftig zu. Im Vier-Augen-<br />

Gespräch, so Burkhardt, ” the dam burst right away“ und zum Vorschein kam,<br />

was Peter de Janosi 1973 in seinem Abschlußbericht über die Erfahrungen der<br />

Ford Foundation in <strong>Wien</strong> zu jenem vernichtenden Urteil veranlaßte, das diesem<br />

Beitrag vorangestellt ist. 63<br />

61 Lazarsfeld an Stone, 5. Oktober 1962, Ford Foundation.<br />

62 Sagoroff bekam 12.000 und Kozlik 11.000 als Jahresgehalt.<br />

63 Peter de Janosi (geb. 1928), Studium der Nationalökonomie in Wesleyan und Michigan,<br />

Mitarbeiter der ’ Ford Foundation‘. Die Zitate sind der ’ Final Evaluation‘ entnommen, September<br />

10, 1973, Ford Foundation, reel 2574.<br />

ÖZG 11.2000.1 153

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