österreichische zeitschrift für ... - Universität Wien
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diesen neuen Gebieten mit den passenden Schwerpunkten, Personen und kognitiven<br />
Tiefen anzunehmen. Auch führen neue Formen der Instrumentierung<br />
wie die Einführung von technologischen Systemen in der Regel zu zusätzlichem<br />
Personalaufwand. Aber die Aufnahme von neuen Personen, Talenten und der<br />
erforderlichen kognitiven Tiefe haben fast unausweichlich Vergrößerungen im<br />
Mitarbeiterstab solcher Forschungseinrichtungen zur Folge.<br />
Zuwächse an kognitiver Weite und Tiefe, wenn sie nicht entsprechend organisiert<br />
und integriert werden, können letztlich die Potentiale von Forschungseinrichtungen<br />
<strong>für</strong> große Durchbrüche begrenzen. Es scheint eine natürliche Tendenz<br />
da<strong>für</strong> zu geben, daß Wachstum an Disziplinen und kognitiver Tiefe zu<br />
mehr Differenzierung und zur Desintegration führt. Zudem erweisen sich diese<br />
Veränderungen oftmals von hierarchischen Koordinationen und Bürokratisierungsprozessen<br />
begleitet, welche ihrerseits einen negativen Impact <strong>für</strong> die<br />
Möglichkeit großer Durchbrüche und nachhaltiger Entdeckungen ausüben.<br />
Mit der zunehmenden Differenzierung von Forschungseinrichtungen in immer<br />
mehr Abteilungen und Unterabteilungen werden auch im Laufe der Zeit<br />
die Rekrutierung neuen Personals wie auch die Anwerbung zusätzlicher Forschungsmittel<br />
an die unteren Ebenen delegiert. Und weil akademischen Einrichtungen<br />
eine konservative Grundtendenz innewohnt, werden auch stärker<br />
Personen aufgenommen, welche eingefahrene Denkgewohnheiten reproduzieren<br />
und fortsetzen. Aus diesem Grund übt die Differenzierung einen tendenziell<br />
bremsenden Einfluß auf das Überschreiten disziplinärer Grenzziehungen und<br />
auf den Prozeß der wissenschaftlichen Integration aus, die sich ja gerade als<br />
so wichtig <strong>für</strong> die Entstehung großer wissenschaftlicher Durchbrüche herausgestellt<br />
haben.<br />
Konkret bedeuten die Zuwächse an Institutsgröße sowie die Dezentralisierung<br />
von Entscheidungen über Forschungsschwerpunkte und Personal auf<br />
die Ebenen von einzelnen Abteilungen auch die Herausbildung von mehr bürokratischen<br />
Abläufen und Budgetkontrollen. Mit der Formalisierung der internen<br />
Prozesse von Forschungseinrichtungen wie auch mit dem Anwachsen an<br />
struktureller Differenzierung nehmen auch die Häufigkeit und die Intensität der<br />
Beziehungen zwischen einzelnen Abteilungen und damit auch die soziale Integration<br />
ab. Damit kann zur bestehenden theoretischen Literatur zum Thema<br />
Organisationsdifferenzierung eine neue Einsicht hinzugefügt werden, wonach<br />
Größenwachstum zu Differenzierungen und damit zu einer geringeren Anzahl<br />
an größeren Durchbrüchen im Feld der biomedizinischen Wissenschaften führt.<br />
Zum Schluß möchten wir noch eine Frage aufwerfen, die erst in einer weiteren<br />
Stufe dieses Forschungsprojekts aufgenommen und untersucht werden<br />
wird, nämlich die Beziehungen zwischen der Forschungsorganisation und den<br />
konkreten settings von Forschungslaboratorien/Abteilungen einerseits mit den<br />
psychologischen wie kognitiven Aspekten von Kreativität auf der anderen Sei-<br />
ÖZG 11.2000.1 65