österreichische zeitschrift für ... - Universität Wien
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anführen. Rosenmayr veröffentlichte in den acht Jahren, in denen die Rockefeller<br />
Foundation seine Sozialwissenschaftliche Forschungsstelle förderte, zwei<br />
selbständige Forschungsberichte, schrieb seine unveröffentlichte Habilitationsschrift<br />
und publizierte sechs Aufsätze. 94 Während Marienthal zum Klassiker<br />
wurde, verblich der Ruhm von Rosenmayrs Veröffentlichungen aus diesen Jahren<br />
innerhalb jener Frist, die mit dem unzutreffenden Bild der Halbwertszeit<br />
wissenschaftlicher Veröffentlichungen zu bestimmen versucht wurde. Aus der<br />
Gruppe um Lazarsfeld gingen trotz der Widrigkeiten, die ihre Mitglieder im Zusammenhang<br />
mit ihrer Flucht aus Österreich überwinden mußten, anerkannte<br />
Soziologen und Psychologen hervor (Marie Jahoda, Hans Zeisel, Hertha Herzog,<br />
die zum Kern der Forschungsstelle gehörten, sowie Katherine Wolf, Else<br />
Frenkel-Brunswik, Hedda Bolgar, Lotte Danzinger, die auf die eine oder andere<br />
Art von der Nähe zu dieser Gruppe profitierten). Rosenmayr hingegen<br />
blieb ziemlich allein. Von jenen, die mit ihm schon in den fünfziger Jahren zusammenarbeiteten,<br />
erwarb nur Hans Strotzka später selbständig Reputation.<br />
Erst in den sechziger Jahren betraten die ersten jungen <strong>Wien</strong>er Soziologen die<br />
Bühne, auf der sich Rosenmayr schon so lange tummelte – was allerdings wenigstens<br />
teilweise auf die Wirkungen des 1963 eröffneten Instituts <strong>für</strong> Höhere<br />
Studien zurückzuführen ist.<br />
Noch bevor sich die Rockefeller Foundation zur nochmaligen Unterstützung<br />
Rosenmayrs entschlossen hatte, trat dieser an die zweite große US-Stiftung,<br />
die Ford Foundation, mit einem Förderungsantrag heran, nachdem er schon<br />
im Sommer des Vorjahres mit Stone ein Gespräch geführt hatte. Ein halbes<br />
Jahr danach schaltet sich Rosenmayrs transatlantischer Protektor Lazarsfeld<br />
ein und schreibt an Stone ein geradezu überschwengliches Empfehlungsschreiben:<br />
” I have studied the application of Dr. Leopold Rosenmayr. It is a thoroughly<br />
professional job and there is no doubt in my mind that it should be<br />
supported. As a matter of fact, of the many foreign applications I have seen<br />
in recent years this is the one which shows the most understanding of how<br />
organized social research should be developed and what Foundation funds can<br />
contribute.“ 95 Ausführlicher als die Stellungnahme zu Rosenmayrs Forschungsprojekt<br />
fällt dann Lazarsfelds Kommentar dazu aus, wie ” Rosenmayr’s plans<br />
fit the general Austrian program“, das er ein Jahr davor entwickelt hatte. Rosenmayr<br />
wolle an der <strong>Universität</strong> ein Zentrum <strong>für</strong> Sozialforschung etablieren<br />
und die Ford Foundation sollte zusätzlich auch ein zweites, außeruniversitäres<br />
Zentrum fördern. Dabei dachte Lazarsfeld nicht an das geplante spätere Institut<br />
<strong>für</strong> Höhere Studien, sondern an eine Gruppe junger Sozialwissenschaftler im<br />
94 Seine Ankündigung, eine Kritik von Helmut Schelskys jugendsoziologischem Bestseller<br />
’ Die skeptische Generation‘ zu liefern, konnte er nicht einlösen. Erskine W. McKinley interview<br />
with Leopold Rosenmayr, 4. November 1958, Rockefeller Foundation, R. G. 1.2, series<br />
705, box 9, folder 82, RAC.<br />
95 Lazarsfeld an Stone, 12. Jänner 1959, Ford Foundation, reel 0565.<br />
164 ÖZG 11.2000.1