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österreichische zeitschrift für ... - Universität Wien

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While I didn’t know the history of Yugoslavia as well as that of Poland I was surprised<br />

how many good people could be found there (...). I asked Stone to send me on a<br />

similar mission to Austria because I thought I might be able to help some of my<br />

former students and associates. However, I did not find younger people who would<br />

live up to the standards which the Ford Foundation had set up for the granting of<br />

these fellowships. This impression was gained when, in January 1958, I spent ten days<br />

in Vienna. Upon my return I sent a very long Report on Austria to Dr. Stone. 11<br />

Dieser Report on Austria bildet den sachlichen Ausgangspunkt <strong>für</strong> die Bemühungen<br />

der Ford Foundation, in <strong>Wien</strong> ein Institut zu gründen. Auf den ersten<br />

fünf Seiten skizziert Lazarsfeld den ” General Background“. 12 Um die Schwierigkeiten<br />

der <strong>österreichische</strong>n <strong>Universität</strong>en zu verstehen, sei es nötig, drei Tatsachen<br />

zu berücksichtigen: ” Die anti-intellektuellen Auswirkungen der jüngsten<br />

Geschichte Österreichs, die Besonderheiten der gegenwärtigen <strong>österreichische</strong>n<br />

Politik und die Beziehung der Katholischen Kirche zu den Sozialwissenschaften.“<br />

1918 habe <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> bedeutet, nicht mehr die Metropole eines beinahe<br />

sechzig Millionen Menschen umfassenden Reiches, sondern die Hauptstadt eines<br />

kleinen Staates von sieben Millionen Einwohnern zu sein. Während seine ” intelligentsia“<br />

früher aus Deutschen, Slawen, Ungarn und Juden bestand, habe nach<br />

1918 ” langsam eine Abwanderung der Intellektuellen“ nach Deutschland und in<br />

die Nachfolgestaaten des Habsburgerreiches eingesetzt. Dennoch habe es in den<br />

zwanziger Jahren intellektuelles Leben gegeben, zum einen wegen der ” vigorous<br />

activities“ der Gemeinde <strong>Wien</strong>, die Lazarsfeld mit dem zehn Jahre später beginnenden<br />

New Deal in den USA vergleicht, und zum anderen, weil die ” very<br />

intense political battles gave opportunities to prominent men on both the Conservative<br />

and the Social Democratic sides.“ 1934 sei der ” zweite Schock“ erfolgt,<br />

als ein ” faschistische(s) Regime nach italienischem Vorbild“ <strong>Universität</strong>sprofessoren<br />

und andere Intellektuelle entlassen oder in die Emigration getrieben habe.<br />

In dieser Zeit sei der Antisemitismus noch nicht stärker gewesen als in früherer<br />

Zeit; soziale Diskriminierung der Juden habe es immer schon gegeben. 1938<br />

seien dann alle Juden vertrieben worden, und nach dem Ende des Krieges habe<br />

eine vierte ” decimation of talent“ stattgefunden. ” While the denazification<br />

of Austria was politically desirable and carried out more thouroughly than in<br />

Western Germany it cannot be denied that it led to the elimination of what<br />

had remained of intellectual talent between 1918 and 1945.“<br />

11 Lazarsfeld, Pre-history, wie Anm. 9. – Dieses 1973 verfaßte Manuskript hätte den Anfang<br />

einer wissenschaftshistorischen Studie bilden sollen, blieb aber ohne Folgen. Lazarsfeld hatte<br />

vorgeschlagen, seine Dokumentation durch die anderer und durch Oral history zu ergänzen.<br />

Die ’ Pre-history‘ ist im Ton diplomatisch und weniger detailliert als der ’ Report on Austria‘,<br />

aus dem ich hier ausführlich zitiere.<br />

12 Paul F. Lazarsfeld, Report on Austria, Lazarsfeld Papers, Box 38. Daraus alle folgenden<br />

Zitate.<br />

ÖZG 11.2000.1 133

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