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österreichische zeitschrift für ... - Universität Wien

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takuläre Durchbrüche ereigneten. Die ” große Vision“ von Bill Rutter, Harold<br />

Varmus, Michael Bishop, Bruce Alberts, Stanley Prusiner und anderen war ein<br />

direkter Angriff auf die ’ Departmentalisierung‘, die sich in den meisten amerikanischen<br />

medizinischen Fakultäten, aber auch an den meisten amerikanischen<br />

<strong>Universität</strong>en breitmachte. Die Strategie der medizinischen Fakultät an der<br />

UCSF zur Organisierung ihrer Grundlagenforschung sollte zu einem beneideten<br />

best practice-Fall avancieren, den andere medizinischen Fakultäten noch<br />

immer zu imitieren versuchen.<br />

Ein weiteres Beispiel <strong>für</strong> eine fundamentale Umwandlung stellt das Biologie-<br />

Institut am MIT dar, das vor den 1960er Jahren so durch Mittelmäßigkeit<br />

glänzte, daß es Gefahr lief, von der <strong>Universität</strong>sverwaltung überhaupt geschlossen<br />

zu werden. Doch die Ernennung von Salvadore Luria zum MIT-Professor<br />

brachte einen grundlegenden Wandel in den bisherigen Strategien mit sich.<br />

Denn Luria schloß sich schnell mit Boris Magasanik, der aus der medizinischen<br />

Fakultät von Harvard bestellt wurde, zu einem Team zusammen, und dieses<br />

neue Team begann sofort, ein neues integriertes Programm <strong>für</strong> die Ausbildung<br />

von College-Studenten zu entwickeln. Dieses Programm erwies sich als so erfolgreich,<br />

daß mehr und mehr Studenten sich da<strong>für</strong> entschieden – und dieser<br />

meßbare Erfolg führte seinerseits dazu, mehr Lehrpersonal aufzunehmen. In<br />

diesem Prozeß wurden dann zwei riskante strategische Entscheidungen getroffen.<br />

Erstens sollte der gesamte Bereich der Biologie über ein einziges Institut repräsentiert<br />

werden; und zweitens sollte dieses Institut nur solche hochrangigen<br />

Wissenschaftler aufnehmen, die erwiesenermaßen über hohe Kommunikationsund<br />

Interaktionskompetenzen verfügen. Und obschon zwei Forschungsinstitute,<br />

das Whitehead Institute und ein Krebsforschungsinstitut, in den nächsten<br />

Jahren an das Biologie-Department angebunden wurden, ist die grundsätzliche<br />

Strategie beibehalten worden. Weniger als sechzig Mitglieder sollten nach den<br />

bisherigen Rekrutierungskriterien die MIT-Biologie vorantreiben. Anders ausgedrückt,<br />

die MIT-Biologie wurde nicht in zahlreiche Institute unterteilt und<br />

aufgespalten. Und als bemerkenswert fällt auch auf, daß die Integration im Falle<br />

von MIT über ein integriertes Ausbildungsprogramm <strong>für</strong> College-Studenten<br />

vollzogen wurde, an dem aber viele Institutsmitglieder teilnahmen. Die Erfolgsgeschichte<br />

am MIT verdient auch deswegen Beachtung, weil normalerweise die<br />

Lehre als Barriere oder Hindernis <strong>für</strong> ein erstklassiges Forschungsprogramm<br />

wahrgenommen wird. Innerhalb nur kurzer Zeit avancierte aber das MIT ’ lehrinduziert‘<br />

zu einem Zentrum, an dem sich gleich eine Reihe von großen biomedizinischen<br />

Durchbrüchen ereignete. Heute weist allein dieses Institut vier<br />

Nobel-Preisträger aus – und der mittlerweile verstorbene Salvadore Luria war<br />

der fünfte Preisträger dieser Einrichtung.<br />

Eine dritte Strategie resultiert schließlich aus der Möglichkeit, ein kleines<br />

interdisziplinäres Forschungsinstitut oder ein ’ Zentrum‘ im Umkreis einer<br />

ÖZG 11.2000.1 59

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