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österreichische zeitschrift für ... - Universität Wien

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in diesem Prozeß mehr als ein Dutzend Institute aufgelöst. Nach Jahren der<br />

Rekonfigurationen innerhalb der Biologie weist Berkeley heute ein weitaus ’ integrierteres‘<br />

Biologie-Programm und eine Grundstruktur auf, welche ein hohes<br />

Potential <strong>für</strong> große Durchbrüche und Entdeckungen in der Zukunft birgt.<br />

Differenzierung, Größe und Bürokratisierung stellen jene hauptsächlichen<br />

Schlüsselfaktoren dar, welche speziell die organisatorische Flexibilität einengen<br />

und behindern. Die Wissenschaften und ihre Erkenntnisfortschritte sind<br />

durch überaus dynamische Prozesse charakterisiert. Und dies wiederum bedeutet,<br />

daß Forschungseinrichtungen, wollen sie sich diesen schnellen Veränderungen<br />

erfolgreich anpassen, über hochflexible Strukturen verfügen müssen. Genau<br />

diese Flexibilität in den Anpassungen an die kognitiven Umbrüche und Neustrukturierungen<br />

bildet das Potential, aus dem später die großen Entdeckungen<br />

werden. Ein Mangel an Flexibilität stellt das Grundproblem an den meisten medizinischen<br />

Fakultäten innerhalb der Vereinigten Staaten dar. Als eine große<br />

Anzahl dieser medizinischen Fakultäten gegründet wurde, wurden sie von den<br />

klinischen Wissenschaften dominiert, speziell von den Instituten <strong>für</strong> Medizin<br />

und <strong>für</strong> Chirurgie. Die meisten medizinischen Fakultäten wurden scharf zwischen<br />

klinische Wissenschaften und Grundlagenforschung getrennt. Aus diesem<br />

Grunde erwies es sich <strong>für</strong> die meisten dieser grundlagenorientierten Institute<br />

innerhalb der medizinischen Fakultäten als äußerst schwierig, jene Autonomie<br />

und organisatorische Umgebung zu erhalten, die <strong>für</strong> große Durchbrüche und<br />

herausragende Arbeiten notwendig ist. Obschon sich über die Jahre die medizinischen<br />

Fakultäten an den <strong>Universität</strong>en von Michigan, Minnesota, Pennsylvania<br />

oder Wisconsin als sehr stark oder als qualitativ hochwertig innerhalb der<br />

klinischen Wissenschaften auswiesen, so haben sie doch im zwanzigsten Jahrhundert<br />

keine oder ganz wenige Spuren im Bereich der großen biomedizinischen<br />

Durchbrüche hinterlassen.<br />

Die University of Chicago stellt den Fall einer sehr prestigeträchtigen Einrichtung<br />

dar, welche im Bereich der Chemie, der Physik, aber auch der Ökonomie<br />

große Beiträge zum Wissensfortschritt geliefert hat. Und doch zeigt sich der<br />

Beitrag dieser <strong>Universität</strong> innerhalb der Biomedizin von einer vernachlässigbaren<br />

Größe. Interessant wird der Fall der University of Chicago noch dadurch,<br />

daß sie von ihrer Grundstruktur her eigentlich große biomedizinische Durchbrüche<br />

hätte ermöglichen sollen. Und so zeigt das Beispiel von Chicago, daß<br />

neben einer passenden Organisation auch die dazugehörigen kognitiven oder<br />

biomedizinischen ’ Landkarten‘ stimmen müssen: ohne stimmige ’ kognitive Karten‘<br />

keine spektakulären Entdeckungen. Die University of Chicago besitzt zwar<br />

im Unterschied etwa zum Rockefeller-Institut oder zu Cal Tech akademische<br />

Institute, doch im Gegensatz zu den meisten Forschungsuniversitäten sind die<br />

gesamten biomedizinischen Wissenschaften innerhalb einer Großabteilung <strong>für</strong><br />

Biologie unter der Führung einer einzelnen Person zusammengefaßt. Anders<br />

ÖZG 11.2000.1 55

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