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österreichische zeitschrift für ... - Universität Wien

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eifersüchtig verteidigten; und schließlich habe die Unterrichtsverwaltung ihrerseits<br />

zum Verfall beigetragen, habe sie doch das alte System aufgelassen, jedes<br />

wichtige Fach mit zumindest zwei Lehrstühlen auszustatten, um die Konkurrenz<br />

und damit den Leistungswillen zu erhöhen. Der <strong>Wien</strong>er Lehrkörper könnte<br />

seine alte Blüte wieder erlangen, würde man seine ehemaligen über die ganze<br />

westliche Welt verstreuten Mitglieder wieder einsammeln. Man bräuchte nur<br />

entsprechende finanzielle Mittel, um innerhalb von fünfundzwanzig Jahren das<br />

frühere Ansehen wiederzuerlangen.<br />

Bevor Hayek seinen Rettungsplan näher erläutert, gibt er einen knappen<br />

Überblick über <strong>Wien</strong>s vergangene Größe. 3 Er zitiert Daten, die ihn selbst überrascht<br />

hätten, nennt die Zahl der <strong>österreichische</strong>n Nobelpreisträger bis 1950<br />

und schließt die Vermutung an, daß in Relation zur Bevölkerungszahl <strong>Wien</strong><br />

weltweit an erster Stelle liegen müßte. 4 Für jene Wissenschaften, mit denen<br />

er hinreichend vertraut sei, stellt er drei Generationen nebeneinander: <strong>Wien</strong>er<br />

Gründerväter wie Boltzmann, Brentano, Freud, Lammasch, Mach und Menger;<br />

deren Schüler, die in der Zwischenkriegszeit noch zur Blüte <strong>Wien</strong>s beigetragen<br />

hätten, 5 und jene Generation, die heute vor allem im Ausland tätig<br />

sei. 6 Danach spricht Hayek über <strong>Wien</strong>s Rolle an der Grenze der beiden widerstreitenden<br />

politischen Systeme, seine Ausstrahlung nach dem Osten und<br />

andere Klischees, und behauptet, daß ” massive help extending over a long period<br />

would be likely to bring exceptionally large returns.“ Mit der Hälfte des<br />

Jahresbudgets einer großen amerikanischen <strong>Universität</strong> könne man jedenfalls<br />

eines der größten Zentren der Gelehrsamkeit wieder auf seine Füße stellen.<br />

Hayek schwebte ein ” concerted move“ der Ex-<strong>Wien</strong>er an den Dr. Karl Lueger-<br />

Ring vor. Vierzig neue Professuren in allen vier Fakultäten würden ausreichen,<br />

3 Zu dieser Zeit war Hayek auch damit beschäftigt, eine Liste amerikanischer Wissenschaftler<br />

<strong>österreichische</strong>r Herkunft zusammenzustellen, vgl. Brief Hayek an Dear colleagues vom<br />

Juni 1957, Ford Foundation. An dieser als Hayek/Stourzh Liste bekannt gewordenen Aufstellung<br />

ist bemerkenswert, daß in ihr Opfer der Nazis und Anhänger dieser Partei nebeneinander<br />

stehen. Kopie im Dokumentationsarchiv des <strong>österreichische</strong>n Widerstandes (DÖW,<br />

Akt Nr. 6217).<br />

4 Hayek behauptet, daß bis 1950 zehn Österreicher, 34 Deutsche, 28 Briten, 27 Amerikaner<br />

und je sieben Schweden und Schweizer einen der drei Wissenschaftspreise erhalten hätten.<br />

Eine Überprüfung dieser Angaben ergab nur kleine Abweichungen von Hayeks Zählung;<br />

http://nobel.sdsc.edu/cgi-bin/laureate-search, 12. Februar 2000.<br />

5 Hayek teilt hier wider besseres Wissen jenen Mythos, der seither in alpenländischen Selbstbeschreibungen<br />

einen Stammplatz gefunden hat, gleichgültig, ob sich diese auf Geldscheinen<br />

oder in der Bezeichnung von Wissenschaftspreisen zeigt: Man schmückt sich mit den Namen<br />

jener, die zu Lebzeiten keinen oder nur einen marginalen Platz im kulturellen und wissenschaftlichen<br />

Leben hatten (hier: Alfred Adler, Ludwig Wittgenstein, Joseph Schumpeter).<br />

6 Die Liste ist lang und enthält alle bekannten Namen von Carnap, Gödel, Gombrich, Haberler,<br />

Lazarsfeld, Machlup, Menger, Popper, Weisskopf, aber auch Otto Brunner, Karl Frisch,<br />

Ludwig Bertalanffy und Hans Sedlmayr, deren Abwesenheit von <strong>Wien</strong> bekanntlich andere<br />

Gründe hatte, über die sich Hayek allerdings ausschweigt.<br />

ÖZG 11.2000.1 131

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