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österreichische zeitschrift für ... - Universität Wien

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Sprachen unberücksichtigt, genügt der Rest <strong>für</strong> einen Endvierziger zwar auch<br />

nicht, um an die all die Jahre beschworenen Erstklassigen heranzureichen, aber<br />

zum ” beigeordneten Direktor“, wie sein Titel lautete, sollte es wohl reichen. 56<br />

Wie sich jedoch bald herausstellte, hatten beide Personalentscheidungen geradezu<br />

katastrophale Folgen <strong>für</strong> das neue Institut.<br />

Noch aber standen dem ” Institut <strong>für</strong> fortgeschrittene Studien“ 57 mehr<br />

als eineinhalb Jahre Vorgeschichte bevor, ehe es im Herbst 1963 offiziell zwar<br />

nicht seine Pforten öffnete, aber die erste Zahlung der Ford Foundation in<br />

Empfang nahm. Bis dahin setzte sich fort, was Lazarsfeld, Stone und andere<br />

mit ungläubigem Staunen verfolgten: Untätigkeit, Intrigen und Postenschacher.<br />

Doch trotz gelegentlicher Verzweiflungsanfälle hielten die Verantwortlichen der<br />

Ford Foundation weiter am Projekt fest. 58 Von der ursprünglichen Absicht der<br />

Initiatoren blieb aber nicht allzu viel übrig: Die Unabhängigkeit von der <strong>Universität</strong><br />

<strong>Wien</strong>, deren niedriges Niveau ja erst den Anstoß gegeben hatte, an<br />

die Gründung eines außeruniversitären Instituts zu denken, wurde vereitelt,<br />

indem mit Sagoroff jemand als Direktor akzeptiert wurde, der dieses Amt neben<br />

seiner Professur auszuüben gedachte. Die Lehrtätigkeit von erstklassigen<br />

Ex-Österreichern schien ferner denn je. Und die Konstruktion eines von Spitzenpolitikern<br />

der Regierungsparteien besetzten Aufsichtsgremiums ( ” Kuratorium“)<br />

garantierte, daß die Kuratoren dem Institut wenig Zeit widmen, umso<br />

mehr auf Zuträgerdienste angewiesen und Intrigen ausgeliefert sein würden. 59<br />

Die Schwammigkeit und wiederholte Änderung des inhaltlichen Profils sowie<br />

die Rücksichtnahme auf den Parteien-Proporz ließen eine gezielte Auswahl der<br />

<strong>für</strong> Leitungspositionen am besten geeigneten Kandidaten nicht zu. Paul F. La-<br />

56 Natürlich stand von vornherein fest, daß die Sozialisten nur Anspruch auf den nachgereihten<br />

beigeordneten Direktor erheben konnten. Monatelang wurde darüber gestritten, was<br />

er, wenn er weder Mitsprache- noch Vetorecht haben werde, denn überhaupt dürfe. Die jenseits<br />

aller Proporzpolitik wichtigen Standesdünkel hielt Kamitz in einem Protokoll fest: Als<br />

”<br />

Geschäftsführer kommt nur ein Wissenschaftler im Range eines <strong>Universität</strong>sprofessors in Frage,<br />

da dieser die Möglichkeit haben muß, Einladungen und Absagen so zu begründen, daß<br />

diese Begründungen auch zur Kenntnis genommen werden.“ Kamitz an Kreisky, 15. März<br />

1962, Ford Foundation.<br />

57 Leopold Rosenmayr an Reinhard Kamitz, 26. März 1962, Ford Foundation.<br />

58 So schrieb Lazarsfeld am 2. Mai 1962 an den damaligen Justizminister Christian Broda:<br />

” I realize that you do not like to get mixed up with topics which are not part of your official<br />

duties. I do want, however, to bring to your attention how badly the plan of the Viennese<br />

Ford Center is developing. (...) It seems to me perfectly grotesque that a practically unlimited<br />

supply of funds for social science work in Austria should got lost just because an amount of<br />

confusion has been created which hardly can be understood from here let along be remedied.“<br />

59 Eines der Kuratoriumsmitglieder, Franz Josef Mayer-Gunthof, erklärte seinem von der<br />

’ Ford Foundation‘ nominierten Kollegen in diesem Gremium unumwunden: On the Institute<br />

”<br />

he had fairly little to say. He relies on Kamitz and trusts him.“ Frederick Burkhardt, A<br />

Journal of a Visit to Vienna, June 17–28, 1963 as a Consultant to the Ford Foundation‘ on<br />

’<br />

the Institute for Advanced Studies‘, 19. Ford Foundation, reel 2574.<br />

’<br />

ÖZG 11.2000.1 151

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