österreichische zeitschrift für ... - Universität Wien
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the attitude of Vienna society toward the home and life. This way we could<br />
concentrate on a changing sociological problem rooted in the stable necessity<br />
to have a place to live in.“ Die folgende Präsentation der vorläufigen Resultate<br />
hätte dann auch jemandem, der mit den Methoden der Sozialforschung nicht<br />
vertraut war, die Augen da<strong>für</strong> öffnen müssen, daß die ganze Studie nicht mehr<br />
war als die Sammlung einiger Daten über Wohnverhältnisse und Wohnwünsche,<br />
die höchst willkürlich mit ein paar pseudosoziologischen Konzepten verknüpft<br />
wurden. 83 Am Ende des fünfseitigen Briefes kündigt Rosenmayr eine 200 Seiten<br />
starke Publikation an und ersucht um die Fortsetzung der Finanzierung in<br />
Höhe von 9.820 US-Dollar. 84<br />
Im Frühjahr 1955 treffen in New York Briefe verschiedener Förderer Rosenmayrs<br />
ein, die alle die baldige Fertigstellung der Habilitation ankündigen<br />
und die rasche Erledigung des Habilitationsverfahrens in Aussicht stellen. 85<br />
Am 1. Juli 1955 kann Rosenmayr schließlich erleichtert berichten, daß seine<br />
Habilitation angenommen worden sei und er ab Wintersemester als Dozent Vorlesungen<br />
halten werde. 86 Die Erlangung der Lehrfreiheit setzt bei Rosenmayr<br />
auch Energien <strong>für</strong> andere Unternehmungen frei. Er nimmt sich der darniederliegenden<br />
Österreichischen Gesellschaft <strong>für</strong> Soziologie (ÖGS) an, deren inaktiver<br />
Präsident zu dieser Zeit Knoll war. 87 Tom Bottomore, Sekretär der International<br />
Sociological Association, der die ÖGS unmittelbar nach ihrer Gründung<br />
1950 beigetreten war, an die sie aber nie die Mitgliedschaftsbeiträge überwiesen<br />
hatte, überredet Rosenmayr, aus der korporativen eine individuelle Mitgliedschaft<br />
zu machen. Vier Jahre später, 1959, schlägt er während des in Stresa<br />
abgehaltenen World Congress of Sociology vor, die korporative Mitgliedschaft<br />
wieder zu erneuern, weil ” the basis of the Austrian Sociological Society has<br />
83 Beispielsweise suchte Rosenmayr nach einer Erklärung <strong>für</strong> die geringe Kinderzahl und<br />
behaupte sie im Wertesystem gefunden zu haben, in welchem Kinder keinen hohen Wert<br />
darstellten. Das meiste erklärte er allerdings aus dem Vorhandensein eines ” negativen Individualismus“,<br />
ein Terminus, der sich auch in den folgenden Berichten prominent findet.<br />
84 Die Studie ’ Wohnen in <strong>Wien</strong>. Ergebnisse und Folgerungen aus einer Untersuchung von<br />
<strong>Wien</strong>er Wohnverhältnissen, Wohnwünschen und städtischer Umwelt‘ erschien in ’ Der Aufbau‘<br />
als Band 8, und das <strong>Wien</strong>er Stadtbauamt zeichnet als Verfasser des 108 Seiten umfassenden<br />
Berichts.<br />
85 Dekan Karl M. Swoboda am 2.3.1955, Richard Meister, Präsident der Akademie der Wissenschaften<br />
am 4.3., Leo Gabriel am 5.3., Rektor Johann Radon am 5.3., August M. Knoll<br />
o. D.; Rockefeller Foundation, R. G. 1.2, series 705, box 9, folder 81, RAC.<br />
86 Rosenmayr an DeVinney, 1. Juli 1955. Leopold Rosenmayr, Soziologie der Vorstellungen<br />
und Werte. Eine Darstellung der Wechselwirkungen zwischen Vorstellungen und Werten und<br />
den Strukturen der Gesellschaft, mit einem geschichtlichen Überblick und unter Berücksichtigung<br />
neuerer empirischer Forschungen, unveröffentlichte masch. Habilitationsschrift, <strong>Wien</strong><br />
1955.<br />
87 Rosenmayr berichtet darüber auch DeVinney am 31. August 1955: ” Inside Austria the<br />
Sociological Society is in the process of being revived also with the purpose to make known results<br />
of current research to wider circles of the population.“ Rockefeller Foundation, R. G. 1.2,<br />
series 705, box 9, folder 81, RAC.<br />
ÖZG 11.2000.1 161