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Schule in der Einwanderungsgesellschaft. Eine Untersuchung zur ...

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Erwartungen an die Schüler/<strong>in</strong>nen gestellt und die Lehrer zeigen mehr Verständnis, wie<br />

am folgenden Beispiel deutlich wird, als Yusuf wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>mal vorgesagt hatte: „Als<br />

erstes fragt sie Igor etwas. Yusuf sagt es jedoch vor, woraufh<strong>in</strong> sie ihn ermahnt und<br />

dennoch wie<strong>der</strong> aufbaut: ‚Yusuf, wir schaffen das schon noch. Du kriegst das schon<br />

noch h<strong>in</strong>.’“ (Beobachtungsprotokoll 4, Z. 99-101). Im Unterricht werden die<br />

Schüler/<strong>in</strong>nen teilweise als Experten e<strong>in</strong>gesetzt, bzw. werden Themen behandelt, die mit<br />

ihren Herkunftslän<strong>der</strong>n und –kulturen zu tun haben. So bestand im<br />

Gesellschaftslehreunterricht beispielsweise e<strong>in</strong>e Lehre<strong>in</strong>heit dar<strong>in</strong>, sich mit den<br />

berühmtesten Menschen <strong>der</strong> jeweiligen Herkunftslän<strong>der</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu befassen. Jede/r<br />

sollte e<strong>in</strong>en kurzen Vortrag vorbereiten, <strong>in</strong> dem er o<strong>der</strong> sie die Berühmtheit vorstellt<br />

(Beobachtungsprotokoll 2, Z. 57-60). So wird e<strong>in</strong> Bezug zu den Heimatlän<strong>der</strong>n<br />

hergestellt und alle Schüler/<strong>in</strong>nen können etwas zum Unterricht beitragen und ihr<br />

Wissen ist wichtig. Des Weiteren gehen die Lehrpersonen auf den Entwicklungsstand<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen e<strong>in</strong> und kümmern sich um sie, wie auch Alexan<strong>der</strong> im<br />

Interview bestätigte: „(...) Da war leichter? Die Lehrer haben alles deutlich erklärt,<br />

haben immer geholfen (I: mhm). Und nicht gut war (..) ke<strong>in</strong>e Ahnung. Nichts. (I: lacht)<br />

War alles gut ((schmunzelt))“ (Interview S, Z. 113-114).<br />

Zur besseren E<strong>in</strong>gewöhnung gibt es außerdem e<strong>in</strong> sogenanntes Patensystem. Neuen<br />

Schüler/<strong>in</strong>nen o<strong>der</strong> denjenigen, die aus <strong>der</strong> Intensivklasse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Regelklasse wechseln,<br />

werden e<strong>in</strong> o<strong>der</strong> zwei Mitschüler/<strong>in</strong>nen als sogenannte ‚Paten’ zugeteilt, die sich<br />

beson<strong>der</strong>s um sie kümmern, ihnen alles zeigen und ihnen helfen, wenn sie nicht <strong>zur</strong>echt<br />

kommen (Interview DL, Z. 126-135). So bat die Klassenlehrer<strong>in</strong> <strong>der</strong> IK I zum Beispiel<br />

Carlos und Ricardo, sich e<strong>in</strong> bisschen um Pedro zu kümmern:<br />

Als sie bemerkt, dass Pedro die Hausaufgaben nicht gemacht hat fragt sie:<br />

L: „Wer kümmert sich denn noch e<strong>in</strong> bisschen mehr um Pedro? Carlos und Ricardo, könnt<br />

ihr da noch e<strong>in</strong> bisschen mithelfen? Und vielleicht versuchen wir es noch e<strong>in</strong> bisschen mehr<br />

über Spanisch. Könnt ihr da mithelfen?“<br />

Carlos und Ricardo sagen „ja“.<br />

(Beobachtungsprotokoll 5, Z. 5-9)<br />

In den ethnographischen Beobachtungen ist das ausgeprägte soziale Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> und<br />

die gegenseitige Hilfe unter den Schüler/<strong>in</strong>nen aufgefallen. Dies sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>es<br />

Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Klasse zu se<strong>in</strong>, wahrsche<strong>in</strong>lich da alle wissen, was es bedeutet, fremd zu<br />

se<strong>in</strong> und alle<strong>in</strong>e nicht <strong>zur</strong>echt zu kommen. Bei <strong>der</strong> Beobachtung im Matheunterricht im<br />

Computerraum standen viele Schüler/<strong>in</strong>nen zum Beispiel wie selbstverständlich auf, als<br />

sie sahen, dass an<strong>der</strong>e nicht <strong>zur</strong>echtkommen und halfen ihnen, beson<strong>der</strong>s die Älteren<br />

den Jüngeren (Beobachtungsprotokoll 1, Z. 129-131; Beobachtungsprotokoll 3, Z. 131-<br />

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