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Schule in der Einwanderungsgesellschaft. Eine Untersuchung zur ...

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und <strong>der</strong> Lernstand auch unterschiedlich ist, dass ich, dass ich sie <strong>in</strong> zwei Gruppen<br />

e<strong>in</strong>geteilt habe. Und <strong>in</strong> den zwei Gruppen unterrichte ich unterschiedlich, aber anhand<br />

dieses Lehrbuches“ (Interview DL, Z. 71-74). Sie sche<strong>in</strong>t sie nach <strong>der</strong> Länge des<br />

Intensivklassenbesuchs e<strong>in</strong>geteilt zu haben, denn Gruppe e<strong>in</strong>s besteht aus Ricardo,<br />

Renata, Kemal, Yusuf, Juan und Carlos, die alle schon länger <strong>in</strong> Deutschland s<strong>in</strong>d. In<br />

Gruppe zwei dagegen bef<strong>in</strong>den sich Onur, Faruk, Mejuma, Igor, Pedro, Pawel und<br />

Maria, die mehr o<strong>der</strong> weniger ‚Neuen’ <strong>in</strong> <strong>der</strong> Klasse (Beobachtungsprotokoll 4, Z. 2-5).<br />

Diese Art <strong>der</strong> Differenzierung sche<strong>in</strong>t beson<strong>der</strong>s im Deutschunterricht s<strong>in</strong>nvoll zu se<strong>in</strong>,<br />

da alle Schüler/<strong>in</strong>nen bei E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> die Klasse auf dem gleichen Stand beg<strong>in</strong>nen. Im<br />

Englischunterricht dagegen beg<strong>in</strong>nen die Schüler/<strong>in</strong>nen mit unterschiedlichen<br />

Voraussetzungen, je nachdem ob sie bereits <strong>in</strong> Englisch als Fremdsprache unterrichtet<br />

wurden o<strong>der</strong> ob sie vielleicht sogar aus e<strong>in</strong>em englischsprachigen Land kommen. In<br />

Kenia ist Englisch zum Beispiel die Landessprache und so muss die Englischlehrer<strong>in</strong><br />

mit Mejuma natürlich an<strong>der</strong>s umgehen als mit den an<strong>der</strong>en Schüler/<strong>in</strong>nen. So hat auch<br />

sie versucht, zwei Gruppen zu bilden, wobei sie Mejuma Extraaufgaben gibt:<br />

Die Schüler bekommen <strong>in</strong>dividualisierte Aufgaben von <strong>der</strong> Lehrer<strong>in</strong>. Als erstes gibt diese<br />

Mejuma e<strong>in</strong> Buch, und sagt ihr auf Englisch, dass sie dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Geschichte lesen und dazu<br />

Fragen beantworten soll. Renata, Maria und Pawel bekommen e<strong>in</strong> Arbeitsbuch und e<strong>in</strong>ige<br />

Arbeitsblätter und von <strong>der</strong> Lehrer<strong>in</strong> die Anweisung: „Please start read<strong>in</strong>g this ... and this,<br />

then you can start with your worksheet, then I come and help you.“ Alle an<strong>der</strong>en sollen ihre<br />

Tische zusammenschieben und werden von <strong>der</strong> Lehrer<strong>in</strong> zusammen unterrichtet.<br />

(Beobachtungsprotokoll 1, Z. 85-89)<br />

Die notwendige Differenzierung bedeutet doppelten o<strong>der</strong> sogar dreifachen Umfang <strong>der</strong><br />

Unterrichtsvorbereitung. Die Lehrer/<strong>in</strong>nen müssen nicht nur e<strong>in</strong>e Stunde, son<strong>der</strong>n oft<br />

zwei o<strong>der</strong> drei Stunden planen und sich Material dafür beschaffen. Des Weiteren<br />

müssen sie sich auf die sich ständig verän<strong>der</strong>nde Gruppe immer wie<strong>der</strong> neu e<strong>in</strong>stellen<br />

und das Material, bzw. den Unterrichtsstoff dem Können <strong>der</strong> Schüler/<strong>in</strong>nen anpassen.<br />

Die Klassenlehrer<strong>in</strong> beschreibt diese Schwierigkeit wie folgt:<br />

Also die Arbeit macht mir sehr viel Spaß und ich hab <strong>in</strong>zwischen auch gesehen, wie ich<br />

diesen Unterricht machen muss, das heißt, das ist ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitlicher Unterricht, wie <strong>in</strong><br />

an<strong>der</strong>en Klassen. Der ist vollkommen an<strong>der</strong>s, weil ich auch immer auf die K<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong>gehen<br />

muss, <strong>in</strong> je<strong>der</strong> Situation auch und dies immer, wenn wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Neuer here<strong>in</strong>kommt. Das ist<br />

ja auch diese beson<strong>der</strong>e Situation <strong>der</strong> Klasse, da kommt mittendr<strong>in</strong> im Schuljahr, andauernd<br />

kommen Schüler h<strong>in</strong>zu, und immer wie<strong>der</strong> müsste ich eigentlich von vorne anfangen, ja.<br />

Ich muss also ganz viel differenzieren, dass ich die e<strong>in</strong>en weiter mitnehme, mit denen schon<br />

e<strong>in</strong> Anfang gelungen ist, und die an<strong>der</strong>en muss ich wie<strong>der</strong> abholen da wo sie ganz neu jetzt<br />

stehen. Und das ist immer die Schwierigkeit wie die dann wie<strong>der</strong> zusammenbr<strong>in</strong>gen und<br />

trotzdem jedem <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Situation gerecht zu werden. Und das, sagen wir mal, das ist die<br />

Anstrengung die man vollziehen muss. (Interview KL, Z. 34-43)<br />

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