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Schule in der Einwanderungsgesellschaft. Eine Untersuchung zur ...

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Der Zweitspracherwerb wird hiernach als e<strong>in</strong>e Übertragung erstsprachlicher<br />

Gewohnheiten auf die Zweitsprache angesehen. Durch erstsprachliche Gewohnheiten<br />

kann es zu Fehlern <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zweitsprache kommen, wenn die Strukturen und Regeln von<br />

L1 und L2 sich unterscheiden. Dies wird als „negativer Transfer“ o<strong>der</strong> als „Interferenz“<br />

(Francesch<strong>in</strong>i 2007, S. 30) bezeichnet. Wenn die Strukturen und Regeln von Erst- und<br />

Zweitsprache allerd<strong>in</strong>gs identisch o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest ähnlich, und somit leichter zu<br />

erlernen s<strong>in</strong>d, wird dies als „positiver Transfer“ (Francesch<strong>in</strong>i 2007, S. 31) bezeichnet<br />

(Francesch<strong>in</strong>i 2007, S. 30f; B. & H. Günther, 2007).<br />

In den 60er Jahren wurden <strong>in</strong> den USA und Europa erste <strong>Untersuchung</strong>en gemacht um<br />

die Haltbarkeit <strong>der</strong> Kontrastivhypothese zu überprüfen. Auch wenn ausländische Lerner<br />

mit sehr unterschiedlichen Erstsprachen untersucht wurden, war die Zahl <strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>terferenzbed<strong>in</strong>gten Fehler - also aufgrund unterschiedlicher Strukturen von Erst- und<br />

Zweitsprache - eher ger<strong>in</strong>g. Somit wurde die Kontrastivhypothese <strong>in</strong> Frage gestellt. Die<br />

Erstsprache sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>en begrenzten E<strong>in</strong>fluss auf den Zweitspracherwerb zu haben, ist<br />

jedoch sicherlich nicht <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zige Steuerungsfaktor für den L2-Erwerb (Francesch<strong>in</strong>i<br />

2007, S. 32). Insgesamt gilt diese Theorie <strong>in</strong>zwischen als überholt (Kniffka & Siebert-<br />

Ott, 2007, S. 32).<br />

3.2.2 Nativistischer Ansatz (Chomsky)<br />

In den 60er Jahren wurde die Identitätshypothese o<strong>der</strong> L1=L2-Hypothese aufgestellt,<br />

welche von <strong>der</strong> nativistischen Position Chomskys bee<strong>in</strong>flusst wurde. Um zu beweisen,<br />

dass dem Erst- und Zweitspracherwerb dieselben Prozesse zu Grunde liegen und die<br />

Kontrastivhypothese somit abzulehnen sei, wurden fast ausschließlich Fehleranalysen<br />

durchgeführt. Nach <strong>der</strong> L1=L2-Hypothese läuft <strong>der</strong> Zweitspracherwerb nach<br />

universalen kognitiven Pr<strong>in</strong>zipien ab, die das lernende K<strong>in</strong>d mit <strong>der</strong> neuen Sprache<br />

vertraut machen. Des weiteren verläuft er nach den gleichen sprachlichen Strukturen<br />

wie <strong>der</strong> Erstspracherwerb: <strong>in</strong> beiden Fällen aktiviert <strong>der</strong> Lernende angeborene<br />

Potenziale und kognitive Prozesse, wodurch die Regeln und Elemente <strong>der</strong> Zweitsprache<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> gleichen Abfolge wie bei <strong>der</strong> Erstsprache erworben werden. In <strong>der</strong> heutigen<br />

Forschung geht man allerd<strong>in</strong>gs davon aus, dass <strong>der</strong> L1- und <strong>der</strong> L2-Erwerb<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich eher unterschiedlich verläuft (Francesch<strong>in</strong>i 2007, S. 32f; B. & H.<br />

Günther, 2007).<br />

Die Identitätshypothese geht <strong>zur</strong>ück auf Chomsky, <strong>der</strong> als Urvater <strong>der</strong> nativistischen<br />

Position gilt:<br />

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