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Schule in der Einwanderungsgesellschaft. Eine Untersuchung zur ...

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6.2.2 Strategien für die Kommunikation <strong>in</strong> Intensivklassen<br />

Wie bereits erwähnt, besteht die größte Schwierigkeit <strong>in</strong> Intensivklassen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Verständigung, da fast alle K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen aus verschiedenen Län<strong>der</strong>n<br />

kommen und somit an<strong>der</strong>e Sprachen sprechen. Sie besuchen die Intensivklasse, um<br />

deutsch zu lernen, doch auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anfangszeit, <strong>in</strong> <strong>der</strong> sie die Unterrichtssprache noch<br />

nicht beherrschen, muss mit ihnen kommuniziert werden und sie müssen Verschiedenes<br />

ausdrücken können. Im Laufe <strong>der</strong> <strong>Untersuchung</strong> kristallisierten sich mehrere Strategien<br />

heraus, die es möglich machen, trotz <strong>der</strong> großen sprachlichen Heterogenität zu<br />

kommunizieren. Diese sollen im folgenden beschrieben werden.<br />

6.2.2.1 Dolmetscherfunktion <strong>der</strong> Schüler/<strong>in</strong>nen<br />

Die erste und beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anfangszeit äußerst wichtige Strategie ist das<br />

Dolmetschen durch Schüler/<strong>in</strong>nen mit gleicher o<strong>der</strong> ähnlicher Muttersprache. Sowohl <strong>in</strong><br />

den Interviews als auch <strong>in</strong> den Beobachtungen trat diese Strategie <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung und<br />

sche<strong>in</strong>t somit wichtiger Bestandteil <strong>der</strong> Kommunikation <strong>in</strong> Intensivklassen zu se<strong>in</strong>. So<br />

beschreibt Alexan<strong>der</strong> se<strong>in</strong>e Erfahrungen damit zum Beispiel folgen<strong>der</strong>maßen: „Ja<br />

normal. Da waren auch zwei Russen (I: mhm) Ja, hab ich, die haben mich halt alles<br />

immer erklärt (mhm), hab ich immer alles verstanden.“ (Interview S, Z. 22-23) Dabei<br />

wird nicht deutlich, ob die ‘zwei Russen’ von sich aus für ihn übersetzt haben o<strong>der</strong> ob<br />

es von den Lehrkräften <strong>in</strong>itiiert worden ist. Im nächsten Beispiel wird deutlich, dass die<br />

Schüler/<strong>in</strong>nen es teilweise machen, ohne darum gebeten zu werden, wahrsche<strong>in</strong>lich weil<br />

sie selbst erfahren haben, was es bedeutet, nichts zu verstehen.<br />

L (zu Igor): Warum wickelst du de<strong>in</strong>en F<strong>in</strong>ger damit e<strong>in</strong>? Da stirbt irgendwann das Blut ab.<br />

Mach das ab! Wo ist <strong>der</strong> Tesafilm?“<br />

Renata übersetzt die Frage für ihren Bru<strong>der</strong> o<strong>der</strong> die an<strong>der</strong>en, diese antworten. Renata sagt<br />

<strong>der</strong> Lehrer<strong>in</strong>, dass Pawel und Igor beide e<strong>in</strong>en Tesafilm haben. (Beobachtungsprotokoll 4,<br />

Z. 37-40)<br />

Es sche<strong>in</strong>t also häufig ganz normal für die Schüler/<strong>in</strong>nen zu se<strong>in</strong>, mit ihren<br />

Sprachkenntnissen auszuhelfen. Manchmal wird es jedoch auch von <strong>der</strong> Lehrperson<br />

<strong>in</strong>itiiert, meist wenn es beson<strong>der</strong>s wichtig ist, dass <strong>der</strong> entsprechende Schüler das<br />

Gesagte versteht, wie zum Beispiel im folgenden Fall:<br />

Faruk ist erkältet und konnte deswegen die Hausaufgaben nicht machen. Daraufh<strong>in</strong> schickt<br />

die Lehrer<strong>in</strong> ihn nach Hause. Als er schon an <strong>der</strong> Tür ist ruft die Lehrer<strong>in</strong>:<br />

L: „Gute Besserung!“ „Onur, übersetz du das bitte auf Türkisch!“<br />

Onur ruft es ihm auf Türkisch zu, Faruk freut sich und geht.<br />

(Beobachtungsprotokoll 5, Z. 15-18)<br />

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