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Schule in der Einwanderungsgesellschaft. Eine Untersuchung zur ...

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es wahrsche<strong>in</strong>lich <strong>in</strong> Intensivklassen häufiger vor, dass Kooperation mit Behörden<br />

notwendig ist. Oft ist <strong>der</strong> Aufenthaltsstatus <strong>der</strong> Schüler/<strong>in</strong>nen nicht gesichert und die<br />

Lebenssituation alles an<strong>der</strong>e als stabil.<br />

Auch die Zusammenarbeit mit den Eltern sche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> Intensivklassen deutlich<br />

schwieriger zu se<strong>in</strong>, als <strong>in</strong> Regelklassen, wie die Klassenlehrer<strong>in</strong> deutlich beschreibt:<br />

„Ähm, den Kontakt zu Eltern (..) erst mal überhaupt zu bekommen. Also die Eltern<br />

kommen oftmals ja nicht von Problemschülern, das ist ja <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Klassen genau das<br />

selbe. (4 Sek.) Ja (..), den immer, die <strong>in</strong>s Boot zu holen und geme<strong>in</strong>sam mit e<strong>in</strong>em zu<br />

arbeiten. Das ist schon schwierig, weil ich ja auch immer e<strong>in</strong>en Dolmetscher brauche. Oft<br />

gibt es diese Dolmetscher nicht, o<strong>der</strong> man erwartet von mir, dass ich diese Dolmetscher<br />

organisiere, also es, man kommt auch von Elternseite mit ‚ner beson<strong>der</strong>en<br />

Erwartungshaltung zu uns, dass wir alles regeln, für alles sorgen.“ (Interview KL, Z. 346-<br />

351)<br />

Nach ihren Angaben sche<strong>in</strong>t es so zu se<strong>in</strong>, dass die meisten Schüler/<strong>in</strong>nen <strong>der</strong><br />

Intensivklasse „Problemschüler“ s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> sie zum<strong>in</strong>dest dort <strong>in</strong> höherer Anzahl<br />

vorzuf<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d als <strong>in</strong> Regelklassen. E<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Schwierigkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Elternarbeit<br />

sche<strong>in</strong>t dar<strong>in</strong> zu liegen, dass <strong>in</strong> den meisten Fällen e<strong>in</strong> Dolmetscher benötigt wird, da<br />

die Eltern nur sehr wenig o<strong>der</strong> gar ke<strong>in</strong> Deutsch sprechen. Dies geht auch aus den<br />

beiden Schüler<strong>in</strong>terviews hervor, <strong>in</strong> denen von sehr ger<strong>in</strong>gen Deutschkenntnissen <strong>der</strong><br />

Eltern die Rede ist (Interview S, Z. 168-173; Interview Sn, Z. 125-129). Frau Schnei<strong>der</strong><br />

beklagt sich, dass von ihr erwartet wird, sich selbst um e<strong>in</strong>en Dolmetscher zu kümmern,<br />

obwohl dies eigentlich Aufgabe <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> wäre. Außerdem spricht sie von hohen<br />

Erwartungen auf Elternseite, die sie nicht erfüllen kann. Neben den sprachlichen<br />

Schwierigkeiten spielen womöglich auch noch kulturelle Unterschiede bezüglich <strong>der</strong><br />

Erziehung und Beschulung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen e<strong>in</strong>e Rolle, auf die es sich als<br />

Lehrer/<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Intensivklasse immer wie<strong>der</strong> neu e<strong>in</strong>zustellen gilt, da man es mit e<strong>in</strong>er<br />

äußerst hohen und stark wechselnden Divergenz an Kulturen und H<strong>in</strong>tergründen <strong>der</strong><br />

Familien zu tun hat.<br />

E<strong>in</strong> weiterer Aufgabenbereich für die Lehrkräfte e<strong>in</strong>er Intensivklasse besteht <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Erstellung von Lehrmaterial und teilweise sogar e<strong>in</strong>em ganzen Lehrplan. So berichtet<br />

die Deutschlehrer<strong>in</strong> zum Beispiel darüber, dass sie gezwungen war, selbstständig mit<br />

immer wechselnden Partner/<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>en schuleigenen Lehrplan für die Intensivklasse<br />

für die Fächer Deutsch, Mathematik und Gesellschaftslehre aufzustellen (Interview DL,<br />

Z. 35-39). Darüber h<strong>in</strong>aus erstellte sie viel Zusatzmaterial <strong>in</strong> Form von Arbeitsblättern<br />

und Spielen, weil das Lehrbuch, welches im Deutschunterricht verwendet wurde, nicht<br />

alle Inhalte abdeckte (Interview DL, Z. 71-81). Da beson<strong>der</strong>s viel mit Bildmaterial<br />

gearbeitet werden muss, müssen die Lehrer/<strong>in</strong>nen kreativ werden und Lehrmaterial<br />

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