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Schule in der Einwanderungsgesellschaft. Eine Untersuchung zur ...

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und Ignoranz <strong>der</strong> M<strong>in</strong><strong>der</strong>heitensubkulturen <strong>in</strong> deutschen <strong>Schule</strong>n zum Ausdruck<br />

(Me<strong>in</strong>hardt, 2005, S. 37).<br />

1978 wurde erstmals e<strong>in</strong>e Stelle für e<strong>in</strong>en „Beauftragten <strong>der</strong> Bundesregierung für<br />

Auslän<strong>der</strong>fragen“ e<strong>in</strong>gerichtet. Mit dem ehemaligen SPD-M<strong>in</strong>isterpräsidenten von<br />

Nordrhe<strong>in</strong>westfalen, He<strong>in</strong>z Kühn, wurde diese prom<strong>in</strong>ent besetzt. Doch die<br />

bescheidene Ausstattung und <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>ge E<strong>in</strong>fluss des Amtes zeigte, dass die<br />

Bundesregierung die Position des Auslän<strong>der</strong>beauftragten nicht zu hoch ansiedeln<br />

wollte. Außerdem hoffe sie, bzw. g<strong>in</strong>g davon aus, dass sich das „Auslän<strong>der</strong>problem“<br />

über kurz o<strong>der</strong> lang von selbst lösen würde, wor<strong>in</strong> wie<strong>der</strong> die verfolgte Doppel-Strategie<br />

sichtbar wurde (Me<strong>in</strong>hardt, 2005, S. 37).<br />

Doch schon im September 1979 stellte Kühn e<strong>in</strong> Memorandum über „Stand und<br />

Weiterentwicklung <strong>der</strong> Integration <strong>der</strong> ausländischen Arbeitnehmer und ihrer Familien“<br />

vor, und zeigte damit erstaunliche Weitsichtigkeit und Konsequenz, wie es bis zu den<br />

Vorschlägen <strong>der</strong> Süssmuth-Kommission vom Juli 2001 zu ke<strong>in</strong>em Zeitpunkt mehr<br />

erkennbar war. Im Gegensatz zum <strong>der</strong>zeitigen Ma<strong>in</strong>stream for<strong>der</strong>te Kühn e<strong>in</strong>e<br />

str<strong>in</strong>gente Integrationspolitik: Die Regierung solle Deutschland endlich als<br />

E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ungsland anerkennen und für e<strong>in</strong>e verstärkte Integration <strong>der</strong> ausländischen<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen vor allem im schulischen Bereich sorgen. Segregierende<br />

Maßnahmen, wie die E<strong>in</strong>richtung von Nationalklassen, seien zu vermeiden und man<br />

müsse über e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>bürgerung für die <strong>in</strong> Deutschland geborenen Migrantenk<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

nachdenken (Me<strong>in</strong>hardt, 2005, S. 38)<br />

Kühns Vorschläge trafen e<strong>in</strong>erseits auf positive Resonanz, jedoch mehr auf Ablehnung<br />

und harsche Kritik. Der Bundesregierung g<strong>in</strong>gen die Vorschläge zu weit und e<strong>in</strong> kurz<br />

darauf gebildeter „Koord<strong>in</strong>ationskreis ‚Ausländische Arbeitnehmer’“ schwächte sie ab:<br />

so sollte es ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>bürgerungsanspruch für Auslän<strong>der</strong> <strong>der</strong> zweiten Generation geben,<br />

und <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> sollten, anstatt e<strong>in</strong>er vorbehaltlosen E<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung, Sprache und<br />

Kultur des Herkunftlandes stärker e<strong>in</strong>bezogen werden (Me<strong>in</strong>hardt, 2005, S. 38).<br />

Mit dem Regierungswechsel 1982 verstummte die von Kühn angestoßene Diskussion<br />

weitgehend. Die neue Regierung blieb, wie auch die vorherigen Regierungen, bei dem<br />

noch bis Anfang <strong>der</strong> 1990er Jahre gültigen Dementi die Bundesrepublik sei ke<strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ungsland. Mit dieser parteiübergreifenden Lebenslüge wurden die 1980er zu<br />

e<strong>in</strong>em historisch verlorenen Jahrzehnt für die Gestaltung <strong>der</strong> Problembereiche von<br />

Migration, Integration und M<strong>in</strong><strong>der</strong>heiten (Me<strong>in</strong>hardt, 2005, S. 38).<br />

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