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Schule in der Einwanderungsgesellschaft. Eine Untersuchung zur ...

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Neben dieser Anstrengung bezüglich <strong>der</strong> Leistungsdifferenzierung kommt noch h<strong>in</strong>zu,<br />

dass die Schüler/<strong>in</strong>nen unterschiedliche Fehlerbil<strong>der</strong> beim Erwerb <strong>der</strong> deutschen<br />

Sprache aufweisen. Die Fehler und Schwierigkeiten hängen immer mit <strong>der</strong><br />

Muttersprache zusammen. So haben russische Schüler/<strong>in</strong>nen, die ursprünglich mit <strong>der</strong><br />

kyrillischen Schrift schreiben, zum Beispiel wesentlich mehr Schwierigkeiten mit <strong>der</strong><br />

Rechtschreibung als an<strong>der</strong>e, da sie häufig die Buchstaben verwechseln. Schüler/<strong>in</strong>nen<br />

aus Frankreich haben dagegen mehr mit <strong>der</strong> Aussprache zu kämpfen, da sie es nie<br />

gelernt haben, e<strong>in</strong> ‚h’ auszusprechen (Interview DL, Z. 253-272). Auch <strong>in</strong> den<br />

Beobachtungen fielen Fehler im Satzbau und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wortverwendung auf, die mit <strong>der</strong><br />

Muttersprache zusammenhängen. Zum Beispiel sagte Mejuma e<strong>in</strong>mal „Du kannst nicht<br />

konzentracieren.“ (Beobachtungsprotokoll 5, Z. 46), was sicherlich vom englischen<br />

Wort ‚to concentrate’ kommt. Yusufs Ausdruck „Wir haben fertig.“, lässt sich auf das<br />

Französische ‚Nous avons f<strong>in</strong>i’ <strong>zur</strong>ückführen (Beobachtungsprotokoll 5, Z. 66). Auch<br />

Mejuma verwendet häufig die englische Grammatik, um e<strong>in</strong>en deutschen Satz zu<br />

bilden, wie das folgende Beispiel zeigt: „Du musst schreiben Zettel und schnell gucken<br />

und dann du musst schreiben.“ (engl.: ‘You have to write labels and quickly look and<br />

then you have to write.’) (Beobachtungsprotokoll 5, Z. 79-80).<br />

Dieser Zusammenhang zwischen Fehlerschwerpunkten und <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Muttersprache deutet darauf h<strong>in</strong>, dass die Lehrer/<strong>in</strong>nen sehr stark auf die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Schüler/<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>gehen und <strong>in</strong>dividuell auf ihre Fehler reagieren müssen. Dafür wäre es<br />

eigentlich erfor<strong>der</strong>lich, dass sie über e<strong>in</strong> Grundwissen bzgl. <strong>der</strong> verschiedenen<br />

Erstsprachen verfügen, um die Herkunft <strong>der</strong> Fehler analysieren und verstehen zu<br />

können. Auch wäre es notwendig den Schüler/<strong>in</strong>nen unterschiedliche Aufgaben und<br />

Übungen zu geben, um ihre jeweiligen Fehler beheben zu können, was natürlich e<strong>in</strong>e<br />

enorme zusätzliche Belastung für die Lehrkräfte wäre.<br />

6.3.2.2 Fächerübergreifende Funktion als Sprachlehrer/<strong>in</strong><br />

Der Fachunterricht <strong>in</strong> Intensivklassen kann nicht re<strong>in</strong> fachlich orientiert se<strong>in</strong>, son<strong>der</strong>n<br />

muss auch immer e<strong>in</strong>er sprachliche Komponente enthalten, da das primäre Ziel <strong>der</strong><br />

Intensivklasse <strong>der</strong> Spracherwerb ist. Somit ist es Aufgabe aller Lehrer/<strong>in</strong>nen, u. a.<br />

Sprache zu vermitteln, schon alle<strong>in</strong> damit fachliche Inhalte vermittelt werden können.<br />

Da Schüler/<strong>in</strong>nen noch nicht über die nötige Fachsprache <strong>zur</strong> Teilnahme am<br />

Regelunterricht verfügen, muss diese <strong>in</strong> <strong>der</strong> Intensivklasse vermittelt werden.<br />

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