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Schule in der Einwanderungsgesellschaft. Eine Untersuchung zur ...

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eantwortet die Frage, was es bedeutet, im Jugendalter se<strong>in</strong> Heimatland zu verlassen,<br />

um <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Land mit frem<strong>der</strong> Sprache und Kultur neu anzufangen. Viele<br />

Schüler/<strong>in</strong>nen wollten gar nicht von zuhause weg, mussten jedoch dem Willen ihrer<br />

Eltern folgen und ihre Freunde und die gewohnte Umgebung aufgeben. Sie s<strong>in</strong>d traurig,<br />

fühlen sich e<strong>in</strong>sam und unverstanden. Dazu kommen oft falsche Vorstellungen vom<br />

Leben <strong>in</strong> Deutschland als „Schlaraffenland“, <strong>in</strong> dem alles besser ist als zuhause. Es kann<br />

sehr erschütternd se<strong>in</strong>, wenn man dann die ersten Monate unter ärmlichen Verhältnissen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Asylantenheim o<strong>der</strong> sogar <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em abgezäunten Bereich am Flughafen<br />

verbr<strong>in</strong>gen muss. Die psychische Belastung, beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anfangszeit, ist enorm<br />

und es dauert oft e<strong>in</strong>e ganze Weile bis die Jugendlichen gedanklich und emotional <strong>in</strong><br />

Deutschland angekommen s<strong>in</strong>d und es als ihre neue Heimat akzeptieren. In <strong>der</strong> <strong>Schule</strong><br />

werden sie häufig für dumm gehalten, nur weil sie die Unterrichtssprache nicht<br />

beherrschen, auch wenn sie <strong>in</strong> ihrer Heimat vielleicht sehr gute Noten hatten. Die<br />

Verständigungsschwierigkeiten machen den Schüler/<strong>in</strong>nen schwer zu schaffen und<br />

führen zu Überfor<strong>der</strong>ung und zeitweiliger Depression.<br />

Im Laufe <strong>der</strong> Auswertung haben sich drei Komponenten herausgebildet, die wichtig zu<br />

se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>en, um die psychische Belastung <strong>der</strong> Jugendlichen aufzufangen. Neben <strong>der</strong><br />

Familie als Unterstützersystem haben sich Freundschaften und auch e<strong>in</strong> geschützter<br />

Rahmen, wie er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Intensivklasse zu f<strong>in</strong>den ist, als bedeutsam erwiesen. Dies<br />

beantwortet die Frage, welche Rolle die Intensivklasse beim Wechsel <strong>der</strong> Schüler/<strong>in</strong>nen<br />

<strong>in</strong> die fremde Kultur spielt. Durch e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Schülerzahl kann <strong>in</strong>dividuell auf die<br />

Jugendlichen e<strong>in</strong>gegangen werden und sie bekommen mehr Hilfe und Unterstützung<br />

von den Lehrkräften, als es <strong>in</strong> den Regelklassen <strong>der</strong> Fall ist bzw. möglich ist. Mit e<strong>in</strong>em<br />

langsamen Lerntempo werden die neu zugewan<strong>der</strong>ten Schüler/<strong>in</strong>nen behutsam <strong>in</strong> das<br />

deutsche Schulsystem e<strong>in</strong>geführt und nicht selten wird mit den Unterrichts<strong>in</strong>halten<br />

sogar e<strong>in</strong> Bezug zu den jeweiligen Heimatlän<strong>der</strong>n hergestellt. Des weiteren s<strong>in</strong>d die<br />

Schüler/<strong>in</strong>nen gegenseitig sehr hilfsbereit, weil sie sich alle <strong>in</strong> <strong>der</strong> selben Situation<br />

bef<strong>in</strong>den und wissen, wie es sich anfühlt, fremd zu se<strong>in</strong> und die Sprache nicht zu<br />

verstehen. Es existieren Patenschaften zwischen Schüler/<strong>in</strong>nen mit <strong>der</strong> selben<br />

Nationalität und Sprache, <strong>in</strong> denen diejenigen, die schon länger <strong>in</strong> Deutschland s<strong>in</strong>d,<br />

sich um die Neuen kümmern und ihnen beim E<strong>in</strong>leben helfen. Das Klassenklima <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Intensivklasse ist meist sehr angenehm, weil alle Schüler/<strong>in</strong>nen aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

angewiesen s<strong>in</strong>d, da es ihnen meist, aufgrund von Sprachschwierigkeiten, noch nicht<br />

möglich ist, Kontakt zu an<strong>der</strong>en Jugendlichen zu knüpfen. Somit ist die Intensivklasse<br />

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