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Schule in der Einwanderungsgesellschaft. Eine Untersuchung zur ...

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ihre mitgebrachten Sprachen zu erhalten und mehren versuchen, ohne <strong>der</strong> deutschen<br />

Sprache den Rang abzusprechen, <strong>in</strong>vestieren am meisten <strong>in</strong> das Funktionieren <strong>der</strong><br />

Sprachenteiligkeit. Sie bemühen sich darum, dass ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> sicher und kompetent im<br />

Deutschen werden und verweigern ke<strong>in</strong>eswegs das Erlernen von weiteren<br />

Fremdsprachen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> (Gogol<strong>in</strong>, 2001, S. 65ff).<br />

„Aber sie leisten noch mehr: Sie entwickeln jenseits all dessen eifrig Praktiken und<br />

Strategien, die ihren mitgebrachten Sprachen Anteile <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kommunikation <strong>in</strong> dieser<br />

Gesellschaft sichern, womit auch – freilich <strong>in</strong> ihrer Reichweite augenblicklich begrenzte –<br />

Strategien <strong>der</strong> Weitergabe dieser Sprachen an ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> verbunden s<strong>in</strong>d.“ (Gogol<strong>in</strong>, 2001,<br />

S. 72)<br />

In <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> kommt jedoch sehr stark zum Ausdruck, dass <strong>der</strong> gesellschaftliche<br />

Standort e<strong>in</strong>es Menschen e<strong>in</strong>en Sprachgebrauch zum legitimen Sprachgebrauch macht.<br />

Die <strong>Schule</strong> privilegiert manche Sprachen schon alle<strong>in</strong> dadurch, dass sie im Gegensatz<br />

zu manch an<strong>der</strong>en Sprachen Gegenstand des Unterrichts s<strong>in</strong>d und manche eben nicht.<br />

Hier stellt sich die Frage, warum bestimmte Fremdsprachen gelehrt werden und manche<br />

eben nicht. Die <strong>Schule</strong> sollte die wirkliche Sprachpraxis <strong>der</strong> multil<strong>in</strong>gualen Gesellschaft<br />

aufgreifen und diese bei <strong>der</strong> Gestaltung von Bildungszielen berücksichtigen und<br />

wertschätzen. E<strong>in</strong>e naheliegende For<strong>der</strong>ung ist, dass jedes K<strong>in</strong>d vom ersten Schultag an<br />

mit mehr als e<strong>in</strong>er Sprache vertraut gemacht werden sollte. Des weiteren sollten K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong> selbstverständliches Recht auf den schulischen Ausbau<br />

ihrer mitgebrachte Sprachen haben (Gogol<strong>in</strong>, 2002, S. 70ff).<br />

Aktuell ist es jedoch für Schüler mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> Deutschland ungeme<strong>in</strong><br />

wichtig, so schnell wie möglich Deutsch zu lernen. Von ihrem persönlichen Level an<br />

Sprachkompetenz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zielsprache hängen Schulkarriere, <strong>Schule</strong>rfolg und damit<br />

letztlich ihr weiteres Leben ab (Kniffka & Siebert-Ott, 2007, S. 16).<br />

„Der Erwerb von Kompetenzen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sprache des jeweiligen Aufnahmekontextes ist e<strong>in</strong><br />

zentraler Aspekt je<strong>der</strong> weiteren sozialen Integration von Migranten außerhalb se<strong>in</strong>er<br />

ethnischen Beziehungen und Netzwerke. Alle drei Funktionen <strong>der</strong> Sprache haben damit zu<br />

tun: Sprache als Symbol und Signal für Bezeichnungen, Ausdruck und Auffor<strong>der</strong>ungen wie<br />

für die Konstruktion von Zugehörigkeiten, für Identität und Identifikation und für die, auch<br />

stereotypisierende und gelegentlich zu Diskrim<strong>in</strong>ierungen führende, ‚Def<strong>in</strong>ition’ <strong>der</strong><br />

Situation sowie als Medium von Kommunikation, Verständigung und Transaktion.“ (Eser,<br />

2006, S. 58)<br />

Jugendliche mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> Deutschland haben bei PISA teilweise<br />

deshalb so schlecht abgeschnitten, weil Bildung <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Land so sehr von<br />

<strong>der</strong> sozialen Herkunft abhängt. Daneben spielen mangelnde Deutschkenntnisse jedoch<br />

gewiss auch e<strong>in</strong>e Rolle. Die K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen eignen sich die Zielsprache zwar<br />

im Zielland an – demnach als Zweit- und nicht als Fremdsprache- , wo diese im Alltag<br />

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