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Schule in der Einwanderungsgesellschaft. Eine Untersuchung zur ...

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5.2.1 Ethnographische Beobachtung<br />

Die erste Strategie war, vor allem <strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschsprachigen Literatur, lange Zeit als<br />

„teilnehmende Beobachtung“ (Lü<strong>der</strong>s, 2000, S. 385) bekannt. Durch den E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong><br />

amerikanischen und englischen Diskussion beg<strong>in</strong>nt sich nun jedoch – auch hierzulande<br />

– immer mehr <strong>der</strong> Begriff „Ethnographie“ durchzusetzen (Lü<strong>der</strong>s, 2000, S. 385).<br />

Die teilnehmende Beobachtung hat ihre Wurzeln teilweise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anthropologie und <strong>der</strong><br />

Ethnologie, geht aber auch auf die Sozialreformbewegungen Ende des 19. und Anfang<br />

des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts <strong>zur</strong>ück. Aufgrund von ethnischen Konflikten und Armut <strong>in</strong> den<br />

urbanen Regionen entstanden <strong>in</strong> den 1920er und 1930er Jahren speziell <strong>in</strong> Chicago<br />

ausführliche teilnehmende Beobachtungen und Reportagen. Bekannt wurden vor allem<br />

die Studien von Thomas und Znaniecki, Park, Burgess und an<strong>der</strong>en, gefolgt von <strong>der</strong><br />

berühmten <strong>Untersuchung</strong> von William F. White aus dem Jahr 1955 (Lü<strong>der</strong>s, 2000, S.<br />

385).<br />

Die Diskussionen <strong>der</strong> nächsten Jahre um die Etablierung <strong>der</strong> teilnehmenden<br />

Beobachtung als anerkannte Forschungsmethode, vornehmlich <strong>in</strong> den USA, drehte sich<br />

vor allem um folgende zwei Aspekte: zum e<strong>in</strong>en um den teilnehmenden Beobachter<br />

selbst und se<strong>in</strong>e Beziehungen im und zum Feld, zum an<strong>der</strong>en um die verschiedenen<br />

Phasen des Forschungsprozesses. Diese wurden wie folgt klassifiziert: „Die Phase <strong>der</strong><br />

Problemdef<strong>in</strong>ition, <strong>der</strong> Kontaktaufnahme, des Felde<strong>in</strong>stiegs, <strong>der</strong> Etablierung e<strong>in</strong>er<br />

Feldrolle und ihre Aufrechterhaltung, des Erhebens und Protokollierens von Daten, des<br />

Ausstiegs aus dem Feld und schließlich <strong>der</strong> Auswertung, <strong>der</strong> theoretischen Verarbeitung<br />

und Veröffentlichung <strong>der</strong> Ergebnisse.“ (Lü<strong>der</strong>s, 2000, S. 386f) Daneben wurde die<br />

Beobachtung selbst noch <strong>in</strong> unterschiedliche Phasen e<strong>in</strong>geteilt: es beg<strong>in</strong>nt mit e<strong>in</strong>er eher<br />

breit angelegten beschreibenden Beobachtung, gefolgt von e<strong>in</strong>er fokussierten<br />

Beobachtung, <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>der</strong> Forschungsgegenstand immer genauer <strong>in</strong> den Blick genommen<br />

wird, um sich dann am Ende nur noch auf ausgewählte Aspekte zu konzentrieren<br />

(Lü<strong>der</strong>s, 2000, S. 387).<br />

In <strong>der</strong> deutschsprachigen Diskussion spielte die teilnehmende Beobachtung bzw.<br />

‚Feldforschung’, wie sie teilweise auch genannt wird, lange Zeit ke<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> nur e<strong>in</strong>e<br />

untergeordnete Rolle. Zwar existierte sie neben Interview, Gruppendiskussion und<br />

Dokumentenanalyse als seriöse Forschungsmethode, bei alle<strong>in</strong>iger Anwendung wurde<br />

sie jedoch, beson<strong>der</strong>s aufgrund <strong>der</strong> Frage nach <strong>der</strong> Standardisierbarkeit, nicht anerkannt.<br />

Es bedurfte unzähliger Studien, die mit <strong>der</strong> teilnehmenden Beobachtung als Methode<br />

wichtige und <strong>in</strong>teressante Ergebnisse erzielten, bis man begann, sie „<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em weiter<br />

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