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Schule in der Einwanderungsgesellschaft. Eine Untersuchung zur ...

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Verwandte, son<strong>der</strong>n auch Bekannte <strong>in</strong> Deutschland haben: „Äh, als wir (.), also unsere<br />

Bekannten haben uns gesagt, dass es e<strong>in</strong>e gute <strong>Schule</strong> ist und ähm, da hatten wir auch<br />

herausgefunden, dass hier e<strong>in</strong> IK-Kurs gibt, äh da kann ich mehr Sprache lernen,<br />

deswegen s<strong>in</strong>d wir hierher gekommen.“ (Interview Sn, Z. 12-14). Es stellt sich die<br />

Frage, woher sie ihre Bekannten kennen: ob sie vielleicht schon e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> Deutschland<br />

gewesen s<strong>in</strong>d, o<strong>der</strong> diese Bekannten vielleicht aus <strong>der</strong>selben Gegend <strong>in</strong> Russland<br />

stammen. Auf jeden Fall macht es deutlich, dass Anastasia und ihre Eltern Hilfe beim<br />

E<strong>in</strong>leben und bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> hatten. Alexan<strong>der</strong>s Erzählungen lassen<br />

vermuten, dass se<strong>in</strong>e Familie bereits viele Leute <strong>in</strong> Deutschland kannte: „Hier wohnt<br />

alle me<strong>in</strong>e Verwandtene (I: mhm) und so.“ (Interview S, Z. 10-11). Dennoch<br />

verbrachten sie die ersten fünf Monate <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Heim <strong>in</strong> Stadt Y (Interview S, Z. 13-<br />

14). Warum sche<strong>in</strong>t das familiäre Unterstützersystem nicht so wirksam gewesen zu se<strong>in</strong><br />

wie bei Anastasia? Darüber tauchen lei<strong>der</strong> ke<strong>in</strong>e Informationen mehr auf, jedoch fällt<br />

<strong>in</strong>sgesamt auf, dass die Integration bei Anastasia wesentlich besser und schneller<br />

verlaufen ist als bei Alexan<strong>der</strong>. E<strong>in</strong>e entscheidende Rolle spielten dabei vermutlich die<br />

Lernmotivation, die Persönlichkeitsmerkmale und die Kooperation mit den Eltern,<br />

welche <strong>in</strong> Kapitel 3.3 des Theorieteils als Faktoren für e<strong>in</strong>en erfolgreichen<br />

Zweitspracherwerb und somit als Voraussetzung für Integration herausgestellt wurden.<br />

Anastasia war motivierter als Alexan<strong>der</strong> die deutsche Sprache zu lernen, wollte<br />

schnellstmöglich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Regelklasse wechseln und schien <strong>in</strong>sgesamt günstigere<br />

<strong>in</strong>dividuelle Voraussetzungen mitzubr<strong>in</strong>gen. Außerdem waren ihre Eltern selbst daran<br />

<strong>in</strong>teressiert, deutsch zu lernen, weil ihnen dessen Wichtigkeit bewusst war.<br />

Beide <strong>in</strong>terviewten Lehrer<strong>in</strong>nen machen deutlich, dass <strong>der</strong> soziale H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong><br />

Schüler/<strong>in</strong>nen wesentlichen E<strong>in</strong>fluss auf die Integration hat.<br />

Also sagen wir mal dann, wenn es schwierig wird, das waren ältere Schüler, die schon<br />

jahrelang e<strong>in</strong>e Sozialisation h<strong>in</strong>ter sich hatten, die auf <strong>der</strong> Straße stattgefunden hat. Das s<strong>in</strong>d<br />

Roma gewesen, und da merkte ich dann ab e<strong>in</strong>em bestimmten Punkt, dass die Gesetze <strong>der</strong><br />

Straße und die Sozialisation, die schon lange Jahre vorher gelaufen s<strong>in</strong>d, dass ich dagegen<br />

nicht angekommen b<strong>in</strong>. Und auch deshalb nicht, weil die Mutter ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong>, o<strong>der</strong> ihre<br />

Jugendlichen muss man ja sagen, <strong>in</strong> dem wie es vorher gelaufen ist, unterstützt hat. Sie hat<br />

ke<strong>in</strong> Vertrauen <strong>zur</strong> <strong>Schule</strong> gehabt, sie hat das, was wir angeboten haben, nicht angenommen<br />

und deswegen hat diese Sozialisation nicht geklappt. Die Schüler s<strong>in</strong>d verhaltensauffällig<br />

geworden, straffällig geworden [...]. (Interview KL, Z. 180-188)<br />

Frau Hoffmann machte auch die Erfahrung, dass die Integration leichter ist, wenn die<br />

Schüler/<strong>in</strong>nen jünger s<strong>in</strong>d: „da ist e<strong>in</strong>fach die B<strong>in</strong>dung an die Eltern mehr da und dann<br />

gewöhnen die sich viel schneller e<strong>in</strong>.“ (Interview DL, Z. 311) Die Eltern spielen e<strong>in</strong>e<br />

wichtige Rolle im Integrationsprozess ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong>. Wenn diese sich, wie im obigen<br />

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