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Schule in der Einwanderungsgesellschaft. Eine Untersuchung zur ...

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In <strong>der</strong> Schwellenhypothese von 1979 sagt Cumm<strong>in</strong>s, dass Lernende, die unter <strong>der</strong> ersten<br />

Schwelle <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Sprache bleiben, nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage s<strong>in</strong>d, ihr kognitives Potenzial beim<br />

Gebrauch dieser Sprache zu entfalten. Wenn <strong>der</strong> Entwicklungsstand <strong>der</strong> Zweitsprache<br />

diese untere Schwelle nicht erreicht, ist mit Semil<strong>in</strong>ualismus, also mit e<strong>in</strong>er doppelten<br />

Halbsprachigkeit zu rechnen. Dies bedeutet, dass we<strong>der</strong> L1 noch L2 fehlerfrei<br />

beherrscht werden. Es kommt häufig vor, dass Lernende zu e<strong>in</strong>em hohen Niveau <strong>der</strong><br />

Textkompetenz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Unterrichtssprache gelangen, auch wenn ihre<br />

Interaktionskompetenz nicht so hoch entwickelt ist. Dies ist vor allem bei den<br />

Schüler/<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> Fall, die über e<strong>in</strong>e hohe Textkompetenz <strong>in</strong> ihrer Erstsprache verfügen<br />

und im Unterricht gezielt im Aufbau ihrer Textkompetenz geför<strong>der</strong>t werden. E<strong>in</strong><br />

Transfer <strong>der</strong> Textkompetenz von <strong>der</strong> Erst- <strong>in</strong> die Zweitsprache ist nur möglich, wenn<br />

e<strong>in</strong>e gewisse Schwelle <strong>der</strong> Textkompetenz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erstsprache gegeben ist, sowie e<strong>in</strong>e<br />

gewisse Sprachbasis <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zweitsprache (Schmölzer-Eib<strong>in</strong>ger, 2008, S. 49).<br />

Skutnabb-Kangas und Toukomaa sprechen sich <strong>in</strong> ihrer Interdependenzhypothese dafür<br />

aus, dass die Erstsprache unbed<strong>in</strong>gt geför<strong>der</strong>t werden sollte. Sie gehen davon aus, dass<br />

sich Fertigkeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erstsprache nur sehr langsam o<strong>der</strong> gar nicht mehr<br />

weiterentwickeln, wenn Zweitsprachenlernende zu früh mit e<strong>in</strong>er fremdsprachigen<br />

Lernumgebung konfrontiert werden. Wenn dann ihre Erstsprache nicht mehr geför<strong>der</strong>t<br />

wird, fehlt ihnen e<strong>in</strong>e essentielle Grundlage für das Erlernen <strong>der</strong> Zweitsprache<br />

(Schmölzer-Eib<strong>in</strong>ger, 2008, S. 49).<br />

3.2.6 Ausblick<br />

Diese Bandbreite an Ansätzen und Annahmen zeigt, dass es bis heute noch ke<strong>in</strong>e<br />

e<strong>in</strong>heitliche Zweitspracherwerbstheorie gibt, die alle bisher bekannten L2-<br />

Erwerbsprozesse erklärt. In empirischen <strong>Untersuchung</strong>en ist zum Beispiel<br />

herausgekommen, dass es durchaus Geme<strong>in</strong>samkeiten zwischen dem Erst- und dem<br />

Zweitspracherwerb gibt, sich an<strong>der</strong>erseits aber auch deutliche Unterschiede beobachten<br />

lassen (Francesch<strong>in</strong>i 2007, S. 35; Kniffka & Siebert-Ott, 2007, S. 35). „E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche<br />

Spracherwerbstheorie, die alle hier erwähnten sprachlichen Aneignungsprozesse nicht<br />

nur umfassend beschreibt, son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong>en kognitive Grundlagen angemessen<br />

erklären kann, liegt gegenwärtig noch nicht vor und ist auch – zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> näherer<br />

Zukunft – nicht zu erwarten.“ (Kniffka & Siebert-Ott, 2007, S. 36)<br />

Dennoch lassen sich gewisse Faktoren herausstellen, die den Zweitspracherwerb<br />

bee<strong>in</strong>flussen und sich entwe<strong>der</strong> positiv o<strong>der</strong> negativ auf ihn auswirken. Im Folgenden<br />

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