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Schule in der Einwanderungsgesellschaft. Eine Untersuchung zur ...

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trotzdem die Abstammung. Und e<strong>in</strong> viertel s<strong>in</strong>d Aussiedler, russisch sprechende<br />

Muttersprachler, die auch deutsche se<strong>in</strong> können, aber das steht auf dem Papier. Und gerade<br />

diese zwei Gruppen, die treffen so hart aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> und dann ist Deutschland und deutsch<br />

als Sprache das verb<strong>in</strong>dende Element. (Interview DL, Z. 374-380)<br />

Die deutsche Sprache ist das Mittel zum Dialog, <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>same Nenner, auf dem<br />

kommuniziert werden kann. Somit ist ihr Erwerb unabd<strong>in</strong>gbar für alle Migranten, die <strong>in</strong><br />

Deutschland leben.<br />

Im Laufe <strong>der</strong> <strong>Untersuchung</strong> ist außerdem aufgefallen, dass viele <strong>der</strong> Schüler/<strong>in</strong>nen<br />

multil<strong>in</strong>gual s<strong>in</strong>d, also mehrere Sprachen fließend beherrschen, was bei Schüler/<strong>in</strong>nen<br />

ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund nur selten <strong>der</strong> Fall ist. So spricht <strong>der</strong> neue Schüler zum<br />

Beispiel Türkisch, Persisch und Kurdisch, Kemal und Yusuf Türkisch, Französisch und<br />

<strong>in</strong>zwischen Deutsch. Auch Renata und Maria sprechen mehrere Sprachen. Demgemäß<br />

spielen Sprachen im Leben von Migrant/<strong>in</strong>nen generell e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. In <strong>der</strong><br />

Intensivklasse kam dies dadurch zum Ausdruck, dass die Schüler/<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong> starkes<br />

Interesse für die Sprachen ihrer Mitschüler/<strong>in</strong>nen aufweisen, <strong>in</strong>dem sie immer wie<strong>der</strong><br />

versuchten, e<strong>in</strong>ige Wörter zu lernen o<strong>der</strong> mit den verschiedenen Sprachen spielten.<br />

E<strong>in</strong>ige Beispiele dafür:<br />

Mejuma fragt Pawel: „Hast du alles verstanden?“ Als dieser mit „ja“ antwortet, nimmt sie<br />

se<strong>in</strong> Wörterbuch um etwas auf polnisch vorzulesen. Vorher sagt sie jedoch: „Aber nicht<br />

lachen!“. Als sie e<strong>in</strong> Wort vorliest steht Pawel auf und sagt ihr, wie sie es aussprechen<br />

muss. (Beobachtungsprotokoll 2, Z. 27-29)<br />

Kemal ruft nun „fertig“ und Ricardo kurz darauf „f<strong>in</strong>ito“. Kemal wie<strong>der</strong>holt dieses „f<strong>in</strong>ito“<br />

fünf mal. Carlos fragt ihn: „comprende?“ Kemal sagt „si“ und fragt nun alle um sich herum<br />

nache<strong>in</strong>an<strong>der</strong> „comprendo?“, und alle antworten mit „si“. (Beobachtungsprotokoll 2, Z. 35-<br />

37)<br />

In <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Gruppe fragt Yussuf die Agent<strong>in</strong>ier: „Was ist Sonntag auf Spanisch?“<br />

Carlos antwortet „Dom<strong>in</strong>go“. Dann fragt er weiter: „Und Freitag? ... und Mittwoch?“<br />

(Beobachtungsprotokoll 2, Z. 42-43)<br />

Insgesamt lässt sich also festhalten, dass Migranten e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>es Verhältnis zu<br />

Sprachen haben und es für sie normal ist, e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e als ihre Muttersprache <strong>zur</strong><br />

Kommunikation zu verwenden. Dies mag zum Teil auch daran liegen, dass sie oft aus<br />

Län<strong>der</strong>n kommen, <strong>in</strong> denen mehrere Sprachen gesprochen werden und sie von Geburt<br />

an mehrsprachig aufwachsen. Dieser Multil<strong>in</strong>gualismus bietet e<strong>in</strong>e große Chance und<br />

qualifiziert die K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em hohen Maße. Des Weiteren spricht<br />

dies für e<strong>in</strong>e größere Offenheit gegenüber fremden Sprachen und Kulturen als<br />

Schüler/<strong>in</strong>nen ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, was <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em immer weiter<br />

zusammenwachsenden Europa von Vorteil ist.<br />

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