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Schule in der Einwanderungsgesellschaft. Eine Untersuchung zur ...

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In den Beobachtungen fiel auf, dass beson<strong>der</strong>s im Gesellschaftslehre- und im<br />

naturwissenschaftlichen Unterricht <strong>der</strong> Spracherwerb m<strong>in</strong>destens gleichberechtigt zum<br />

fachlichen Inhalt war. Als Frau Schnei<strong>der</strong> zum Beispiel die Körperteile des Hundes<br />

behandelte, stellte sie immer wie<strong>der</strong> die gleiche Frage: „Was ist das?“, während sie auf<br />

e<strong>in</strong> Körperteil des Stoffhundes zeigte. Die Schüler/<strong>in</strong>nen sollten mit e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>fachen<br />

Satz wie „Das ist das Ohr“ auf die jeweilige Frage antworten. Dabei wurde zwischen<br />

S<strong>in</strong>gular und Plural unterschieden und so konnten die K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen die<br />

Bildung des Plurals lernen, wie z. B. den Unterschied zwischen „s<strong>in</strong>d“ und „ist“<br />

(Beobachtungsprotokoll 2, Z. 88-115).<br />

Als Lehrkraft e<strong>in</strong>er Intensivklasse sollte man sich also immer überlegen, wie man den<br />

fachlichen Inhalt des Unterrichts mit dem Spracherwerb verb<strong>in</strong>den kann. Das kann für<br />

die Lehrer/<strong>in</strong>nen, die nicht deutsch studiert haben, e<strong>in</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung dah<strong>in</strong>gehend<br />

bedeuten, dass sie sich die deutsche Grammatik selbst noch e<strong>in</strong>mal vor Augen führen<br />

und überlegen müssen, wie man diese vermitteln kann. Herr Berensch, <strong>der</strong> Lehrer für<br />

Gesellschaftslehre, schien die Fähigkeit zu haben, spontan auf sprachliche Probleme <strong>der</strong><br />

Schüler/<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>zugehen, wie e<strong>in</strong> bereits zitiertes Beispiel zeigt (s. S. 104f). Er geht<br />

hier spezifisch auf die Nöte und Defizite <strong>der</strong> Schüler/<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>, weil er erkennt, dass<br />

ihnen die Bedeutung des Wortes "Nachbar" nicht bekannt ist. Dabei bezieht er sie direkt<br />

mit e<strong>in</strong> und belässt es nicht bei e<strong>in</strong>er verbalen Erklärung, son<strong>der</strong>n versucht, ihnen das<br />

Wort am eigenen Leib erfahrbar zu machen. Er bezieht sogar Pedro mit e<strong>in</strong>, <strong>der</strong><br />

aufgrund <strong>der</strong> optischen Vorstellung von Faruks Nachbarn <strong>in</strong> <strong>der</strong> Klasse das Wort<br />

versteht und selbst anwenden kann, <strong>in</strong> dem er auf se<strong>in</strong>e Nachbarn Yusuf und Pawel<br />

zeigt. Gleichzeitig nutzt <strong>der</strong> Lehrer die Gelegenheit, ihm das Wort ‚und’ zu erklären.<br />

Nachdem die Schüler/<strong>in</strong>nen nun die Bedeutung <strong>der</strong> Worte ‚Nachbar’ und somit auch<br />

‚Nachbarland’ kennen, kann er mit se<strong>in</strong>em Unterricht fortfahren.<br />

Auch zeigt das Beispiel, dass Spontanität und Flexibilität für Lehrpersonen <strong>in</strong><br />

Intensivklassen ungeme<strong>in</strong> wichtig zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>en, damit sie erkennen können, welche<br />

Wörter die Schüler/<strong>in</strong>nen nicht verstehen. Sicherlich muss man sich <strong>in</strong> diese<br />

Arbeitsweise h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>arbeiten, doch es sche<strong>in</strong>t die e<strong>in</strong>zige Möglichkeit zu se<strong>in</strong>, mit den<br />

sprachlichen Barrieren <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen umzugehen.<br />

6.3.2.3 Vorbereitung auf die Regelklasse<br />

E<strong>in</strong>e weitere Schwierigkeit beim Unterrichten <strong>in</strong> Intensivklassen besteht dar<strong>in</strong>, dass man<br />

die Schüler/<strong>in</strong>nen gezielt auf die verschiedenen Regelklassen vorbereiten muss, <strong>in</strong> die<br />

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