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Schule in der Einwanderungsgesellschaft. Eine Untersuchung zur ...

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Schüler/<strong>in</strong>nen von Intensivklassen, Sprache als Dreh- und Angelpunkt <strong>der</strong> Integration<br />

und die beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung für Lehrkräfte von Intensivklassen.<br />

6.1 Beson<strong>der</strong>e Lebenssituation <strong>der</strong> Schüler/<strong>in</strong>nen von Intensivklassen<br />

6.1.1 Markante Lebenserfahrungen durch Migration<br />

Im Laufe <strong>der</strong> Interviews und Beobachtungen ist deutlich geworden, dass die<br />

Schüler/<strong>in</strong>nen von Intensivklassen e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>es Klientel darstellen. An<strong>der</strong>s als die<br />

meisten Schüler/<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> Regelklassen haben sie e<strong>in</strong>e Migration im späten K<strong>in</strong>deso<strong>der</strong><br />

Jugendalter miterlebt, die e<strong>in</strong>e markante Erfahrung <strong>in</strong> ihrem Leben darstellt, die sie<br />

nicht so schnell vergessen werden. Dies lässt sich unter an<strong>der</strong>em daran zeigen, dass<br />

sowohl Alexan<strong>der</strong> als auch Anastasia das genaue Datum ihrer Ankunft <strong>in</strong> Deutschland<br />

wussten, ohne nur e<strong>in</strong>en Moment überlegen zu müssen: „Ich b<strong>in</strong> (.) erste Juni nach<br />

Deutschland gekommen, also ich b<strong>in</strong> hier schon seit e<strong>in</strong>em Jahr.“ (Interview Sn, Z. 3),<br />

„Ja ich b<strong>in</strong> am (.) 28. Mai 2006 <strong>in</strong> Deutschland gekommen.“ (Interview S, Z. 3) Viele<br />

<strong>der</strong> Jugendlichen wollten überhaupt nicht von zuhause weg, wollten ihre Freunde und<br />

ihr gewohntes Umfeld nicht verlassen: „ich wol- äh so paar (..) paar Monate o<strong>der</strong> so<br />

wollt ich schon äh wie- ähm also <strong>zur</strong>ück nach Russland“ (Interview S, Z. 5-6; Interview<br />

KL, Z. 52-54; Interview DL, Z. 285-286). Sie müssen jedoch die Entscheidung ihrer<br />

Eltern respektieren und die Herausfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Migration auf sich nehmen (Interview<br />

S, Z. 9-10; Interview Sn, Z. 4-6). Teilweise kommen sie auf sehr ungewissen Wegen<br />

nach Deutschland, wurden verfolgt o<strong>der</strong> haben Kriegserfahrungen h<strong>in</strong>ter sich. Manche<br />

kommen ohne Eltern, kennen diese gar nicht und haben jahrelang bei verschiedenen<br />

Verwandten gelebt. Jede/r dieser Schüler/<strong>in</strong>nen hat e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Geschichte und<br />

teilweise enorme Schicksalsschläge erlebt, die es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Intensivklasse aufzufangen gilt<br />

(Interview KL, Z. 43-60, 228-240).<br />

Teilweise haben sie auch e<strong>in</strong>e falsche Vorstellung von dem Leben im reichen<br />

Deutschland und erleben e<strong>in</strong>e Ernüchterung, wenn sie die ersten Monate unter<br />

ärmlichen Umständen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Asylantenheim verbr<strong>in</strong>gen, wie Alexan<strong>der</strong> dies<br />

berichtete: „Ja, ich ha- äh, wir s<strong>in</strong>d sofort <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Heim, <strong>in</strong> Stadt Y wir- wir haben noch<br />

da 5 Monate gewohnt. Wir haben Wohnung gesucht ja und haben mich hier h<strong>in</strong><br />

geschickt.“ (Interview S, Z. 13-14) An<strong>der</strong>e wohnen sogar für mehrere Wochen auf dem<br />

Flughafen, weil sie nicht nach Deutschland e<strong>in</strong>reisen dürfen: „Der e<strong>in</strong>e Schüler ist mit<br />

se<strong>in</strong>er Mutter im Frankfurter Flughafen gewesen. (..) Da gibt es so e<strong>in</strong>en abgezäunten<br />

Bereich für Asylbewerber, die dürften nicht daraus. Haben dann eben e<strong>in</strong>en Antrag<br />

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