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Theorien erweiterter Tonalität und vagierender Akkorde

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Vagierende <strong>Akkorde</strong> – übermäßige Sextakkorde<br />

Schenker<br />

Herleitung der alterierten <strong>Akkorde</strong><br />

Schenker fasst die übermäßigen Sextakkorde unter dem Begriff „alterierte <strong>Akkorde</strong>“ zusammen.<br />

Für ihre Herleitung geht er zunächst vom Vierklang auf der V. Stufe in C-Dur, g-h-d-f, aus. Er<br />

lässt die Quint d weg, weil der Dominantseptakkord auch so weiterhin „eindeutig“ ist. 355<br />

Gleichzeitig baut Schenker auf g einen halbverminderten Septakkord auf: g-b-des-f, welcher in<br />

(f-)Moll leitereigen auf der II. Stufe steht. Auch bei diesem Vierklang entfernt Schenker aus<br />

ähnlichen Gründen wie beim Dominantseptakkord einen Ton – hier die Terz b – <strong>und</strong> erhält so gdes-f.<br />

Schenker verbindet die beiden „Akkordreste“ zum Klang g-h-des-f, mit h als Dominantterz<br />

von C-Dur <strong>und</strong> des als tiefalterierte Quint der II. Stufe in f-Moll (Abb. 170). 356 Schenker<br />

beschreibt den Effekt dieses Akkords als den „zweier verschiedener Stufen in zwei verschiedenen<br />

Tonarten“. 357<br />

Abbildung 170: die Verbindung der V. Stufe in C-Dur <strong>und</strong> der II. Stufe in f-Moll ergibt den alterierten Akkord<br />

g-h-des-f (vgl. Schenker, Harmonielehre, S. 367-368)<br />

Durch den zusammengesetzten Akkord g-h-des-f erhält Schenker zwei neue Intervalle: die verminderte<br />

Terz h-des <strong>und</strong> ihre Umkehrung, die übermäßige Sext des-h. Diese beiden Intervalle<br />

sind laut Schenker „stets das Kennzeichen eines alterierten Zustandes“. 358<br />

Übermäßiger Terzquartakkord, Übermäßiger Sextakkord <strong>und</strong> übermäßiger Quintsextakkord<br />

Schenker erwähnt nun die von ihm festgestellte „psychologische Verwandtschaft“ 359 des Dominantseptakkords<br />

g-h-d-f mit dem Dreiklang (VII 3 : h-d-f) <strong>und</strong> den beiden Septakkorden auf der<br />

VII. Stufe in C-Dur (VII í7 : h-d-f-a) bzw. C-„Dur/Moll“ (VII Ì7 : h-d-f-as) <strong>und</strong> alteriert die Quint<br />

(bzw. Terz) d dieser „eindeutigen Erscheinungen“ zu des. Schenker begründet die Übertragung<br />

355 Schenker, Harmonielehre, S. 367. Der verbleibende Zusammenklang g-h-f hat nämlich noch immer als einziger<br />

diatonischer Akkord die Intervallstruktur mit kleiner Sept (g-f) <strong>und</strong> verminderter Quint zwischen Terz <strong>und</strong> Sept<br />

(h-f) (vgl. ebd.).<br />

356 Schenker vergleicht dieses Vorgehen mit seiner „Mischung“, nur dass hier zwei unterschiedliche Tonarten –<br />

hier C-Dur <strong>und</strong> f-Moll – miteinander verb<strong>und</strong>en werden (vgl. Schenker, Harmonielehre, S. 369).<br />

357 Schenker, Harmonielehre, S. 368 f.<br />

358 Schenker, Harmonielehre, S. 369 (im Original gesperrt). Schenker zieht auch den Umkehrschluss: Er verweist<br />

an anderer Stelle darauf, dass nur <strong>Akkorde</strong>, die dieses Intervall zwischen Terz <strong>und</strong> Quint enthalten, zu den alterierten<br />

<strong>Akkorde</strong>n gehören/zu zählen sind (vgl. ebd. S. 374 f.).<br />

Die beiden Intervalle verminderte Terz <strong>und</strong> übermäßige Sext komplettieren außerdem Schenkers Liste der<br />

durch Diatonie <strong>und</strong> Mischung möglichen Intervalle (vgl. ebd., S. 157 f.).<br />

359 Vgl. ebd., S. 250 f.<br />

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