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Theorien erweiterter Tonalität und vagierender Akkorde

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Vagierende <strong>Akkorde</strong> – Verminderter Dreiklang<br />

fengang erkennbar bleibt: In Abb. 59 folgt der V. Stufe in F-Dur der verminderte Dreiklang h-df<br />

– durch die Darstellung als IV. Stufe (die zur Tonikalisierung des nachfolgenden Dominantseptakkords<br />

chromatisch erhöht wurde) ist der Trugschluss (V-IV) auf den ersten Blick sicht-<br />

bar. 144<br />

Abbildung 59: Johann Sebastian Bach: Italienisches Konzert (BWV 971), Takt 26 bis 30 145 (vgl. Schenker,<br />

Harmonielehre, S. 265)<br />

Zur Stimmführung äußert sich Schenker in der Harmonielehre nicht – diese soll sich „nur mit<br />

der Psychologie der abstrakten Stufen […] befassen“. 146<br />

Schönberg<br />

Der verminderte Dreiklang – in Dur auf der VII. Stufe – benötigt laut Schönberg eine „besondere<br />

Behandlung“ 147 : Die als Dissonanz „empf<strong>und</strong>ene“ 148 verminderte Quint muss vorbereitet <strong>und</strong><br />

aufgelöst werden; außerdem darf sie als Dissonanz <strong>und</strong> „auffallendster“ Ton nicht verdoppelt<br />

werden. 149 Verdoppelt wird laut Schönberg hauptsächlich der Gr<strong>und</strong>ton des verminderten Dreiklangs<br />

(h in C-Dur), auch die Verdopplung der Terz ist möglich. 150 Schönberg führt den verminderten<br />

Dreiklang zunächst in den um eine Quint tiefer liegenden Molldreiklang auf der III.<br />

Stufe (Abb. 60). Der Quintfall des Gr<strong>und</strong>tons – Schönberg spricht jedoch von „Quartensprung<br />

144 Vgl. ebd., S. 265 f.<br />

145 Das Notenbeispiel aus Bachs Italienischem Konzert ist hier abgebildet wie in Schenkers Harmonielehre (S.<br />

265). Die neue Bach-Gesamtausgabe gibt für den Takt 29 jedoch einen anderen Bassverlauf an: f-A-B-c.<br />

146 Schenker, Harmonielehre, S. 226.<br />

147 Schönberg, Harmonielehre, S. 45.<br />

148 Ebd., S. 51.<br />

149 Ebd., S. 57. Dessen ungeachtet lässt Schönberg in den Beispielen auf S. 172 <strong>und</strong> 173 die Verdopplung der<br />

verminderten Quint ohne Weiteres zu.<br />

150 Zwar erkennt Schönberg bald, dass der „Gr<strong>und</strong>ton“ h „steigender Leitton“ ist <strong>und</strong> nach c aufgelöst werden<br />

möchte (vgl. Schönberg, Harmonielehre, S. 84, 96); „er wird jedoch diesem melodischem Trieb […] nur dann<br />

folgen müssen, wenn er wirklich an einer melodischen Angelegenheit teilhat, <strong>und</strong> auch das nur, wenn er Terz<br />

der V. Stufe war <strong>und</strong> der darauffolgende Akkord die I. Stufe ist“ (ebd., S. 96). Also zieht Schönberg aus der<br />

Tatsache, dass der Gr<strong>und</strong>ton des verminderten Dreiklangs Leitton ist, nicht die logische Konsequenz, dass nur<br />

die Terz des verminderten Dreiklangs verdoppelt werden kann.

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