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Theorien erweiterter Tonalität und vagierender Akkorde

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Vagierende <strong>Akkorde</strong> – übermäßige Sextakkorde<br />

des Intervalls h-des auf den Dominantseptakkord <strong>und</strong> die ihm verwandten <strong>Akkorde</strong> damit, „daß<br />

ja der V 3 -Akkord eine der Voraussetzungen des Alterationsprozesses bildet“. 360 Schenker verzichtet<br />

kommentarlos auf die Alterierung des Septakkords auf der VII. Stufe in Dur (h-d-f-a) 361 ;<br />

er erhält also drei alterierte <strong>Akkorde</strong> (<strong>und</strong> ihre Umkehrungen), die alle die verminderte Terz (hdes)<br />

bzw. die übermäßige Sext (des-h) enthalten (Abb. 171).<br />

Abbildung 171: Alterierung der eindeutigen Erscheinungen V 7 , VII <strong>und</strong> VII Ì7 (vgl. Schenker, Harmonielehre,<br />

S. 370-371)<br />

Der übermäßige Terzquartakkord ist für Schenker Dominantseptakkord mit tiefalterierter<br />

Quint, der übermäßige Sextakkord hat für Schenker die Bedeutung eines Dominantseptakkords<br />

ohne Gr<strong>und</strong>ton mit tiefalterierter Quint <strong>und</strong> der übermäßige Quintsextakkord ist Dominantseptakkord<br />

ohne Gr<strong>und</strong>ton mit kleiner None <strong>und</strong> tiefalterierter Quint. 362 Schenker findet für<br />

alle drei <strong>Akkorde</strong> <strong>und</strong> deren Umkehrungen eine Bezeichnung: „II + V oder ganz präzise: II in<br />

F-moll + V in C-dur“, da eine einzelne Stufenzahl der „vereinigten Wirkung zweier Stufen“<br />

nicht gerecht werden würde. 363 Schenker kritisiert, dass die „Verfasser der bisherigen Lehrbücher“<br />

nur diejenige Umkehrung der drei <strong>Akkorde</strong> anführen, in der die tiefalterierte Quint in der<br />

Bassstimme steht (Abb. 172). 364<br />

360 Ebd., S. 370. Schenker könnte die verminderte Terz h-des innerhalb von C-Dur <strong>und</strong> c-Moll ja ebenfalls auf die<br />

Septakkorde der dritten Stufe (e-g-h-d <strong>und</strong> es-g-b-d) anwenden.<br />

361 Vermutlich führt er den zusammengesetzten Akkord h-des-f-a nicht an, weil sich sonst zwei verschiedene<br />

Quintsextakkorde ergeben würden. Nebenbei bemerkt ist h-des-f-a jener Akkord, den Riemann in der Umkehrung<br />

des-f-a-h als „übermässigen Terzquintsextaccord des Generalbasses“ bzw. als „Mollseptimenaccord mit<br />

übermässiger Quinte“ bezeichnet (vgl. Riemann, Handbuch der Harmonielehre, S. 173).<br />

362 Den Gr<strong>und</strong>ton (g) des übermäßigen Sextakkordes <strong>und</strong> des übermäßigen Quintsextakkordes muss man „in Gedanken<br />

ergänzen“ (Schenker, Harmonielehre, S. 374 f.). Schenker bezeichnet Alterierungen an den Stufen als<br />

V 7 Ì5, VII í5 Ì3 <strong>und</strong> VII Ì7 Ì3 (vgl. ebd., S. 370).<br />

363 Schenker, Harmonielehre, S. 370.<br />

364 Ebd., S. 371. Daraus lässt sich schließen, dass Schenker alle Umkehrungen dieser übermäßigen Sextakkorde<br />

anerkennt (vgl. Keller, Wilhelm: Heinrich Schenkers Harmonielehre. In: Beiträge zur Musiktheorie des 19.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts. Studien zur Musikgeschichte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts, Band 4, hrsg. von Martin Vogel. Regensburg:<br />

Gustav Bosse 1966, S. 203-232, hier S. 228).<br />

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