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Theorien erweiterter Tonalität und vagierender Akkorde

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Vagierende <strong>Akkorde</strong> – Verminderter Septakkord<br />

gibt Schönberg für den verminderten Septakkord h-d-f-as in C-Dur nicht die VII. sondern die V.<br />

Stufe an. 233 Damit unterscheiden sich Schönbergs Sichtweisen von vermindertem Dreiklang <strong>und</strong><br />

vermindertem Septakkord, denn h-d-f in C-Dur bezeichnet Schönberg als VII. Stufe.<br />

Schönberg bildet auf jeder Dur- bzw. Mollstufe Nonenakkorde ohne Gr<strong>und</strong>ton (Abb. 104);<br />

er möchte aber zwei <strong>Akkorde</strong> davon zunächst nicht verwenden, weil sie zu leiterfremden Tönen<br />

führen: den verminderten Septakkord über der IV. (weggelassenen) Dur- bzw. VI. Mollstufe,<br />

der nach b führt, <strong>und</strong> jenen auf der IV. Mollstufe, weil das fis ins gis geführt werden müsste. 234<br />

Abbildung 104: Nonenakkorde ohne Gr<strong>und</strong>ton auf allen Dur- bzw. Mollstufen (vgl. Schönberg, Harmonielehre,<br />

S. 231)<br />

Der verminderte Septakkord braucht laut Schönberg aufgr<strong>und</strong> seiner Zusammensetzung – er ist<br />

der erste der beiden „eigentlich vagierenden“ 235 <strong>Akkorde</strong> – keine Vorbereitung; eine „stufenweise“<br />

oder „chromatische“ Einführung wäre jedoch förderlich. 236<br />

Durch enharmonische Verwechslung einzelner Akkordtöne ist ein verminderter Septakkord<br />

leitereigene VII. Stufe in vier verschiedenen Molltonarten 237 (Abb. 105); insgesamt kann ein<br />

verminderter Septakkord laut Schönberg auf mindestens 44 verschiedene Arten aufgefasst werden<br />

(Abb. 106). 238<br />

233 Vgl. ebd. S. 235-230, Notenbeispiele 140 <strong>und</strong> 141/a <strong>und</strong> 141/b.<br />

234 Nach dem „zweiten Wendepunkt“ von Schönbergs „Wendepunktgesetzen“ darf der erhöhte sechste Skalenton<br />

(fis in a-Moll) nur in den erhöhten siebenten Skalenton (gis) geführt werden (vgl. Schönberg, Harmonielehre,<br />

S. 113).<br />

235 Schönberg, Harmonielehre, S. 234. „Eigentlich vagierend“ bedeutet, dass der Akkord ohne Alterierungen, also<br />

schon „seiner Natur nach“ vagierend ist (ebd.). Der zweite „eigentlich vagierende“ Akkord ist der übermäßige<br />

Dreiklang (vgl. ebd., S. 291 f.).<br />

236 Ebd., S. 231.<br />

237 Schönberg bemerkt auch, dass die vier unterschiedlichen ausgelassenen Gr<strong>und</strong>töne dieser Nonenakkorde – g, b,<br />

des/cis <strong>und</strong> e im Beispiel – den zweiten von insgesamt drei möglichen verschiedenen verminderten Septakkorden<br />

ergeben (vgl. Schönberg, Harmonielehre, S. 442). Die Begründung für einen möglichen Zusammenklang<br />

mit dem dritten verminderten Septakkord – dis, fis, a <strong>und</strong> c, nebenbei bemerkt die mit dem ersten verminderten<br />

Septakkord erreichten Tonarten –, wodurch sich insgesamt alle zwölf Töne ergeben, ist meiner Meinung nach<br />

nicht einleuchtend (vgl. ebd.).<br />

238 Zwölf weitere Bedeutungen hat Schönberg ausgeklammert bzw. nicht in seine Tabelle aufgenommen: Bei den<br />

44 Möglichkeiten nicht aufgezählt sind die Funktion des verminderten Septakkords als Nonenakkord ohne<br />

Gr<strong>und</strong>ton über der VI. Mollstufe in d-, f-, as- <strong>und</strong> h-Moll bzw. über der IV. Stufe in D-, F-, As- <strong>und</strong> H-Dur <strong>und</strong><br />

d-, f-, as- <strong>und</strong> h-Moll (vgl. Schönberg, Harmonielehre, S. 233).<br />

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