19.01.2013 Aufrufe

Theorien erweiterter Tonalität und vagierender Akkorde

Theorien erweiterter Tonalität und vagierender Akkorde

Theorien erweiterter Tonalität und vagierender Akkorde

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Theorien</strong> <strong>erweiterter</strong> <strong>Tonalität</strong> – Arnold Schönberg<br />

Abbildung 29: mögliche Dreiklänge in C-Dur durch die Kirchentonarten, f-Moll <strong>und</strong> c-Moll<br />

Die chromatische Skala als Gr<strong>und</strong>lage der <strong>Tonalität</strong><br />

Als Folge seines Versuches, für die <strong>Akkorde</strong> des-, es-, fis- bzw. ges- <strong>und</strong> h-Moll in C-Dur eine<br />

„verwandtschaftliche Beziehung [zu zeigen]“ 87 , stellt Schönberg im Schlussteil seiner Harmonielehre<br />

eine Theorie vor, die von den zwölf Tönen der chromatischen Skala ausgeht, nicht wie<br />

bisher von den sieben Tönen einer Durtonleiter. Er bildet zunächst unzählige Skalen auf diesen<br />

zwölf Tönen 88 , kommt dann aber zu dem Schluss, dass man für die Analyse zeitgenössischer<br />

Musik nicht „durch die Methoden der Rückführung auf Stufen […] zur Klarheit über ihre Funktion“<br />

gelangt, da die „Zusammenklänge [wie in den früheren Epochen] Ergebnis der Stimmführung<br />

[sind]“ – die Melodie ist „Rechtfertigung“ genug. 89<br />

Nonenakkorde etc.<br />

Für Schönberg ist der Nonenakkord „mindestens ebenso legitim“ wie der Septakkord. 90 Er gibt<br />

zwar die „Künstlichkeit“ des Nonenakkords zu – diese beginnt laut Schönberg aber bereits mit<br />

der Bildung des Mollakkords. Wenn also (Moll- <strong>und</strong>) Septakkorde erlaubt sind, „dann sind auch<br />

9-<strong>Akkorde</strong>, 11-<strong>Akkorde</strong> usw. möglich“. 91 Schönberg will auch Umkehrungen von Nonenakkorden<br />

„verwendungsfähig“ wissen, die er etwa in seinem Streichsextett Verklärte Nacht op. 4<br />

verwendet. 92<br />

Die Auflösung eines Nonenakkords für „Vorsichtige“ 93 ist auf allen Stufen der um eine<br />

Quint tiefere Akkord; die Dissonanzen Sept <strong>und</strong> Non werden dabei schrittweise abwärts weitergeführt<br />

(Abb. 30).<br />

87 Ebd., S. 463.<br />

88 Z.B. bildet Schönberg auf diesen zwölf Tönen zwölfmal sieben Kirchentonarten, zwölf Dur- <strong>und</strong> Molltonarten<br />

etc. (ebd., S. 464 f.).<br />

89 Ebd., S. 466. Interessanterweise widerspricht sich Schönberg mit dieser Aussage selbst; denn nur kurz vorher<br />

sagt er, wenn er über die Selbständigkeit von (alterierten) Nonakkorden spricht: „[…] man wird dazu neigen,<br />

sie als chromatische Durchgangsnoten einzuschätzen; aber das soll man nicht, denn die Beziehung auf F<strong>und</strong>amente<br />

ist für die harmonische Analyse noch immer das zweckentsprechendere Hilfsmittel als die Rechtfertigung<br />

durchs Melodische. Diese sagt nur etwas über die Entstehung des Akkords. Jene aber gibt einheitliche<br />

Aufschlüsse über seine Verwendung <strong>und</strong> über seine Triebe“ (ebd., S. 429).<br />

90 Ebd., S. 416.<br />

91 Ebd.<br />

92 Vgl. ebd., S. 416 f. <strong>und</strong> Abb. 199 im 3. Kapitel.<br />

93 Schönberg, Harmonielehre, S. 418.<br />

23

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!