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Theorien erweiterter Tonalität und vagierender Akkorde

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Vagierende <strong>Akkorde</strong> – übermäßige Sextakkorde<br />

Abbildung 166: Dur- <strong>und</strong> Mollakkord mit hinzugefügter übermäßiger (Unter-)Sext<br />

Wie schon aus der Kapitelüberschrift („Alterierte Accorde <strong>und</strong> übermässige Sextaccorde“) hervorgeht,<br />

zählt Riemann diese beiden Akkordbildungen nicht zu den alterierten <strong>Akkorde</strong>n, weil<br />

der Dur- bzw. Mollakkord unverändert bleiben, wohingegen bei den „verminderten“ <strong>und</strong><br />

„übermäßigen Quintakkorden“ der Dur- bzw. Mollakkord alteriert wird. Schenker hingegen<br />

rechnet <strong>Akkorde</strong> mit übermäßiger Quint nicht zu den alterierten <strong>Akkorde</strong>n – für ihn sind sie<br />

„Durchgangserscheinungen“, da sich in ihnen die verminderte Terz nicht zwischen Terz <strong>und</strong><br />

Quint des Akkords befindet. 349<br />

Übermäßiger Quintsextakkord<br />

Bei seiner Aufzählung der „verminderten Quintaccorde“ im Handbuch der Harmonielehre vergisst<br />

Riemann eine bestimmte Akkordbildung, die er aber innerhalb der Aufgaben mehrfach<br />

angibt 350 : den Dominantseptakkord mit kleiner None, verminderter Quint <strong>und</strong> ausgelassenem<br />

Gr<strong>und</strong>ton (Abb. 167) – heute als übermäßiger Quintsextakkord bekannt.<br />

349 Vgl. Schenker, Harmonielehre, S. 374-378.<br />

Laut Riemann unterscheidet die Generalbassterminologie trotz unterschiedlicher Intervallstruktur nicht zwischen<br />

f-a-c-dis <strong>und</strong> des-f-a-h („Mollseptimenaccord mit übermässiger Quinte“) – beide <strong>Akkorde</strong> werden<br />

„übermässiger Quintsextaccord“ genannt; ebenso sei die Generalbassbezeichnung für die verschiedenen <strong>Akkorde</strong><br />

des-e-g-h <strong>und</strong> f-g-h-dis (Dominantseptakkord mit übermäßiger Quint) dieselbe: „übermässiger Sek<strong>und</strong>quartsextaccord“.<br />

Riemann unterscheidet jedoch die „Septimenaccorde mit übermässiger Quinte“ (g-h-dis-f <strong>und</strong><br />

h-des-f-a) von seinen „übermässigen Sextaccorden“ f-a-c-dis <strong>und</strong> des-e-g-h, da diese eine übermäßige Sek<strong>und</strong>e<br />

enthalten, die „Septimenaccorde mit übermässiger Quinte“ dagegen nicht.<br />

Nicht klar ist, wieso Riemann hier nicht die beiden übermäßigen Sek<strong>und</strong>en aus seinen Beispielen (c-dis <strong>und</strong><br />

des-e) nennt, sondern die nach seinem Verständnis übermäßigen Sextakkorde auf die C-Dur- bzw. die a-Moll-<br />

Tonika transponiert (c-e-g-ais <strong>und</strong> ges-a-c-e) <strong>und</strong> die resultierenden übermäßigen Sek<strong>und</strong>en g-ais <strong>und</strong> ges-a in<br />

seinem Text erwähnt (vgl. Riemann, Handbuch der Harmonielehre, S. 173).<br />

350 Riemann, Handbuch der Harmonielehre, S. 182/439, S. 185/458, S. 206/474, S. 207/475 <strong>und</strong> S. 211/496 – der<br />

übermäßige Quintsextakkord hat hier zumeist doppeldominantische Funktion. In der Bezeichnung Riemanns<br />

fehlt die „7“ (z.B. h 9> 5> mit durchgestrichenem Klangbuchstaben), jedoch wird diese „als selbstverständlich inbegriffen<br />

angenommen […], wenn die 9 verlangt ist“ (vgl. ebd., S. 16).<br />

Im Elementar-Schulbuch der Harmonielehre zählt Riemann den übermäßigen Quintsextakkord u.a. als verkürzten<br />

Dominantseptnonakkord mit verminderter Quint auf (des-f-as-h in C-Dur); die Beispiele zeigen wie im<br />

Handbuch der Harmonielehre eine überwiegend doppeldominantische Verwendung dieses Akkords. Der Begriff<br />

„übermäßiger Terzquintsextakkord“ steht bei Riemann aber auch für den „großen Durterznonenakkord mit<br />

verminderter Quinte“, des-f-a-h in C-Dur, <strong>und</strong> den „Mollseptimenakkord mit übermäßiger Quinte“, des-f-a-h in<br />

a-Moll bzw. d-fis-as-c in c-Moll (vgl. Riemann, Elementar-Schulbuch der Harmonielehre, S. 167 f.).<br />

In der Vereinfachten Harmonielehre erwähnt Riemann die übermäßigen Sextakkorde überhaupt nicht; in den<br />

Beispielen kommen diese aber manchmal vor – fast immer doppeldominantisch <strong>und</strong> meist als übermäßiger<br />

Quintsextakkord (vgl. Vereinfachte Harmonielehre, S. 147-153).<br />

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