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Theorien erweiterter Tonalität und vagierender Akkorde

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Abbildung 135: Erklärung der Stimmführung beim Tristanakkord<br />

78<br />

Vagierende <strong>Akkorde</strong> – Tristanakkord<br />

Keine der Ableitungen ist vollständig zufriedenstellend. Häufig wird der Tristanakkord als<br />

Doppeldominante mit tiefalterierter Quint im Bass <strong>und</strong> großer Sext statt kleiner Sept interpretiert.<br />

290 Nicht nur wegen der auf den Tristanakkord folgenden Dominante 291 ist die Interpretation<br />

als alterierte Doppeldominante sicher sinnvoll.<br />

Riemann<br />

Riemann hielt nicht viel von Wagners Musik 292 , vermutlich erwähnte er aus diesem Gr<strong>und</strong> den<br />

Tristanakkord in keinem seiner Harmonielehrebücher. Jedoch gab er später in seinem Musiklexikon<br />

die von Max Arend stammende Auffassung des Tristanakkords bekannt (Abb. 136).<br />

Abbildung 136: Takt 1 bis 3 des Vorspiels zu Wagners „Tristan <strong>und</strong> Isolde“ (Vogel, Tristan-Akkord, S. 30)<br />

Riemann sieht wie Schenker das a als Akkordton an; den Akkord f-h-dis-a interpretiert er als<br />

Unterseptimenakkord mit hochalterierter Unterquinte. 293 Man könnte diese Deutung als „Subdominantquintsextakkord<br />

mit hochalteriertem Gr<strong>und</strong>ton“ oder als „halbverminderter Septakkord<br />

der II. Stufe mit hochalterierter Terz“ übersetzen. Riemann bezeichnet diesen Akkord als übermäßigen<br />

Terzquartakkord in Moll; dieser unterscheidet sich vom übermäßigen Terzquartakkord<br />

290 Amon, Lexikon der Harmonielehre, S. 40. Ein (Doppel-)Dominantseptakkord mit tiefalterierter Quint (im Bass)<br />

entspricht dem übermäßigen Terzquartakkord.<br />

291 Als Auflösung des Tristanakkords folgt der Dominantseptakkord in a-Moll, mit hochalterierter Quart als Vorhalt<br />

vor der Quint. Mit der enharmonischen Verwechslung der hochalterierten Quart zu tiefalterierten Quint ergibt<br />

sich ein weiterer übermäßiger Terzquartakkord (vgl. Amon, Lexikon der Harmonielehre, S. 41).<br />

292 Vogel, Martin: Der Tristan-Akkord <strong>und</strong> die Krise der modernen Harmonielehre. Orpheus-Schriftenreihe zu<br />

Gr<strong>und</strong>fragen der Musik, Band 2. Düsseldorf: Verlag der Gesellschaft zur Förderung der systematischen Musikwissenschaft<br />

1962., S. 11-12.<br />

293 Ebd., S. 30.

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