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Theorien erweiterter Tonalität und vagierender Akkorde

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Vagierende <strong>Akkorde</strong> – übermäßige Sextakkorde<br />

zeichen S V< . 342 Den „übermässigen Sextaccord“ in Moll erhält Riemann durch die erste Umkehrung<br />

von dis-f-a: f-a-dis (Abb. 162). 343<br />

Abbildung 162: der übermäßige Sextakkord – abgeleitet von der Mollsubdominante<br />

Auch in Moll gibt es für Riemann einen „übermässigen Terzquartsextaccord“: Dieser Akkord<br />

wird durch Hinzufügen der „Unterseptime“ h zur Mollsubdominante mit verminderter (erhöhter)<br />

Quint gebildet <strong>und</strong> in dieselbe Lage wie der übermäßige Sextakkord gebracht: f-a-h-dis,<br />

auch a VII V< oder S VII V< (Abb. 163). 344<br />

Abbildung 163: der übermäßige Terzquartakkord – abgeleitet von der Mollsubdominante<br />

Für den Dualisten Riemann bilden in Dur <strong>und</strong> Moll also unterschiedliche Transpositionen derselben<br />

Akkordstruktur den übermäßigen Sextakkord <strong>und</strong> den übermäßigen Terzquartakkord. 345<br />

Die beiden von der Mollsubdominante abgeleiteten Klänge können mit dem nach heutigem<br />

Verständnis doppeldominantischen übermäßigen Sext- bzw. Terzquartakkord verglichen werden<br />

– der Unterschied ist aber, dass Riemann den Gr<strong>und</strong>ton der Subdominante als hochalteriert versteht<br />

(d zu dis in a-Moll bzw. f zu fis in c-Moll, Abb. 162), bei der Doppeldominante ist die<br />

Quint (fis zu f in a- bzw. a zu as in c-Moll) der tiefalterierte Ton.<br />

342 In Dur bedeutet „verminderte Quinte“, dass diese erniedrigt wird; in Moll führt eine Erhöhung der Quint (nach<br />

Riemanns Auffassung d im d-Mollakkord d-f-a) zu ihrer Verminderung.<br />

Riemanns Herleitung des übermäßigen Sextakkordes in Moll entspricht also nicht derjenigen in Dur: Der übermäßige<br />

Sextakkord in Dur ist ein Septakkord ohne Gr<strong>und</strong>ton, der übermäßige Sextakkord in Moll ist ein Dreiklang<br />

mit erhöhter Unterquint.<br />

343 Hier macht sich die Problematik des Dualismus auch noch auf eine weitere Weise bemerkbar: Der Akkord disf-a<br />

ist für Riemann in a-Moll Subdominante mit erhöhter Unterquint (eigentlich Gr<strong>und</strong>ton), das heißt dis ist der<br />

alterierte Ton. Derselbe Akkord stellt in E-Dur einen Dominantseptakkord mit erniedrigter Quint ohne Gr<strong>und</strong>ton<br />

dar; in diesem Fall ist aber f der alterierte Ton. Da Riemann die Terz der Mollsubdominante ohnehin als<br />

Leitton (nach unten) ansieht, ergeben sich jedoch die Weiterführung der alterierten Töne betreffend keine Diskrepanzen.<br />

344 Auch den Akkord h-dis-f-a bezeichnet Riemann also als von der Subdominante d-f-a hergeleitet, obwohl dieser,<br />

wenn man nach der Terzenschichtung geht, einen neuen Gr<strong>und</strong>ton besitzt (h) – dies würde sich allerdings nicht<br />

in das dualistische System Riemanns einfügen. Übertragen in die heutige Terminologie lautet Riemanns Herleitung<br />

des übermäßigen Terzquartakkordes in Moll folgendermaßen: Mollsubdominante mit hinzugefügter hochalterierter<br />

Sext <strong>und</strong> hochalteriertem Gr<strong>und</strong>ton.<br />

345 In Dur stehen übermäßiger Sextakkord <strong>und</strong> Terzquartakkord auf der erniedrigten II. Stufe, des in C-Dur (als<br />

Umkehrung der VII., h, bzw. V. Stufe, g), in Moll auf der VI. Stufe, as in c-Moll (der Ausgangsakkord befindet<br />

sich auf der erhöhten IV. Stufe, fis, bzw. auf der II. Stufe, d).<br />

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