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Theorien erweiterter Tonalität und vagierender Akkorde

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III Anwendung der <strong>Theorien</strong><br />

110<br />

Anwendung der <strong>Theorien</strong><br />

In diesem Kapitel wird die Anwendbarkeit der <strong>Theorien</strong> Hugo Riemanns, Heinrich Schenkers<br />

<strong>und</strong> Arnold Schönbergs erprobt, denn Vor- <strong>und</strong> Nachteile einer Theorie offenbaren sich oft erst<br />

mit der konkreten Anwendung. Anhand einer harmonischen Analyse werden die <strong>Theorien</strong> einander<br />

gegenübergestellt <strong>und</strong> miteinander verglichen. Gr<strong>und</strong>lage der Analyse ist Johannes<br />

Brahms’ Intermezzo in b-Moll, op. 117/2. Form, Motivik oder Stimmführung des Intermezzo<br />

sollen an dieser Stelle nicht Gegenstand der Untersuchung sein; es wird alleine die Harmonik<br />

ausgewählter Abschnitte von op. 117/2 berücksichtigt <strong>und</strong> ihre mögliche Deutung durch Riemann,<br />

Schenker <strong>und</strong> Schönberg behandelt. Im Anschluss daran wird auch ein kurzer Ausschnitt<br />

aus einer frühen Komposition Arnold Schönbergs (Streichsextett Verklärte Nacht, op. 4) diskutiert.<br />

In der vorliegenden harmonischen Analyse des Intermezzo op. 117/2 steht die Behandlung<br />

<strong>vagierender</strong> <strong>Akkorde</strong> wie verminderter Dreiklänge oder übermäßiger Sextakkorde im Vordergr<strong>und</strong>;<br />

auch Sequenzen sind Gegenstand der Betrachtung. 401 Die Interpretationen der ausgewählten<br />

Abschnitte durch Riemann, Schenker <strong>und</strong> Schönberg werden einander in Tabellenform<br />

gegenübergestellt. Die unterschiedliche Breite der Kästchen soll das ungefähre zeitliche Verhältnis<br />

der Harmonien zueinander sichtbar machen. 402 Der Übersichtlichkeit halber wurde in<br />

den meisten Fällen angenommen, dass Riemann, Schenker <strong>und</strong> Schönberg der gleichen Meinung<br />

gewesen wären, was die herrschende Tonart betrifft. Die Darstellung von Riemanns Interpretationen<br />

erfolgt durch die von ihm entworfene Funktionsschrift. Schenkers <strong>und</strong> Schönbergs<br />

Stufenbezeichnungen unterscheiden sich dahingehend, dass nur Schenker den Unterschied zwischen<br />

leitereigenen <strong>und</strong> chromatisch veränderten <strong>Akkorde</strong>n mithilfe von Akzidentien <strong>und</strong> Ziffern<br />

erkennbar macht. 403 Um eine einigermaßen überschaubare Darstellung der unterschiedlichen<br />

Auffassungen zu erhalten, werden Dreiklänge <strong>und</strong> Septakkorde nicht als Umkehrungen<br />

dargestellt.<br />

401 Um Red<strong>und</strong>anzen bei den Notenausschnitten <strong>und</strong> Tabellen zu vermeiden, überschneiden sich die Kapitel teilweise.<br />

402 Aufgr<strong>und</strong> des Zusammenwirkens längerer Abschnitte <strong>und</strong> komplizierter Darstellungen (v.a. Riemanns) war es<br />

jedoch manchmal nicht möglich, das zeitliche Verhältnis 2:1 darzustellen (vgl. z.B. Tabelle T. 65 f.). Außerdem<br />

wurde versucht, alle behandelten Abschnitte ohne Umbruch darzustellen – bis auf die Abbildung der Sequenz<br />

Takt 62-73 war dies immer möglich.<br />

403 Schönberg kennzeichnet <strong>Akkorde</strong> in der Harmonielehre nur mit der Stufenzahl, gelegentlich sind die Stufenzahlen<br />

aber auch durch Ziffern ergänzt: zur Darstellung einer Umkehrung ( 6 , 4 6 ) bzw. zur Kennzeichnung eines<br />

Septakkords ( 7 , 5 6 , 3 4 , 2 ). In einem einzigen Beispiel in der Harmonielehre finden sich auch Akzidentien in Zusammenhang<br />

mit Stufenzahlen oder Akkordtönen (vgl. Schönberg, Harmonielehre, S. 119/49).

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