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Theorien erweiterter Tonalität und vagierender Akkorde

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<strong>Theorien</strong> <strong>erweiterter</strong> <strong>Tonalität</strong> – Hugo Riemann<br />

gen) (Abb. 4). 8 Die Darstellungsweise als Hauptharmonie (T, S oder D) mit hochgestellter Ziffer<br />

( 7 , VII , 6 oder VI ) erschwert jedoch das Erkennen von auf gleichen Tonleiterstufen aufgebauten<br />

Dreiklängen <strong>und</strong> Septakkorden. 9<br />

Abbildung 4: Funktionsbezeichnungen der Septakkorde 10<br />

Riemann bezeichnet die Dursubdominante mit großer Sext (S 6 ), die Durdominante mit kleiner<br />

Septim (D 7 ) <strong>und</strong> ihre Spiegelungen in Moll, die Molldominante mit großer Untersext (D VI ) <strong>und</strong><br />

die Mollsubdominante mit kleiner Untersept (S VII ) als „charakteristische Dissonanzen“. 11<br />

Nach Riemann gehören alle <strong>Akkorde</strong>, die sich in direkten Zusammenhang mit den Hauptharmonien<br />

einer Tonart bringen lassen (d.h. die mithilfe von Funktionszeichen darstellbar sind)<br />

derselben Tonart an. 12 Die „Zwischendominanten <strong>und</strong> Ellipsen“ ermöglichen Riemann noch<br />

weitere Harmonien innerhalb einer Tonart darzustellen 13 ; „Zwischendominanten“ – in r<strong>und</strong>er<br />

Klammer – sind „zwanglos eingeschobene[…] Accorde, welche Dominanten der Hauptharmonien<br />

oder ihrer leitertreuen Stellvertreter sind“. 14 Als Zwischendominanten setzt Riemann alle<br />

„Dominanten“ ein, also nicht nur die Durdominante, sondern auch die Molldominante, die Dur-<br />

8 Riemann, Handbuch der Harmonielehre, S. 141 ff. Diese Sexten <strong>und</strong> Septen müssen weder vorbereitet noch<br />

schrittweise erreicht werden (ebd., S. 150). Die Septakkorde mit hinzugefügter (Unter-Sext) sind außerdem<br />

„Zusammenklänge der drei Hauptklänge der reinen Systeme mit ihren Parallelklängen“ (ebd., S. 148).<br />

9 Beispielsweise ist d-f-a in C-Dur „Sp“ mit Gr<strong>und</strong>ton d, d-f-a-c ist S VII mit Gr<strong>und</strong>ton f.<br />

10 Die Funktionszeichen der beiden VII. Stufen muss man sich als durchgestrichen vorstellen, da sie unvollständige<br />

<strong>Akkorde</strong> darstellen: das durchgestrichene „D“ der Durdominante bedeutet, dass ihr Gr<strong>und</strong>ton g fehlt; das<br />

durchgestrichene „S“ der Mollsubdominante steht hier für ein fehlendes c, Hauptton der Mollsubdominante.<br />

Die Ziffer „9“ bzw. „IX“ inkludiert automatisch auch die Sept bzw. „Untersept“ (vgl. Riemann, Handbuch der<br />

Harmonielehre, S. 16).<br />

11 Vgl. Riemann, Handbuch der Harmonielehre, S. 141 ff. Arabische Ziffern (1, 2, 3 etc.) kennzeichnen „Oberklänge“,<br />

römische Ziffern“ (I, II, III etc.) stehen für „Untertöne“. „7“ bzw. „VII“ ohne Zusatzzeichen bedeutet<br />

„kleine Sept“ („natürliche Septime“), „7 < “ steht für eine große Obersept, „VII > “ für eine große Untersept. Wenn<br />

Ziffern auftreten, ist das Klangzeichen ( + für Durdreiklänge, o für Molldreiklänge) nicht mehr nötig (vgl. ebd.,<br />

S. 11 ff.).<br />

12 Ebd., S. 135. Harmoniefolgen „sind nicht ganz <strong>und</strong>enkbar“, wenn „sie sich noch chiffrieren lassen“ (ebd., S.<br />

134).<br />

13 Ebd., S. 121. Zwischendominanten dienen auch zur Vereinfachung von komplizierter dargestellten Funktionsfolgen<br />

(Riemann, Elementar-Schulbuch der Harmonielehre, S. 148). Beispielsweise kann die Funktionsfolge<br />

o<br />

Sp – S> (As-Dur – Des-Dur in c-Moll) durch die Folge (D)S> ersetzt <strong>und</strong> damit auch anschaulicher dargestellt<br />

werden.<br />

14 Riemann, Handbuch der Harmonielehre, S. 120. In der Vereinfachten Harmonielehre <strong>und</strong> im Elementar-<br />

Schulbuch der Harmonielehre erweitert Riemann den Begriff „Zwischendominante“ zu „Zwischenkadenz“, wo<br />

ein subdominantischer <strong>und</strong> ein dominantischer Akkord auf den nächstfolgenden Akkord bezogen sind (vgl.<br />

Vereinfachte Harmonielehre, S. 140 f. bzw. Elementar-Schulbuch der Harmonielehre, S. 148 f.).

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