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Theorien erweiterter Tonalität und vagierender Akkorde

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I <strong>Theorien</strong> <strong>erweiterter</strong> <strong>Tonalität</strong><br />

Hugo Riemann – Systematik der Harmonieschritte<br />

3<br />

<strong>Theorien</strong> <strong>erweiterter</strong> <strong>Tonalität</strong> – Hugo Riemann<br />

Systematik der Harmonieschritte<br />

Riemann arbeitet zur Erweiterung des Tonsystems systematisch alle möglichen Harmonieverbindungen<br />

mit den „Hauptklängen einer Tonart“ 1 <strong>und</strong> den von ihnen abgeleiteten Klängen<br />

nacheinander durch. Unter „Hauptklängen“ versteht Riemann in Dur die Durtonika (T), die<br />

Durdominante (D) <strong>und</strong> die Dur- (S) <strong>und</strong> Mollsubdominante ( o S); in Moll meint er damit die<br />

Molltonika ( o T), die Mollsubdominante ( o S) <strong>und</strong> die Moll- ( o D) <strong>und</strong> Durdominante (D + ) (Abb.<br />

1). 2<br />

Abbildung 1: Hauptklänge in Dur <strong>und</strong> Moll<br />

Schon unter diesen Hauptklängen befinden sich leiterfremde <strong>Akkorde</strong>: die Mollsubdominante in<br />

Dur <strong>und</strong> die Durdominante in Moll. 3 Für die Verwendung dieser <strong>Akkorde</strong> innerhalb der Dur<strong>und</strong><br />

Molltonleiter benutzt Riemann eine eigene Bezeichnung: „Molldur“ für die Durskala mit<br />

kleiner Sext, „Durmoll“ für die Mollskala mit großer Sept (Abb. 2). 4<br />

1 Synonyme Begriffe Riemanns für „Hauptklänge“ sind auch „Hauptharmonien“ oder „Hauptfunktionen“.<br />

2 Zu diesen Hauptklängen gelangt Riemann, indem er von der Dur- <strong>und</strong> Molltonika aus den „schlichten Quintklang“,<br />

den „Gegenquintklang“ <strong>und</strong> den „Gegenklang“ bildet. Der „schlichte Quintklang“ befindet sich in<br />

Dur eine Quint über (D), in Moll unter ( o S) der jeweiligen Tonika. Der „Gegenquintklang“ ist in Dur eine Quint<br />

unter (S), in Moll eine Quint über ( o D) der Tonika. Den „Gegenklang“ erreicht Riemann über den „Seitenwechsel“<br />

der Tonika: vom gleichen „Hauptton“ (Prim in Dur, Quint in Moll) aus wird der gegensätzliche Klang –<br />

Unter- bzw. Oberklang – gebildet: der Gegenklang von c-e-g ist f-as-c ( o S), der Gegenklang von a-c-e ist e-gish<br />

(D + ). (Vgl. Riemann, Hugo: Handbuch der Harmonielehre. Leipzig: Breitkopf & Härtel 10 1929, S. 32, 38, 49<br />

f.).<br />

„ o “ steht für „Unterklang“, „ + “ (kann wegen des häufigeren Auftretens von Durdreiklängen weggelassen werden)<br />

für „Oberklang“. „Oberklang“ ist gleichgesetzt mit „Durakkord“ (c oder c + bedeutet c-e-g); „Unterklang“<br />

ergibt einen Mollakkord, entsteht aber durch Symmetrie zum Durakkord: o e („unter e“) steht für große Terz <strong>und</strong><br />

Quint unter e, also a-c-e.<br />

3 „Die Terz des Gegenklangs [steht] im Widerspruch zur Tonartvorzeichnung“ (Riemann, Handbuch der Harmonielehre,<br />

S. 54 (im Original gesperrt); vgl. auch ebd. S. 113). Der zweite leiterfremde Zusammenklang ergibt<br />

sich durch den „Leittonwechselklang des schlichten Quintklanges“ – in Dur ein Molldreiklang auf der VII. Stufe,<br />

in Moll ein Durdreiklang auf der erniedrigten II. Stufe (der neapolitanische Sextakkord) (vgl. ebd. S. 113 f.).<br />

4 Riemann, Handbuch der Harmonielehre, S. 169. Riemanns „Molldur“ entspricht Schenkers zweiter Mischungsreihe,<br />

„Durmoll“ stimmt mit der harmonischen Mollskala (bzw. Schenkers vierter Mischungsreihe)<br />

überein (vgl. Schenker, Heinrich: Neue musikalische <strong>Theorien</strong> <strong>und</strong> Phantasien von einem Künstler. Erster<br />

Band: Harmonielehre. Wien, Leipzig: Universal-Edition 1906, Nachdruck 1978, S. 110 f.).

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