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Theorien erweiterter Tonalität und vagierender Akkorde

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68<br />

Vagierende <strong>Akkorde</strong> – Übermäßiger Dreiklang<br />

Abbildung 114: leittönige Verwendung zweier Akkordtöne (vgl. Amon, Lexikon der Harmonielehre, S. 130)<br />

Riemann<br />

Riemann begründet den übermäßigen Dreiklang nicht mit der harmonischen Molltonleiter – er<br />

erhält ihn durch Hinzuziehen der Durdominante in Moll <strong>und</strong> der Mollsubdominante in Dur. 258<br />

So entsteht der übermäßige Dreiklang bei Riemann in Moll aus Bestandteilen der Molltonika<br />

mit der Durdominante, in Dur resultiert er durch das Zusammenwirken der Mollsubdominante<br />

<strong>und</strong> der Durtonika (Abb. 115). 259<br />

Abbildung 115: Entstehung des übermäßigen Dreiklangs in Dur <strong>und</strong> Moll<br />

Da „die musikalische Logik zweiklängige Accorde nicht kennt“ <strong>und</strong> deshalb immer „einen<br />

Klang zum Ausgang nimmt <strong>und</strong> die Bestandteile des anderen als […] dissonante Töne versteht“<br />

260 , können die übermäßigen Dreiklänge verschieden interpretiert werden: entweder als<br />

„kleine Sextaccorde“ oder als „übermässige Quintaccorde“.<br />

Als „kleine Sextaccorde“ betrachtet Riemann die übermäßigen Dreiklänge dann, wenn as-c-e<br />

entweder C-Durdreiklang mit kleiner Sext (c-e-g-as – T 6> , Abb. 116, T. 1) oder c-Unterklang (cas-f)<br />

mit kleiner „Untersext“ (c-as-f-e – S VI< , Abb. 116, T. 2) ist, <strong>und</strong> wenn c-e-gis oder E-<br />

Durdreiklang (e-gis-h) mit kleiner Sext c (D 6> , Abb. 116, T. 3) oder e-Unterklang (e-c-a) mit<br />

kleiner Untersext gis ist (T VI< , Abb. 116, T. 4). Diese kleinen Sextakkorde sind also ursprünglich<br />

Septakkorde (as-c-e-g etc.); Riemann erklärt sich das Wegfallen der Quint (ausgefüllter<br />

258 Wird die Durdominante in Moll verwendet, nennt Riemann die resultierende Skala „Durmoll“ (sie entspricht<br />

der harmonischen Mollskala), das Auftreten der Mollsubdominante in Dur bezeichnet Riemann als „Molldur“<br />

(vgl. Riemann, Handbuch der Harmonielehre, S. 169; Riemanns „Molldur“ entspricht Schenkers zweiter Mischungsreihe,<br />

vgl. Schenker, Harmonielehre, S. 112).<br />

259 Bei der Herleitung des übermäßigen Dreiklangs für C-Dur <strong>und</strong> a-Moll resultiert ein identischer Klang (enharmonische<br />

Umdeutung gis zu as).<br />

260 Riemann, Handbuch der Harmonielehre, S. 169/170 (im Original teilweise gesperrt). Riemann nennt die übermäßigen<br />

Dreiklänge „zweiklängig“, da die beiden großen Terzen, aus denen sie zusammengesetzt sind, von<br />

zwei verschiedenen Dur- oder Molldreiklängen stammen können.

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