19.01.2013 Aufrufe

Theorien erweiterter Tonalität und vagierender Akkorde

Theorien erweiterter Tonalität und vagierender Akkorde

Theorien erweiterter Tonalität und vagierender Akkorde

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Vagierende <strong>Akkorde</strong> – übermäßige Sextakkorde<br />

dar. Die zweite Umkehrung des Akkords (mit der tiefalterierten Quint im Bass), des-g-h, ergibt<br />

den „übermässigen Quartsextaccord“. 340<br />

Abbildung 160: der übermäßige Quartsextakkord<br />

Riemann addiert nun zum ursprünglichen Akkord g-h-des – mit <strong>und</strong> ohne Gr<strong>und</strong>ton – die kleine<br />

Sept; so erhält er die <strong>Akkorde</strong> g-h-des-f bzw. h-des-f. Er verwendet wieder die Umkehrung mit<br />

verminderter Quint im Bass: des-f-g-h ergibt den „übermässigen Terzquartsextaccord“ –<br />

welchen Riemann als g 7 5> bzw. D 7 5> bezeichnet –, des-f-h den „übermässigen Sextaccord“<br />

(Abb. 161). 341<br />

Abbildung 161: übermäßiger Terzquartakkord <strong>und</strong> Sextakkord – abgeleitet von der Dominante<br />

In a-Moll geht Riemann vom Akkord o a bzw. von der Mollsubdominante aus: die Unterquint<br />

von d-f-a wird zu dis-f-a erhöht, bei Riemann ausgedrückt durch a V< bzw. durch das Funktions-<br />

340 Riemann, Handbuch der Harmonielehre, S. 172. Schenker <strong>und</strong> Schönberg nennen in ihren Abhandlungen<br />

keinen übermäßigen Quartsextakkord. Laut Amon ist der übermäßige Quartsextakkord selten <strong>und</strong> hat hauptsächlich<br />

doppeldominantische Funktion (vgl. Amon, Lexikon der Harmonielehre, S. 35). Riemann erwähnt den<br />

übermäßigen Quartsextakkord vermutlich einzig aus dem Gr<strong>und</strong>, weil er später nur durch die entsprechende<br />

Anwendung in Moll (Erhöhung der Unterquint) zum übermäßigen Sextakkord in Moll gelangt.<br />

341 Die entsprechende Bezeichnung für den „übermässigen Sextaccord“ mit durchgestrichenem „Klangbuchstaben“<br />

bzw. Funktionszeichen bleibt Riemann hier schuldig.<br />

Riemann bezeichnet den übermäßigen Terzquartakkord als „Terzquartsextaccord“, obwohl sich die Generalbassterminologie<br />

für gewöhnlich mit der Bezeichnung „Terzquartakkord“ zufrieden gibt – wohl um „übermäßige<br />

Sext“ zu betonen. Dasselbe gilt für Riemanns Bezeichnungen „Sek<strong>und</strong>quartsextaccord“ <strong>und</strong> „Terzquintsextaccord“:<br />

die herkömmlichen Bezeichnungen lauten „Sek<strong>und</strong>akkord“ <strong>und</strong> „Quintsextakkord“.<br />

Es stellt sich die Frage, ob für Riemann die Umkehrung mit (tiefalterierter) Quint im Bass Voraussetzung ist,<br />

oder ob die übermäßigen Sextakkorde nicht auch in anderen Umkehrungen auftreten können – aus seinen Bezeichnungen<br />

der <strong>Akkorde</strong> lässt sich dies nicht eindeutig bestimmen, denn er notiert die verminderte Quint nicht<br />

unterhalb des „Klangbuchstabens“ bzw. des Funktionszeichens. Nur den „übermässigen Sek<strong>und</strong>quartsextaccord“<br />

in Dur notiert Riemann in der Umkehrung (7 unterhalb des Funktionszeichens). Aus den Ausführungen<br />

Riemanns geht nicht hervor, ob er – ähnlich wie Schenker – alle Umkehrungen dieser Akkordbildungen zulässt<br />

<strong>und</strong> nur deshalb die Umkehrung mit Quint im Bass nennt, um die Generalbassbezeichnung nachzuempfinden.<br />

92

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!