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Theorien erweiterter Tonalität und vagierender Akkorde

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Vagierende <strong>Akkorde</strong> – Tristanakkord<br />

Schönberg<br />

Schönberg sieht den Tristanakkord f-h-dis-gis als enharmonische Verwechslung des halbverminderten<br />

Septakkords f-ces-es-as an (Abb. 138), als leitereigene II. Stufe in es-Moll 298 – entsprechend<br />

seiner Verwendung in Takt 83 des Tristanvorspiels. Schönbergs harmonische Weiterführung<br />

des halbverminderten Septakkords nach Fes- bzw. E-Dur (Abb. 139) entspricht jener<br />

bei Wagner; im Tristanvorspiel ist E-Dur jedoch Dominante, bei Schönberg ist E-Dur die erniedrigte<br />

II. Stufe. 299<br />

Abbildung 138: der Tristanakkord als enharmonische Verwechslung des halbverminderten Septakkords<br />

Abbildung 139: Weiterführung des halbverminderten Septakkords in es- (bzw. dis-)Moll 300 (vgl. Schönberg,<br />

Harmonielehre, S. 308)<br />

Schönberg lässt seine eigene Interpretation dieser vieldiskutierten Stelle offen, zeigt aber weitere<br />

Deutungsmöglichkeiten 301 : Wenn man a als Akkordton betrachtet (<strong>und</strong> gis als aufwärts gehenden<br />

Vorhalt), lautet der Akkord f-h-dis-a (Abb. 140). Diesen Akkord betrachtet Schönberg<br />

als Septakkord der II. Stufe mit hochalterierter Terz (dis); die verminderte Quint (f) ist leitereigen<br />

(in Moll) oder tiefalteriert (in Dur). 302<br />

Abbildung 140: a als Akkordton<br />

298 Schönberg, Harmonielehre, S. 310. Schönberg nennt den Akkord jedoch nicht „halbvermindert“, sondern bezeichnet<br />

ihn als II. Stufe in Moll bzw. VII. Stufe in Dur (vgl. ebd., S. 309).<br />

299 Schade, dass Schönberg diese Beispiele nicht mit Stufen bezeichnet hat. Es wäre sehr interessant zu erfahren,<br />

wie Schönberg die Harmoniefolge leitereigene – erniedrigte II. Stufe benennen würde.<br />

300 Eigenartig ist, dass Schönberg im dis-Moll-Beispiel den Tristanakkord „falsch“ notiert: der halbverminderte<br />

Septakkord in dis-Moll lautet eis-gis-h-dis, nicht f-gis-h-dis.<br />

301 Schönberg, Harmonielehre, S. 310.<br />

302 Ebd., S. 309. Dieser Akkord – h-dis-f-a in A-Dur/a-Moll – ist der bei Schönbergs Auflistung der übermäßigen<br />

Sextakkorde fehlende (Doppel-)Dominantseptakkord mit tiefalterierter Quint (= übermäßiger Terzquartakkord<br />

der heutigen Auffassung). Schönbergs Herleitung als „Verbindung der Oberdominant-(Nebendominant-)Möglichkeiten<br />

mit den Mollunterdominantbeziehungen“ entspricht nebenbei bemerkt Schenkers Bezeichnung der<br />

alterierten <strong>Akkorde</strong> als Verbindung der II. <strong>und</strong> V. Stufe.

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