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Theorien erweiterter Tonalität und vagierender Akkorde

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Einleitung<br />

1<br />

<strong>Theorien</strong> <strong>erweiterter</strong> <strong>Tonalität</strong><br />

Die vorliegende Untersuchung setzt sich mit den Harmonielehren von Hugo Riemann, Heinrich<br />

Schenker <strong>und</strong> Arnold Schönberg auseinander. Dabei werden besonders jene Teilabschnitte der<br />

Lehrwerke behandelt, die sich mit der Erweiterung von <strong>Tonalität</strong> <strong>und</strong> mit vagierenden <strong>Akkorde</strong>n<br />

beschäftigen. Erweiterte Harmonik <strong>und</strong> vagierende <strong>Akkorde</strong> – verminderter Septakkord,<br />

übermäßige Sextakkorde etc. – sind wichtige Bestandteile der romantischen Harmonik. Im<br />

Zentrum des Interesses steht, wie drei so unterschiedlichen Autoren wie Riemann, Schenker <strong>und</strong><br />

Schönberg mit diesem Thema umgehen <strong>und</strong> wie sie die vagierenden <strong>Akkorde</strong> behandeln. Es soll<br />

auch herausgef<strong>und</strong>en werden, inwiefern sich ihre <strong>Theorien</strong> auf die Musik in den Jahrzehnten vor<br />

1900 anwenden lassen. Ziel ist daneben auch, eine möglichst gute Übersicht über die harmonischen<br />

Systeme von Riemann, Schenker <strong>und</strong> Schönberg zu erhalten.<br />

Im ersten Kapitel werden jene <strong>Theorien</strong> beleuchtet, mit deren Hilfe Riemann, Schenker <strong>und</strong><br />

Schönberg leiterfremde <strong>Akkorde</strong> in die Tonart einbeziehen. Riemann nutzt dazu seine Systematik<br />

der Harmonieschritte, Schenker erfindet das Prinzip der „Dur-Moll-Mischung“ <strong>und</strong> Schönberg<br />

verknüpft die Dur- <strong>und</strong> Molltonleiter unter anderem mit den Kirchentonarten <strong>und</strong> Nebendominanten.<br />

Die Untersuchung stützt sich bezüglich Hugo Riemann auf sein Handbuch der Harmonielehre<br />

(in der ersten Auflage 1880 als Skizze einer neuen Methode der Harmonielehre erschienen,<br />

10. Auflage 1929), zur Ergänzung wurden aber auch seine Schriften Vereinfachte Harmonielehre<br />

oder die Lehre von den tonalen Funktionen der <strong>Akkorde</strong> (1893, 2. Auflage ca. 1899) <strong>und</strong><br />

Elementar-Schulbuch der Harmonielehre (1905, 4. Auflage 1923) herangezogen. Heinrich<br />

Schenker <strong>und</strong> Arnold Schönberg haben je nur ein Werk zur Harmonielehre veröffentlicht: In<br />

Bezug auf Schenker dient der erste Band seiner Musikalischen <strong>Theorien</strong> <strong>und</strong> Phantasien als<br />

Gr<strong>und</strong>lage dieser Untersuchung, die Harmonielehre (1906, Nachdruck 1978); Ausgangspunkt<br />

bei Schönberg ist dessen Harmonielehre (1911, Nachdruck 2001 der 7. Auflage von 1966), die<br />

ursprünglich ebenfalls als erster Band eines mehrteiligen Werks geplant war. Riemann <strong>und</strong><br />

Schenker gehen stilistisch von der Harmonik der Wiener Klassik aus, während für Schönberg<br />

die Harmonik Richard Wagners Gr<strong>und</strong>lage ist. Die Harmonielehren Riemanns <strong>und</strong> Schönbergs<br />

sind als „Handwerkslehren“ gedacht. Die didaktischen Ansätze der beiden Autoren unterscheiden<br />

sich darin, dass Riemann Beispiele zum Aussetzen gibt (vorgegebene Stimme mit Akkordbezeichnung<br />

oder gegebene Funktionsbezeichnung), Schönberg jedoch anhand unrhythmisierter<br />

Tonsätze möglichst alle Verbindungen von <strong>Akkorde</strong>n zeigen will. Riemanns Harmonielehren<br />

enthalten überhaupt keine Literaturbeispiele – um die Schüler nicht zum Imitieren anzuregen –,<br />

die sehr wenigen Literaturbeispiele in Schönbergs Harmonielehre finden sich vor allem in den<br />

hinteren Kapiteln, die in erster Linie der Diskussion Schönbergs eigener Kompositionstechnik

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