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Theorien erweiterter Tonalität und vagierender Akkorde

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Vagierende <strong>Akkorde</strong> – Übermäßiger Dreiklang<br />

Notenkopf im Beispiel) durch die starke Dissonanz zwischen kleiner Sext <strong>und</strong> Quint. 261 Riemann<br />

zählt die kleinen Sextakkorde zu den Vorhaltsakkorden. 262<br />

Abbildung 116: kleine Sextakkorde<br />

Riemanns zweite Möglichkeit zum Verständnis des übermäßigen Dreiklangs ist dessen Auffassung<br />

als „übermässiger Quintaccord“, wenn also die reine Quint des Dur- oder Molldreiklangs<br />

zur übermäßigen alteriert wird (Abb. 117). 263 Im Gegensatz zur oben genannten Auffassung des<br />

übermäßigen Dreiklangs als kleiner Sextakkord „[liegt] der Schwerpunkt des Accordes […]<br />

nicht im mittleren Tone sondern entweder im tiefsten oder höchsten (jenachdem der Accord im<br />

Dur- oder Mollsinne gefasst ist)“. 264<br />

Abbildung 117: Hochalterieren der Quint bei Durdreiklängen <strong>und</strong> Tiefalterieren der Unterquint bei Molldreiklängen<br />

führt zu übermäßigen Dreiklängen<br />

Riemann äußert sich nicht über die Funktion eines zum übermäßigen Dreiklang alterierten Duroder<br />

Mollakkords. Er sagt nur, dass nach einem übermäßigen Dreiklang ein Harmoniewechsel<br />

möglich ist, zumindest muss der alterierte Ton um einen weiteren Halbton in dieselbe Richtung<br />

geführt werden 265 (Abb. 118).<br />

261 Riemann, Handbuch der Harmonielehre, S. 170. In Riemanns Bezeichnungssystem steht eine am Klangbuchstaben<br />

oder am Funktionszeichen hochgestellte Sechs normalerweise für „hinzugefügte Sext“, nicht wie heute<br />

üblich „Sext statt Quint“.<br />

262 Tatsächlich ist die kleine (Dur-)Sext in den Beispielen Riemanns nur Vorhalt eines akkordeigenen Tons, meist<br />

in Verbindung mit der vorgehaltenen Quart – als kadenzierender Quartsextakkord (z.B. D 6> – D 5 ); einem Akkord<br />

mit hochalterierter Quint hingegen folgt immer ein anderer Akkord (z.B. D 5< – T).<br />

263 Für Riemann gilt ein Akkord dann als alteriert, wenn seine Prim, seine Terz oder seine Quint „chromatisch<br />

verändert“ wird (Riemann, Handbuch der Harmonielehre, S. 171).<br />

264 Riemann, Handbuch der Harmonielehre, S. 171. Für Riemann sind die Mollakkorde mit übermäßiger Unterquint<br />

(entspricht einem tiefalterierten Gr<strong>und</strong>ton) den Durakkorden mit übermäßiger (Ober-)Quint gleichgestellt<br />

– obwohl Riemann selbst diese als ungebräuchlich bezeichnet (vgl. ebd., S. 171).<br />

265 Ebd., S. 171. Wenn sich nur der alterierte Ton auflöst, ergibt sich der Parallelklang des jeweiligen Akkords<br />

(vgl. ebd.).

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