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Theorien erweiterter Tonalität und vagierender Akkorde

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Vagierende <strong>Akkorde</strong> – Halbverminderter Septakkord<br />

Abbildung 84: Auflösungen des halbverminderten Septakkords bei Wagner (vgl. Schönberg, Harmonielehre,<br />

S. 308 <strong>und</strong> 311)<br />

Zusammenfassung<br />

Wie der verminderte Dreiklang hat auch der halbverminderte Septakkord bei Riemann zwei<br />

unterschiedliche Funktionen: Einerseits ist er Vertreter der Subdominante (als Mollunterseptimenakkord),<br />

andererseits hat er Dominantfunktion (als verkürzter Dominantseptnonakkord). In<br />

Bezug auf den halbverminderten Septakkord auf der II. Stufe (als Subdominantvertreter) muss<br />

Riemann aufgr<strong>und</strong> des Systemzwangs zwei Einschränkungen hinnehmen: Er gibt die Verbindung<br />

zur Tonika (S VII – (o) T) wegen ihrer Symmetrie zur Harmoniefolge D 7 –T als herkömmliche<br />

an (obwohl dem halbverminderten Septakkord hauptsächlich die Dominante folgt) <strong>und</strong> er betrachtet<br />

den Gr<strong>und</strong>ton als Sept <strong>und</strong> damit als Dissonanz – das muss Riemann, denn in seinem<br />

System ist der Gr<strong>und</strong>ton des halbverminderten Septakkords auf der II. Stufe in Moll Untersept.<br />

Der halbverminderte Septakkord wird bei Schenker – ebenso wie der verminderte Dreiklang<br />

– nur als VII. Stufe <strong>und</strong> in seiner Funktion als Vertreter der Dominante angesprochen, er sieht<br />

ihn jedoch nicht als Dominantseptnonakkord ohne Gr<strong>und</strong>ton an. Dieser diatonische Septakkord<br />

auf der VII. Stufe wird bei ihm zur Verdeutlichung der Tonikalisierung bei einem Harmonieschritt<br />

nach dem Modell VII-I herangezogen. Diese Auffassung Schenkers stimmt nicht mit der<br />

Praxis überein, denn der halbverminderte Septakkord wird hauptsächlich als II. Stufe <strong>und</strong> in<br />

subdominantischer Funktion verwendet.<br />

Bei Schönberg wird der halbverminderte Septakkord zunächst ähnlich behandelt wie der<br />

verminderte Dreiklang: mit Auflösung durch Quintfall des F<strong>und</strong>aments, also VII-III oder II-V.<br />

Schönberg spricht aber nicht über eine dominantische oder subdominantische Funktion des<br />

halbverminderten Septakkords, denn er betrachtet ihn – nach dem Vorbild Wagners – als Akkord,<br />

der überall hinführen kann.<br />

Verminderter Septakkord<br />

Der verminderte Septakkord h-d-f-as – in harmonischem (c-)Moll auf der VII. Stufe leitereigen<br />

– wurde im Barock als Vorhaltsbildung erklärt 203 , inzwischen wird er jedoch in der Regel als<br />

Dominantseptnonakkord (mit kleiner Non) ohne Gr<strong>und</strong>ton angesehen. 204<br />

203 Amon, Lexikon der Harmonielehre, S. 317 (Anm.).<br />

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