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Theorien erweiterter Tonalität und vagierender Akkorde

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Vagierende <strong>Akkorde</strong> – Übermäßiger Dreiklang<br />

Schönberg die I. oder VI. Stufe 272 (Abb. 123); einzige Bedingung bei der Auflösung des übermäßigen<br />

Dreiklangs ist aber im Prinzip nur, dass der übermäßigen Quint (hier gis) ein um einen<br />

Halbton höherer Ton (hier a) folgt. 273<br />

Abbildung 123: Auflösungen des übermäßigen Dreiklangs (Schönberg, Harmonielehre, S. 292)<br />

Eingeführt wird der übermäßige Dreiklang auf der III. Stufe bei Schönberg zunächst nur durch<br />

die V. <strong>und</strong> die VII. Stufe – aufgr<strong>und</strong> des gemeinsamen erhöhten VII. Skalentons. Jedoch erlaubt<br />

Schönberg schon bald, dass jeder Akkord den übermäßigen Dreiklang vorbereiten <strong>und</strong> ihm folgen<br />

kann 274 , denn Ziel eines übermäßigen Dreiklangs ist es, „durch den künstlichen Leitton<br />

einer Verbindung Richtung zu geben“. 275 Als III. Stufe folgt dem übermäßigen Dreiklang laut<br />

Schönberg hauptsächlich die VI., die I., die IV. <strong>und</strong> die II. Stufe, in jeder möglichen Form eines<br />

Dreiklangs oder Septakkords.<br />

Mithilfe der Kirchentonarten gewinnt Schönberg weitere übermäßige Dreiklänge 276 , insgesamt<br />

gibt es bei Schönberg also drei verschiedene übermäßige Dreiklänge (Abb. 124): auf der I.<br />

(Äolisch), der IV. (Dorisch) <strong>und</strong> der V. Stufe (Phrygisch) in Dur. Diese „künstlichen übermäßigen<br />

Dreiklänge“ werden bei Schönberg behandelt wie der leitereigene übermäßige Dreiklang<br />

auf der III. Stufe: mit Quintfall, Terzfall <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>schritt des F<strong>und</strong>aments nach dem Muster<br />

III-VI, III-I, III-IV <strong>und</strong> III-II (Abb. 125).<br />

Abbildung 124: übermäßige Dreiklänge aus den Kirchentonarten (vgl. Schönberg, Harmonielehre, S. 212)<br />

272 Schönberg, Harmonielehre, S. 291; vgl. ebd., S. 123.<br />

273 Ebd., S. 124. Es gibt auch die Möglichkeit, dass das gis liegenbleibt, wenn es im nächsten Akkord enthalten ist.<br />

274 Vgl. ebd., S. 124, S. 227, S. 294. Dies ist wohl der Gr<strong>und</strong> für Schönbergs Aussage, dass der übermäßige Dreiklang<br />

„auf die Entwicklung der modernen Harmonik einen sehr großen Einfluß gehabt“ hat (ebd., S. 123).<br />

275 Ebd., S. 227 (im Original gesperrt).<br />

276 Schönberg, Harmonielehre, S. 211 f. vgl. Kapitel „<strong>Theorien</strong> <strong>erweiterter</strong> <strong>Tonalität</strong> – Arnold Schönberg“.

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