19.01.2013 Aufrufe

Theorien erweiterter Tonalität und vagierender Akkorde

Theorien erweiterter Tonalität und vagierender Akkorde

Theorien erweiterter Tonalität und vagierender Akkorde

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Abbildung 172: die "gebräuchlichen" Umkehrungen der alterierten <strong>Akkorde</strong><br />

Vagierende <strong>Akkorde</strong> – übermäßige Sextakkorde<br />

Anwendung der übermäßigen Sextakkorde<br />

Schenker schließt aus der festgestellten Zusammensetzung von g-h-des-f, h-des-f <strong>und</strong> h-des-f-as<br />

aus zwei verschiedenen Stufen, dass diese alterierten <strong>Akkorde</strong> auch auf zwei verschiedene Arten<br />

verwendet werden können: als II. Stufe in f-Moll oder als V. Stufe in C-Dur. Das bedeutet<br />

für die Anwendung dieser alterierten <strong>Akkorde</strong>, dass ihnen entweder eine V. <strong>und</strong> eine I. (wenn<br />

der alterierte Akkord als II. Stufe gedacht ist) oder nur eine I. Stufe (wenn der alterierte Akkord<br />

eine V. Stufe darstellen soll) folgen kann: II+V – V – I (in f-Moll) oder II+V – I (in C-Dur)<br />

(Abb. 173). 365 Der alterierte Akkord hat also die Funktion als Doppeldominante oder als Dominante.<br />

Für Schenker stehen beide Varianten der Weiterführung der alterierten <strong>Akkorde</strong> gleichberechtigt<br />

nebeneinander.<br />

Abbildung 173: Verwendung der alterierten <strong>Akkorde</strong> als II. oder als V. Stufe<br />

Die Existenzberechtigung dieser alterierten <strong>Akkorde</strong> begründet Schenker mithilfe der „Tonikalisierung“<br />

366 : Er erklärt die „kombinierte Wirkung zweier Stufen <strong>und</strong> zweier Tonarten“ der alterierten<br />

<strong>Akkorde</strong> als dritten denkbaren Weg der „Tonikalisierung“ – als Verbindung der II. <strong>und</strong><br />

der V. Stufe. 367 Dabei wird „der allzu eindeutige Charakter des V 7 -Akkords durch das g l e i c h -<br />

zeitig hinzutretende Element einer zweiten Stufe in Moll gemildert“. 368<br />

Schenker bringt drei Ausschnitte aus Musikwerken 369 ; die Analyse Schenkers zeigt eindeutig,<br />

dass Schenker den übermäßigen Sextakkord <strong>und</strong> Quintsextakkord als Vertreter des übermä-<br />

365 Schenker spricht hier von der Gr<strong>und</strong>stellung der I. Stufe – nicht wie Schönberg, der ebenfalls von einer I. Stufe<br />

spricht (in zweiter Umkehrung), aber in Wirklichkeit den Vorhaltsquartsextakkord der V. Stufe meint (vgl.<br />

Schönberg, Harmonielehre, S. 296, 298).<br />

366 Vgl. Schenker, Harmonielehre, S. 343 ff.<br />

367 Die erste Möglichkeit war das Voranstellen eines Dominantseptakkordes; die zweite, eine zusätzliche II. Stufe<br />

vor dem Dominantseptakkord zu bringen. Die Verwendung der übermäßigen Sextakkorde zur Tonikalisierung<br />

lässt sich mit ihrer Anwendung als Zwischendominante vergleichen.<br />

368 Schenker, Harmonielehre, S. 372 (Sperrung im Original).<br />

369 Vgl. ebd., S. 373 f.: Schenker nimmt jedoch zu seiner Analyse im Text keine Stellung.<br />

99

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!