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Theorien erweiterter Tonalität und vagierender Akkorde

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Vagierende <strong>Akkorde</strong> – übermäßige Sextakkorde<br />

ßigen Terzquartakkords ansieht (Abb. 174) – so wie er den verminderten Septakkord als Vertreter<br />

des Dominantseptakkords auffasst. 370<br />

Abbildung 174: die alterierten <strong>Akkorde</strong> können einander vertreten<br />

Schenker betont, dass das Vorhandensein einer verminderten Terz allein nicht auf einen alterierten<br />

Akkord schließen lässt, sondern dass auch die Lage dieser verminderten Terz innerhalb des<br />

Akkords eine Bedeutung hat. So gelten laut Schenker nur jene <strong>Akkorde</strong> als alteriert, in denen<br />

sich die verminderte Terz zwischen Terz <strong>und</strong> Quint befindet. 371 Das bedeutet im Fall des übermäßigen<br />

Sextakkords <strong>und</strong> des übermäßigen Quintsextakkords, dass Schenker sie als <strong>Akkorde</strong><br />

mit weggelassenem Gr<strong>und</strong>ton betrachten muss, da sie andernfalls für ihn nicht als alterierte <strong>Akkorde</strong><br />

gelten würden.<br />

Schönberg<br />

Übermäßiger Quintsextakkord<br />

Schönberg geht für die Herleitung des übermäßigen Quintsextakkords – anders als Riemann <strong>und</strong><br />

Schenker vor ihm – von einem Akkord auf der II. Stufe aus. Zunächst zeigt er die „gewöhnliche<br />

Ableitung“: In C-Dur wird der Septakkord auf der II. Stufe in seiner ersten Umkehrung gebracht<br />

(f-a-c-d), dann sein Gr<strong>und</strong>ton <strong>und</strong> seine Terz erhöht <strong>und</strong> seine Quint erniedrigt, sodass sich der<br />

Akkord fis-as-c-dis ergibt. In c-Moll entsteht der übermäßige Quintsextakkord durch Hochalteration<br />

des Gr<strong>und</strong>tones beim Septakkord auf der IV. Stufe (f-as-c-es wird zu fis-as-c-es) (Abb.<br />

175). Diese beiden <strong>Akkorde</strong> (fis-as-c-dis als II. Stufe in Dur <strong>und</strong> fis-as-c-es als IV. Stufe in<br />

Moll) sind „im Klang gleich <strong>und</strong> in der Funktion ziemlich ähnlich“. 372<br />

370 Vgl. Schenker, Harmonielehre, S. 250 f. In einem Beispiel findet sich der arpeggierte Akkord b 2 -gis 2 -f 2 -d 2 <strong>und</strong><br />

im Zuge einer Sequenz seine transponierte Fassung g 2 -es 2 -cis 2 -b 1 ; beide bezeichnet Schenker als II Ì5 + V ì3 . Diese<br />

Intervallzusammensetzung hatte Schenker zuvor als Septakkord der VII. Stufe in „Dur/Moll“ (also als übermäßigen<br />

Quintsextakkord) charakterisiert. Diesem Notenbeispiel fügt Schenker in einem zusätzlichen Basssystem<br />

Gr<strong>und</strong>töne hinzu – er ergänzt die beiden übermäßigen Quintsextakkorde um e bzw. a. Dies bestätigt, dass<br />

Schenker den übermäßigen Quintsextakkord als „Vertreter“ des (Doppel-)Dominantseptakkordes mit verminderter<br />

Quint (bzw. des übermäßigen Terzquartakkordes, hier e-gis-b-d bzw. a-cis-es-g) ansieht. (Analog dazu<br />

sieht Schenker den verminderten Septakkord als Stellvertreter des Dominantseptakkordes an.)<br />

Riemann bringt im Handbuch der Harmonielehre zwei Beispiele, die den übermäßigen Terzquartakkord <strong>und</strong><br />

den übermäßigen Quintsextakkord zum vollständigen Dominantseptnonakkord mit tiefalterierter Quint vereinigen<br />

(vgl. Riemann, Handbuch der Harmonielehre, S. 181/431 <strong>und</strong> S. 209/488).<br />

371 Die <strong>Akkorde</strong> f-a-es-cis <strong>und</strong> e-gis-b-cis z.B. enthalten zwar auch eine verminderte Terz bzw. übermäßige Sext<br />

(cis-es bzw. gis-b); diese kommen aber zwischen einer übermäßigen Quint <strong>und</strong> einer kleinen Sept bzw. zwischen<br />

einer zur reinen erhöhten Quint <strong>und</strong> einer verminderten Sept vor. Beide erhöhten Quinten (Schenker meidet<br />

den Begriff „hochalteriert“) sieht Schenker als „durchgehende Erscheinung“ an (Vgl. Schenker, Harmonielehre,<br />

S. 376 f.).<br />

372 Schönberg, Harmonielehre, S. 296.<br />

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