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Theorien erweiterter Tonalität und vagierender Akkorde

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Vagierende <strong>Akkorde</strong> – übermäßige Sextakkorde<br />

Um die Verbindung des übermäßigen Terzquartakkords mit der erniedrigten II. Stufe, also die<br />

Harmoniefolge II-II (Abb. 184, T. 1) darzustellen, hilft sich Schönberg mit einer Herleitung des<br />

Akkords vom übermäßigen Quintsextakkord (die kleine Non wird zur verminderten, Abb. 184,<br />

T. 2) bzw. vom enharmonisch verwechselten Dominantseptakkord (mit verminderter Quint)<br />

(Abb. 184, T. 3 <strong>und</strong> 4). 388 In beiden Fällen wird der Gr<strong>und</strong>ton d des übermäßigen Terzquartakkords<br />

zu eses umgedeutet.<br />

Abbildung 184: Ableitung des übermäßigen Terzquartakkords vom übermäßigen Quintsextakkord bzw. vom<br />

enharmonisch verwechselten Dominantseptakkord (vgl. Schönberg, Harmonielehre, S. 308)<br />

Die den Harmonieschritt d-des erklärende Umdeutung zu as-des ist bei den herkömmlichen<br />

Harmoniefolgen der II. Stufe (II-V, II-III <strong>und</strong> II-I 389 , Abb. 185) nicht sinnvoll, denn das hieße,<br />

dass der Gr<strong>und</strong>ton des übermäßigen Terzquartakkords eigentlich nur eine enharmonische Verwechslung<br />

der tiefalterierten Quint ist. 390<br />

Abbildung 185: "gebräuchliche" Auflösungen des übermäßigen Terzquartakkords<br />

Schönberg gibt den übermäßigen Terzquartakkord auch als mögliche Deutung des Tristanakkords<br />

an – wenn gis als Vorhalt zu a betrachtet wird. 391<br />

Anwendung der übermäßigen Sextakkorde<br />

In den Notenbeispielen 392 – wie fast überall in Schönbergs Harmonielehre in Form von unrhythmisierten<br />

„Beispielsätzchen“ – zeigt Schönberg die Einführung <strong>und</strong> Auflösung des übermäßigen<br />

Quintsextakkords (Abb. 186) bzw. seiner Umkehrungen. Nach Schönberg erfordern<br />

388 Vgl. Schönberg, Harmonielehre, S. 309. Diese enharmonische Umdeutung des übermäßigen Terzquartakkords<br />

d-fis-as-c ergibt also einen weiteren übermäßigen Terzquartakkord, as-c-eses-ges. Schönberg erkennt dies offenbar<br />

nicht. Auch nimmt er keinen Bezug darauf, in welchem Verhältnis dieser übermäßige Terzquartakkord<br />

zum übermäßigen Quintsextakkord steht (der übermäßige Terzquartakkord besitzt statt der Non des übermäßigen<br />

Quintsextakkords den Gr<strong>und</strong>ton).<br />

389 Der hier als „II-I“ angegebene F<strong>und</strong>amentschritt ist keiner, denn die I. Stufe (hier e-g-g-c) ist in Wirklichkeit V.<br />

mit Quartsextvorhalt.<br />

390 Schönberg, Harmonielehre, S. 309. Ähnliches lässt sich für den halbverminderten Septakkord der II. Stufe<br />

sagen (vgl. ebd.).<br />

391 Vgl. ebd., S. 310 bzw. Kapitel „Tristanakkord“.<br />

392 Schönberg, Harmonielehre, S. 300-304 (Nr. 185).<br />

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