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Theorien erweiterter Tonalität und vagierender Akkorde

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117<br />

Johannes Brahms: Intermezzo op. 117/2<br />

auffassen, in F-Dur oder in b-Moll. 416 Schönberg nennt in seiner Harmonielehre zunächst nur<br />

die Verwendung des übermäßigen Sextakkords als II. Stufe – was eine Deutung des übermäßigen<br />

Sextakkords z.B. in Takt 29 nur in b-Moll zulassen würde; mithilfe der „Nachbildungsmethode“<br />

– wonach bei Schönberg im Prinzip jede Akkordbildung auf jeder Stufe zu stehen kommen<br />

kann – ist es Schönberg aber möglich, den übermäßigen Sextakkord auch in anderen Tonarten<br />

(hier F-Dur) zu deuten. 417<br />

Abbildung 195: Johannes Brahms: Intermezzo b-Moll op. 117/2, Takt 43 bis 48<br />

Riemann Ges-Dur<br />

F-Dur<br />

Schenker Ges-Dur<br />

F-Dur-Moll<br />

Takt 43-44 45 46<br />

D 7<br />

(D 7 )[S>]<br />

V 7<br />

ÌVI Ì7<br />

C 7<br />

íVII<br />

Schönberg F-Dur VI = II VII V<br />

416 Riemann <strong>und</strong> Schenker nennen in ihren Harmonielehren mehrere Interpretationsmöglichkeiten des übermäßigen<br />

Sextakkords: als Dominante bzw. V. Stufe, als Subdominante bzw. II. Stufe <strong>und</strong> als Zwischendominante<br />

(auch Doppeldominante) bzw. zur „Tonikalisierung“ des folgenden Akkords.<br />

Riemanns Auffassung des übermäßigen Sextakkords als Subdominante <strong>und</strong> Schenkers Anwendung als II. Stufe<br />

(bzw. Riemanns alterierte Doppeldominante) unterscheiden sich voneinander: Riemanns alterierte Mollsubdominante<br />

(S v< ) ist in c-Moll fis-as-c statt f-as-c, Schenkers alterierter Akkord in Verwendung als II. Stufe (bzw.<br />

Riemanns alterierte Doppeldominante) lautet in c-Moll fis-as-c statt fis-a-c – die Alteration betrifft also unterschiedliche<br />

Akkordtöne. Was die Stimmführung betrifft, kommt die unterschiedliche Deutung aber auf dasselbe<br />

hinaus: Riemann fasst die Terz der Mollsubdominante (as) auch als Leitton auf (der Terz der Dominante (fis)<br />

entsprechend).<br />

417 Dasselbe trifft auch auf die dominantische Verwendung des übermäßigen Terzquartakkords (T. 79/3) zu:<br />

Schönberg würde die Stelle aufgr<strong>und</strong> seiner Ableitung des übermäßigen Terzquartakkords von der II. Stufe zunächst<br />

in es-Moll deuten; mithilfe seines Prinzips der Nachahmung kann Schönberg diese Stelle aber auch in B-<br />

Dur bzw. b-Moll interpretieren.<br />

D 7<br />

V 7

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